42 Menschen nahmen sich 2012 in Vorarlberg das Leben
Die Suizidrate ist damit weiter rückläufig: Im Vergleichzeitraum des Vorjahres hatten sich noch 47 Personen selbst das Leben genommen. Seit Einführung des jährlichen Suizidberichts vor 25 Jahren hat sich die Anzahl der Selbstmorde sogar halbiert, erläutert Primar Reinhard Haller anlässlich der Präsentation des diesjährigen Suizidberichts.”
Niedrigste Suizidrate im Bundesvergleich
Wichtiger noch als die absolute Anzahl ist der relative Wert, heruntergebrochen auf je 100.000 Einwohner, so Primar Albert Lingg vom LKH Rankweil. Hier liegt Vorarlberg mit mit einem Wert von 11,3 sowohl unter jenem für Gesamtösterreich (15,1) wie auch unter dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufenen Ziel einer Suizidrate unter 15.
Im Vergleich mit den anderen Bundesländern weist Vorarlberg damit die geringste Selbstmordrate auf. Den Grund für diesen Rückgang sieht Haller in der verbesserten psychsozialen Versorgung. Sowohl er als auch Lingg sehen hier allerdings noch Nachholbedarf, insbesondere bei den Krisendiensten in der Nacht und am Wochenende. Die Forderung: “Den sich stets rascher verändernden Anforderungen an diese Dienste muss Rechnung getragen werden!”
“Der Suizidversuch ist jung und weiblich”
Einem langjährigen Trend folgend, waren auch 2012 wieder deutlich mehr erfolgreiche Suizide unter Männern zu verzeichnen. Die Ursache dafür sieht Lingg einerseits in der männlichen Biologie, die anders mit Aggression und Frustration umgeht als das weibliche Pendant. Andererseits in der unterschiedlichen Sozialisation: Viele Männer glauben nach wie vor, keinerlei Schwächen zugeben zu dürfen.
Dieses Verhältnis kippt leicht, schaut man sich die Anzahl der Suizidversuche – etwa 20-30 pro geglücktem Selbstmord – an. Hier sind es vor allem junge Frauen, die betroffen sind. Lingg fasst diesen Umstand folgendermaßen zusammen: “Der Suizidversuch ist jung und weiblich, der geglückte Suizid männlich und mittleren Alters.” Der Großteil der Selbsttötungen wurde rund um das 50. Lebensjahr begangen. Diese Altersgruppe sei von verstärktem Druck im Berufsleben sowie Beziehungskrisen und Trennungen besonders betroffen, hieß es im Bericht.
80 Prozent werden vorher angekündigt
Insgesamt werden rund 80 Prozent der Selbstmordversuche vorher angekündigt. Deswegen auch der Appell an den Einzelnen: “Suizidverhütung lässt sich nicht an Programme delegieren, sondern muss bei der Hilfsbereitschaft jeder und jedes Einzelnen ansetzen”, so Haller. Ansprechpartner in solchen Fällen sind die aks Sozialpsychiatrischen Dienste, die Telefonseelsorge (Nummer 142), K.I.T., IfS, Pro Mente oder die jeweiligen Behandlungsstellen für psychisch kranke Menschen, etwa am LKH Rankweil. (MST)