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26 libysche Rebellen in Brega getötet

Libysche Regierungstruppen haben erstmals seit Beginn der internationalen Luftangriffe im März eine Scud-Rakete gegen die Rebellen eingesetzt. Die Kurzstreckenrakete sei offenbar auf die Hafenstadt Brega abgefeuert worden, habe ihr Ziel aber verfehlt, erklärte das US-Verteidigungsministerium am Montag. Die Rebellen dementierten indes Berichte über Geheimverhandlungen mit Vertretern von Machthaber Muammar al-Gaddafi.
Rebellen in Zawiya

Die Scud-Rakete sei von der Gaddafi-Hochburg Sirte (Surt) aus abgefeuert worden, sagte ein Pentagon-Vertreter, der anonym bleiben wollte. Das Geschoß habe Brega um etwa 80 Kilometer verfehlt und sei in der Wüste gelandet. Niemand sei verletzt worden. Die britische Zeitung “The Telegraph” berichtete, ein im Mittelmeer kreuzendes US-Kriegsschiff habe den Abschuss bemerkt.

Nach Schätzungen von Experten besitzt Libyen etwa 240 noch von der Sowjetunion produzierte Scud-Raketen mit einer Reichweite von etwa 300 Kilometern. Außerdem soll Gaddafi von Nordkorea einige Scud-Raketen gekauft haben. In US-Kreisen hieß es, ein Einsatz von Scud-Raketen sei militärisch nicht sehr sinnvoll, zeige aber die verzweifelte Lage der Gaddafi-Truppen. Bisher hatten die Gaddafi-Truppen nur Kurzstrecken-Raketen vom Typ Grid eingesetzt. Der frühere irakische Machthaber Saddam Hussein hatte Scud-Raketen während des zweiten Golfkriegs 1990 gegen Ziele in Israel eingesetzt.

Zahlreiche Tote in Brega

In Brega starben am Montag nach Angaben der Oppositionszeitung “Qurayna” 26 Kämpfer der Rebellenarmee. 40 Kämpfer seien verletzt worden, hieß es am Dienstag. Die meisten von ihnen seien von Scharfschützen erschossen worden. In der Umgebung von Sabratha westlich von Tripolis sollen zwei Rebellen getötet worden sein.

Die Rebellen haben Brega nach eigenen Angaben weitgehend unter ihre Kontrolle gebracht, die Gefechte um die Ölanlagen am Stadtrand dauerten aber weiter an. Brega war lange ein Vorposten Gaddafis im ansonsten von den Rebellen beherrschten Osten des Landes. Im Westen des Landes hatten die Aufständischen zuletzt nach eigenen Angaben die Städte Gharjan und Sorman eingenommen. Außerdem sei ein Großteil der Stadt Zawiyah (Sawija) in ihrer Hand, was die Gaddafi-Führung bestritt. Die Küstenstadt 45 Kilometer westlich von Tripolis ist die letzte Bastion Gaddafis vor der Hauptstadt.

Staatliche Medien ignorieren Erfolge der Rebellen

Die Nachrichtenagentur “Jana” meldete lediglich, bei einem Treffen von Stammesführern der Zentralregion in Gaddafis Heimatstadt Sirte (Surt) habe man beschlossen, Waffen und Munition von den Bürgern einzusammeln, damit nicht sinnlos herumgeschossen werde. Die Waffen sollten stattdessen für den Kampf gegen die Feinde Libyens eingesetzt werden.

Während des Treffens sei außerdem über die Vorbereitungen für die Feier zum Nationalfeiertag am 1. September gesprochen worden, hieß es in dem Bericht. Am Jahrestag der Revolution von 1969, die ihn an die Macht brachte, lässt sich Gaddafi jedes Jahr mit großem Pomp feiern.

Der Vizepräsident des Übergangsrates, Abdel Hafis Ghoga, sagte in der Rebellenhochburg Benghazi (Bengasi), dass es “keine Verhandlungen oder Gespräche” mit Gaddafis Regierung gebe. Zuvor hatte es aus tunesischen Sicherheitskreisen geheißen, Vertreter beider Seiten in dem seit Monaten andauernden Konflikt hätten sich auf der tunesischen Ferieninsel Djerba getroffen. Außerdem seien ausländische Vermittler beteiligt gewesen. Die Gespräche seien unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in einem Hotel geführt worden.

Spekulationen um Exil Gaddafis

Auch der UN-Sondergesandte für Libyen, Abdul Ilah al-Khatib, war am Montag nach Tunesien gereist und hatte gesagt, er wolle an Verhandlungen über die libysche Zukunft teilnehmen. Ein UN-Sprecher sagte später allerdings, den Vereinten Nationen sei nichts über Verhandlungen zwischen Gaddafi-Vertretern und den Aufständischen bekannt. Die Angaben über Geheimgespräche hatten Hoffnungen auf eine Verhandlungslösung geweckt. In verschiedenen Medien und Onlinenetzwerken hatte es geheißen, dass sich Gaddafi womöglich bald ins Exil begeben könnte.

Die Hauptstadt Tripolis, in der Gaddafi vermutet wird, ist nach Rebellen-Angaben abgeriegelt. Um die dringend nötige medizinische Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten, gaben die Niederlande am Dienstag rund 100 Millionen Euro aus eingefrorenen Geldern Gaddafis frei. Die niederländische Regierung entspreche mit der Freigabe der Gaddafi-Gelder einer Bitte der Weltgesundheitsorganisation (WHO), erklärte Außenminister Uri Rosenthal am späten Montagabend. Die WHO brauche dringend Mittel zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung.

Die WHO hat inzwischen die Lieferung von Medikamenten an Libyen angeschoben. Das bestätigte eine WHO-Sprecherin am Dienstag in Genf.

(APA)

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