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100 Jahre Physiotherapie in Österreich: Profi gibt Anti-Büroschmerzen-Tipps

Physiotherapeut Andreas Luger im Einsatz in seiner Wiener Praxis.
Physiotherapeut Andreas Luger im Einsatz in seiner Wiener Praxis. ©Andreas Luger
Vor 100 Jahren begann die Geschichte der Physiotherapie in Österreich. Anlässlich des Jubiläums hat sich VIENNA.at hilfreiche Tipps von Physiotherapeut Andreas Luger geholt, um Schmerzen aus dem Büroalltag zu vermeiden.
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Rund 8.000 Physiotherapeuten arbeiten aktuell in Österreich. Sie gelten als Experten für den Erhalt und die Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit in allen Lebenslagen des Menschen – möglichst ohne Operationen und Medikamente.

Die Geschichte der Physiotherapie in Österreich

“Die Geschichte der Physiotherapie ist in Österreich, wie in vielen anderen Ländern auch, eine Erfolgsgeschichte, die anfangs von Frauen geschrieben wurde”, erklärt Silvia Mériaux-Kratochvila, Präsidentin von Physio Austria, dem Bundesverband der Physiotherapeuten. “Es ist vor allem in den Anfängen eine Geschichte der Emanzipation von Frauen in der Medizin sowie eines jungen aufstrebenden Gesundheitsberufs gegenüber einer über Jahrhunderte etablierten Ärzteschaft.”

Der Grundstein wurde 1916 vom Arzt Josef Kowarschik am Kaiser Jubiläumsspital der Stadt Wien, im heutigen Krankenhaus Hietzing, gelegt. Er gründete die erste staatlich anerkannte Ausbildungsstätte für “Physikotherapie” – eine Form der Heilgymnastik und physikalischer Anwendungen. An dieser Privatschule lernten ausschließlich Frauen. Zunächst nur einige Wochen, dann einige Monate und schließlich, ab dem Jahr 1940, ein Jahr, bis zum Ende ihrer Ausbildung. Es fehlte eine gesetzliche Basis für die Schule, weshalb sich die Lehrinhalte erheblich von der Ausbildung in anderen Ländern unterschieden. Mit zunehmender Professionalität und Spezialisierung der Physiotherapie stieg auch das Interesse der Männer an diesem Berufsbild. Der heutige Anteil der männlichen Studierenden in Wien liegt bei etwa 30 Prozent.

Die moderne Physiotherapie

Die moderne Physiotherapie gewinnt sowohl gesundheitlich, als auch ökonomisch immer mehr an Bedeutung. “Vor allem die multiprofessionelle Zusammenarbeit von Physiotherapeuten und Ärzten verschiedener Fachrichtungen verspricht große Behandlungserfolge”, so Prof. Dr. Stefan Marlovits, Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie, der sehr eng mit verschiedenen Disziplinen der Physiotherapie zusammenarbeitet. “Das steigert nicht nur die Qualität der medizinischen Versorgung, sondern hilft auch Kosten zu sparen, indem zum Beispiel teuren Operationen oder Nachbehandlungen vorgebeugt wird.”

Vor 100 Jahren noch ohne jegliche gesetzliche Grundlage, ist die Physiotherapie heute gut organisiert und breit gefächert. Zahlreiche österreichische Fachhochschulen bieten die Ausbildung an, welche sich seit Ernennung der Physiotherapie zum akademischen Beruf im Jahr 2006, kaum vor Interessenten retten können. Bundesweit schreiben sich jährlich rund 400 Erstsemester ein. Allein in Wien gibt es 12 Mal mehr Bewerber als Studienplätze zur Verfügung stehen.

Physio Austria Veranstaltungen zum 100-jährigen Jubiläum

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums veranstaltet die Physio Austria im November ein großes Symposium in Wien, in dessen Rahmen Strategien für die Zukunft der Physiotherapie erarbeitet werden sollen. Alle Infos zu dieser und anderen Veranstaltungen finden Sie auf der Jubiläumswebsite.

Anti-Büroschmerz-Tipps von Physiotherapeut Andreas Luger

“Im Wesentlichen gibt es bei Schmerzen im Zusammenhang mit Bürotätigkeiten zwei Komponenten, die für die Entstehung verantwortlich sind oder die Schmerzen verstärken können”, weiß Physiotherapeut Andreas Luger.

Einerseits führt Stress zu einer höheren Grundspannung in der Muskulatur des Halteapparats. Viele kennen das in Verbindung mit erhöhter Aktivität der Kaumuskulatur oder Schulterspannungen, erklärt Luger. Andererseits verschlechtert sich auch die Durchblutung und somit die Versorgung sämtlicher Strukturen im Körper.

Therapieansätze des Experten:

Zum Stressabbau eigenen sich alle Konditionssportarten sehr gut. Allerdings sind auch der Austausch mit Kollegen und Freunden sehr wichtig im Umgang mit Stress. Wenn stressige Phasen immer wieder durch Entspannungsphasen unterbrochen werden, führen sie seltener zum Ausgebranntsein und auch der Bewegungsapparat kann sich erholen.

Andererseits führt die statische Position während der Arbeit am Schreibtisch häufig zu Überlastungsschmerzen. Laut Luger liegt oft kein struktureller Schaden vor, sondern eine allgemeine Überlastung durch die gleichbleibende Position während der Arbeit.

Therapieansätze des Experten:

Häufig wird mit der Suche nach der perfekten Sitzposition viel Zeit verbracht. Der eigentliche Zugang aber sollte ein anderer sein: “Welche alternativen Positionen kann ich in meinen Arbeitsalltag einbauen?”

  • Sitzunterlagen, wie Keilkissen und Luftkissen für 10-30′ Phasen 2-3 x pro Tag
  • “Stehungen” statt Sitzungen. Studien zeigen erhöhte Aufmerksamkeit im Stehen und einen erhöhten Grundumsatz. Anfangs findet man das Stehen bei der Arbeit eher unangenehm, nach einiger Zeit interpretiert das Gehirn die Postion als normal und man arbeitet gefühlt ähnlich effektiv wie im Sitz. Stehendes Arbeiten wird in Zukunft ein fixer Bestandteil des Büroalltags werden.
  • Übungen und Positionswechsel. Apps wie “Office-Workout”, “Office Exercise” oder “Office Workout” sind auch im Büro einfach einzusetzen. Die richtige Dosis ist von Person zu Person unterschiedlich. Ein spezifisches Training, speziell für individuelle Defizite ist nur nach der funktionellen Analyse eines Physiotherapeuten möglich.

Der generelle Rat des Profis: “Wenn man nun nach speziellen Übungen fürs Büro Ausschau hält, gilt: Nichts darf Schmerzen verursachen, keine gehaltenen Positionen sondern Bewegungsübungen bringen’s – es heißt nicht umsonst Bewegungsapparat.”

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