Das österreichische Traditionsunternehmen Niedermeyer wird wahrscheinlich “relativ rasch” zusperren, sagte dessen Sprecher Christian Rothmüller am Mittwoch. Der Abverkauf in den Filialen werde ab Freitag beginnen. Weder Unternehmen aus der Branche noch Finanzinvestoren wollten ein definitives Angebot für die Elektrofachkette abgeben, so Rothmüller. Experten der Gläubigerschutzverbände bedauerten das Scheitern der Sanierung, sprachen aber von einer “geordneten Schließung und Liquidation”. Für die betroffenen Arbeitnehmer versprach die Gewerkschaft Unterstützung.
Situation von Niedermeyer erinnert an Cosmos
AKV-Expertin Birgit Trieb zufolge erinnert das Niedermeyer-Aus stark an die Cosmos-Pleite. Die Branche müsse ihr Business-Modell überdenken, der Druck der Großen bzw. aus dem Online-Handel sei zu groß, um derartige Konzepte wie bei Niedermeyer zu fahren. Sie betonte, dass die Lieferanten von Niedermeyer bis zum Schluss mitgespielt hätten. Unterstützung für die Arbeitnehmer von Niedermeyer kommt von der Gewerkschaft. Eine Arbeitsstiftung komme zwar nicht, dennoch werde man alle Beschäftigten im Insolvenzverfahren vertreten und schauen, “dass die zu ihren Ansprüchen kommen”, betonte Karl Proyer, stellvertretender Bundesgeschäftsführer der GPA-djp.
Die größte Insolvenz in Wien
Niedermeyer hatte am 2. April ein Insolvenzverfahren am Handelsgericht Wien beantragt. Zunächst haben von den damals 580 Beschäftigten 280 ihren Job verloren, 53 der 98 Filialen wurden geschlossen. Die Schulden wurden bei der Insolvenzeröffnung mit knapp 29 Millionen Euro beziffert. Damit war Niedermeyer die größte Insolvenz in Wien. Insgesamt waren rund 840 Gläubiger von der Pleite betroffen.
Unternehmen schrieb rote Zahlen
Im Geschäftsjahr 2011/12 (per 30. April) erlitt Niedermeyer einen Verlust von 2,9 Millionen Euro, im Jahr davor hatte das Unternehmen einen geringen Gewinn in der Größenordnung von 100.000 Euro. 2009/10 hatte die Elektrokette mit einem Minus von 5,22 Millionen Euro noch rotere Zahlen als zuletzt geschrieben.
Niedermeyer gehört mehrheitlich Geschäftsführer Weber, der über die Sapentia GmbH 50,1 Prozent am Elektrohändler hält. Die restlichen 49,9 Prozent gehören der Hypo Equity Beteiligungs AG, an der laut FirmenCompass unter anderem die Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank Aktiengesellschaft (43,29 Prozent) und die Hypo Tirol Bank (21,78 Prozent) wesentlich beteiligt sind. (APA)