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Ära Zierhofer-Kin beim donaufestival wurde zu Ende getanzt

Zierhofer-Kin freut sich über "Lernkurve" in seiner Amtszeit
Zierhofer-Kin freut sich über "Lernkurve" in seiner Amtszeit
Mit einem "Sold Out" ist am Samstag das Ende der Ära des donaufestivals Krems unter der künstlerischen Leitung von Tomas Zierhofer-Kin eingeleitet worden. Sehr prominente Namen standen gestern mit Tim Hecker, Pantha du Prince oder DJ Koze auf dem Programm und doch sollten diese den im Jahr 2005 begonnenen, stetigen Wandel des Festivals nicht ändern. Konzept statt Stars blieb das Motto.


Die letzte Phase der abstrakten Heimatsuche, die am 29. April unter dem Slogan “Niemand hat euch eingeladen” ihren Anfang genommen hatte, wurde Samstagabend mit der anspruchsvollen Elektronik des Kanadiers Tim Hecker abgeschlossen. Sie wurde visuell von einem düster-blauen Farbenspiel untermalt. Der erste Act des Abends gab einen eher düsteren Auftakt, der am Ende in ein umjubeltes – und ebenso immer mehr betanztes – Finale münden sollte. “Love Streams” hieß das aktuelle, vor einem Monat erschienene, Studioalbum des experimentellen Elektronikers, und eher fließende Töne untermalten den kopflastigen Auftakt.

Mit Pantha du Prince gab es dann eine leichte Wende hin zum Analogen – und zwar in Form eines Drummers, der die zwei Mitstreiter am Synthesizer begleiten sollte. Das neue Album “The Triad”, das am 20. Mai erscheint, erwies sich im Trio dargeboten als idealer Übergang, denn der Rhythmus übernahm nun langsam das Kommando, trotz der durchaus oft fast verträumten Klänge in der Halle 2.

Endgültig zum Dancefloor ließ dann DJ Koze den Stadtsaal werden. Mit dem international renommierten deutschen Elektronik-Guru sollte nun für die meisten der Besucher die Hüfte statt dem Gehirn der Mittelpunkt des Geschehens werden. Dabei setzte Koze aber trotz der zunehmenden Beat-Lastigkeit nicht nur auf ein simples “Four-On-The-Floor”-Konzept, denn anspruchsvoll und intelligent war sein Set, das dann nach Mitternacht von Rodhad abgelöst wurde. Hier gab es dann Techno und Tanz pur – und klarerweise war das Motto des letzten Tages dann Party.

Der Abschlussabend mit drei äußerst aktuellen, anerkannten Acts war auf dem Papier zwar ein wenig ein Gegensatz zu dem, was aus dem donaufestival im Laufe der Jahre geworden ist. Der Überraschungseffekt wurde zunehmend der Begleiter des international so etablierten wie auch immer avantgardistischeren Events mit seiner Mischung aus Theater, Performance, Installationen und Musik.

Letztere Zutat war zu Anfang noch die dominierende, wie Zierhofer-Kin im Gespräch mit der APA über seine mehr als zehnjährige Tätigkeit in Krems resümierte. “Die Lernkurve, die wir gemacht haben, haben wir im Laufe dieser Jahre gemeinsam mit unserem Publikum vollzogen. Das wurde zunehmend neugieriger. Wir haben gemerkt, dass ein Bedürfnis da ist, dass man von einem Festival keine Redundanz will”, stellte der künftige Leiter der Wiener Festwochen fest. Und so habe letztendlich auch das Publikum das Festival mitverändert.

In der Festivalkultur würde man zusehends nur noch auf sichere Bänke setzen: “Wenn man sich die ganzen Theaterfestivals weltweit ansieht, dann wird hier ‘Stangenware’ präsentiert, die auf ein Publikum zugeschnitten ist, das man sich selbst einbildet. Meiner Meinung nach gibt es dieses Publikum aber nicht. Und es gibt natürlich auch im musikalischen Bereich Verblödungsfestivals”, so Zierhofer-Kin. Dem wollte man entgegen stehen und sagen, dass Kunst mehr als ein Amüsement oder ein Wiedererkennen von bereits Bekanntem ist. “Kunst kann auch dazu beitragen, unsere eigenen Normen infrage zu stellen und uns dahin gehend bereichern, dass wir uns überlegen, wie unser Leben und Denken anders sein könnte. Das war immer ein großer Motor des Festivals.”

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