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20 Jahre Hip-Hop-Institution Texta

20 Jahre Texta: Ohne Vertrag und Masterplan zur Hip-Hop-Institution
20 Jahre Texta: Ohne Vertrag und Masterplan zur Hip-Hop-Institution ©APA/GEORG HOCHMUTH
In 20 Jahren haben Texta sieben Alben beziehungsweise 94 Songs veröffentlicht, etliche Soloausflüge gewagt und auch vor Musiktheater nicht zurückgeschreckt. Insgesamt wurden rund 700 Shows absolviert.

Ist Nummer 1.000 also das nächste große Ziel? “Das wäre mit dem derzeitigen Schnitt in zehn Jahren. Das wird schon hart werden”, grinst Flip im Interview mit der APA. Gemeinsam mit DJ Dan (Daniel Reisinger) sitzt Flip alias Philipp Kroll in einem Wiener Cafe und lässt im Gespräch die bisherige Karriere Revue passieren.

20 Jahre Texta

Zu erzählen gibt es viel, hat sich doch in der Musikindustrie einiges getan, seit 1995 mit “Geschmeidig” die erste EP der Linzer Hip-Hop-Gruppe erschienen ist. “Masterplan hat es keinen gegeben”, erklärt Flip die Absenz des Wunsches, Rapstar zu werden. Stattdessen hat man sich einfach der Musik gewidmet. “Wir haben ja keine Ahnung vom Business gehabt und wussten nicht, wohin Rap überhaupt geht.”Anfang und Mitte der 90er war das Genre im deutschsprachigen Raum noch maximal in den Kinderschuhen, “damals ist es ja noch belächelt worden”, erinnert sich Flip. Sukzessive hat sich aber über erste Gehversuche in Linz sowie den Blick ins benachbarte Deutschland etwas entwickelt, aus dem die heute längst dienende Combo des heimischen Raps geworden ist. Gemeinsam mit den Kollegen Huckey, Laima und dem mittlerweile ausgestiegenen Skero war man Zeuge jenes Booms, der Rap zum Ende des Jahrtausends in unseren Breiten massenkompatibel werden ließ.

“Es ist professioneller geworden”, wirft Dan ein. Mediale Plattformen wie Fett MTV oder das Magazin “Juice” haben ihren Teil dazu beigetragen, Acts wie Fettes Brot, Freundeskreis und Absolute Beginner toppten die Charts. “Das war eine Welle, die losgetreten worden ist”, resümiert der DJ der Band. Für Texta selbst war aber der Bruch in der Musikindustrie mit den einsetzenden 2000er-Jahren deutlich spürbar, nicht zuletzt weil ihr deutsches Label in Konkurs ging – und darunter auch die mediale Aufmerksamkeit auf diesem wichtigen Markt litt.

Ohne Vertrag und Masterplan zur Hip-Hop-Institution

Ein Vorteil für die Linzer Band war in dieser Phase ihre Unabhängigkeit in einem schnelllebigen Business, wie Dan betont. “Wir sind bei diesem Boom nicht mitgeschwommen.” Und Flip ergänzt: “Im Endeffekt haben wir nie einen Vertrag unterschrieben.” Vom kreativen bis zum wirtschaftlichen Aspekt herrschte also Selbstbestimmung, weshalb der MC seine Gruppe auch als “Anti-Mainstream-Artist” definieren würde. “Bei uns ist es immer um einen State of Mind gegangen, wo das Oeuvre im Vordergrund war und nicht ein bestimmter Trend. Wir waren immer eher die Verweigerer.”

Eine Ausrichtung, mit der Texta bis heute gut fahren. “Keiner von uns wollte die Marionette oder der Kasperl von irgendjemanden sein. Das hat uns aber sicher auch Wege versperrt”, analysiert Flip nüchtern. Schließlich werde man als Band, die Booking oder Tourmanagement selbst übernimmt, schon mal etwas schief angeschaut. “Das ist auch eine gewisse Sturheit, aber wir wollten unsere künstlerische Integrität um nichts in der Welt aufgeben. Das war das vorrangige Ziel.”

Nächster Schritt: Auftritt im WUK

Über die Jahre folgten nicht nur etliche Alben, wie etwa das jüngst vorgelegte “Grotesk”, sondern auch Kollaborationen mit namhaften Kollegen und zwei Amadeus Music Awards. Nach dem Abgang von Skero, der sich künftig stärker seiner Solokarriere widmen will, wird es aber keineswegs still um das verbliebene Quartett. Nach der kürzlich erschienen Best-Of “XX” wird schon am nächsten Album gebastelt. “Es gibt ein grobes Konzept, jetzt schauen wir mal, wohin das führt und wie langes es dauern wird”, gibt sich Flip aber noch zurückhaltend.

Über den möglichen 30. Geburtstag denkt man bei der Hip-Hop-Institution indes noch nicht nach. “Zehn Jahre planen wir nicht vor, aber die nächsten zwei, drei Jahre sind definitiv besetzt”, lacht Dan. Wobei Flip ergänzt: “Aber wenn wir zehn Jahre vorplanen, wollen wir auf jeden Fall die 1.000 Konzerte knacken. Und wenn wir uns in die Fußgängerzone stellen und gratis spielen.” Der nächste Schritt auf diesem Weg ist jedenfalls der Auftritt im Wiener WUK am 5. Dezember, bei dem man nicht nur von Blumentopf und Schönheitsfehler Unterstützung erhält, sondern auch noch Skero seine altbewährten Reime ins Auditorium feuern wird.

(APA)

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