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82 Verletzte bei Straßenschlachten in Nordirland

Bei den anhaltenden Ausschreitun­gen in Nordirland sind nach offiziellen Anga­ben 82 Polizisten verletzt worden. In der Nacht auf Dienstag kam es erneut zu Straßenschlachten mit erheblichen Zerstörungen. Besonders schwer verletzt wurde ein Beamter, der Schusswunden an Brust und Armen erlitt. Ebenfalls im Krankenhaus behandelt werden musste eine Polizistin, die von einem Ziegelstein am Kopf getroffen wurde. Über die Zahl der verletzten Demonstranten lagen zunächst keine Berichte vor.
Verletzte bei Straßenschlachten

Ein Streckenabschnitt von Nordirlands Schienennetz musste südwestlich von Belfast einige Zeit gesperrt werden, nachdem Randalierer versucht hatten, einen mit 55 Reisenden besetzten Zug in Brand zu stecken. Dem Lokführer gelang es jedoch, noch schnell genug mit dem Zug wegzufahren. Reisende auf der Strecke Dublin-Belfast mussten innerhalb von Nordirland auf Busse umsteigen.

Katholische Demonstranten warfen mit Flaschen und Molotow-Cocktails auf die Sicherheitskräfte, die sich mit Wasserwerfern und Gummigeschoßen zur Wehr setzten. Die traditionellen Märsche des protestantischen Oranier-Ordens am Montag hatten die Proteste ausgelöst. Besonders schwer verletzt wurde eine Polizistin, die von einem Ziegelstein am Kopf getroffen wurde. Über die Zahl der verletzten Demonstranten lagen zunächst keine Berichte vor.

Die Polizei und Politiker machten Dissidenten der der früheren separatistischen Untergrundorganisation Irisch Republikanische Armee (IRA) dafür verantwortlich, die Gewalt angestachelt und koordiniert zu haben. Die Ausschreitungen hatten in dem Belfaster Stadtteil Ardoyne begonnen, wo etwa 100 Demonstranten eine Sitzblockade veranstalteten, um einen Zug der Oranier aufzuhalten. Zugleich griffen vermummte Männer und Jugendliche die Polizei an. Von dort aus breitete sich die Gewalt in andere Arbeitergegenden Belfasts und in andere Städte in Nordirland aus.

Ein ranghohes Mitglied der nordirischen Polizei sagte, es müsste eine langfristige Lösung gefunden werden, wie man mit den Paraden der Protestanten umgehen könne. “Das ist der einzige Weg, wie wir von Chaos, Spannungen und Angst wegkommen, die Nordirland jedes Jahr erfassen.”

Die Oranier-Umzüge finden alljährlich am 12. Juli statt, dem Jahrestag der historischen Schlacht am Fluss Boyne nordwestlich von Dublin. Dort bezwang der Protestant Wilhelm von Oranien 1690 den englischen König Jakob II., einen Katholiken, und wurde dessen Nachfolger. Am Jahrestag der Schlacht kam es auch schon in der Vergangenheit regelmäßig zu Ausschreitungen. In den vergangenen 15 Jahren mussten die Oranier immer mehr Einschränkungen bei der Auswahl ihrer Parade-Strecken hinnehmen. Gleichzeitig ging die Gewalt deutlich zurück.

Bereits am Sonntag waren bei Ausschreitungen in Belfast drei britische Polizisten durch Schrotkugeln verletzt worden.

Dem Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten in Nordirland, der 1998 mit dem sogenannten Karfreitagsabkommen formell beendet wurde, fielen in drei Jahrzehnten 3.500 Menschen zum Opfer. Die größten Untergrundorganisationen legten ihre Waffen nieder, einzelne kleine Splittergruppen aber halten bis heute an sporadischen Gewaltaktionen fest.

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