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AIDS 2010: 1.200 Babys und Kinder infizieren sich täglich

HIV-infizierte oder von einer Ansteckung bedrohte Kinder und Babys bekommen bei weitem nicht die notwendige und mögliche Behandlung. Pro Tag infizieren sich 1.200 unter 15-Jährige, erklärte Elaine Abrams vom Internationalen Aidszentrum der Columbia Universität am Donnerstag in der Plenarsitzung der 18. Internationalen Aids Konferenz in Wien. Nur 38 Prozent erhielten 2008 die nötige antiretrovirale Therapie, obwohl es alle brauchen würden und auch zu einer 100-Prozent-Abdeckung geraten werde.
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Sowohl bei der Prävention als der Behandlung für die Kleinsten gibt es laut Abrams Handlungsbedarf: Das System sei schwach, nur 32 Prozent der Babys mit HIV-infizierten Müttern seien 2008 prophylaktisch behandelt worden. Dabei liege in der Mutter-Kind-Übertragung, durch die sich 90 Prozent der Babys anstecken würden, der Schlüssel zur Prävention.

Ohne medikamentöse Behandlung infizieren sich 25 bis 45 Prozent der Säuglinge HIV positiver Mütter, erklärte Abrams. Im Zuge der Entbindung und beim Stillen besteht ein größeres Risiko (35 bis 40 Prozent) als während der Schwangerschaft (zehn bis 25 Prozent). Je fortgeschrittener die HIV-Erkrankung bei der Mutter, desto wahrscheinlicher wird eine Ansteckung. Die Verabreichung von antiretroviralen Mitteln – egal zu welchem Zeitpunkt – senke die Gefahr für das Baby. Je eine Arzneimittel-Dosis für Mutter und Kind reduziere die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung um 40 Prozent (Studie 1999).

Ansätze zur generellen Verbesserungen der HIV-Prävention präsentierte bei der Plenarsitzung der Peruanische Wissenschafter Carlos Caceres: Der derzeitige Fokus sei nicht ausreichend, statt kurzfristigen müssten langzeitige Erfolge angestrebt werden, plädierte er für eine Multistrategie mit Maßnahmen auf mehreren Ebenen. “Es gibt ernsthafte Probleme, wie Programme geplant und umgesetzt werden”, so Caceres. “Mehr als 54 Prozent konzentrieren sich auf die allgemeine Bevölkerung.” Nur sieben Prozent der Mittel werden demnach für die Prävention bei Hochrisikogruppen aufgewandt.

Wichtig ist laut Caceres eine Kombinations-Taktik aus verschiedenen Maßnahmen. Als Beispiel nannte er die Ergänzung zwischen Substitutions- und Nadeltauschprojekten. Weitere Ansatzpunkte seien gezielte Strategien, um Subgruppen wie Homosexuelle zu erreichen, Medikamentenbehandlungen sowie Strukturveränderungen wie die Entkriminalisierung von Drogenmissbrauch. “Stigmatisierung hat einen Effekt auf verschiedene Präventionsmaßnahmen. Eine Investition verdreifacht den Einfluss von Programmen und mehr Menschen werden erreicht”, betonte Caceres. Ein Einfluss sei bereits nach ein bis zwei Jahren spürbar und halte fünf bis 25 Jahre an.

Kritik an der HIV-Strategie der USA gab es von Plenar-Rednerin Meena Saraswathi aus Indien, die für die Rechte von Sexarbeiterinnen kämpft: Sie fürchte, dass Vertreter dieser Sparte zur nächsten Internationalen Aids Konferenz 2012 in Washington nicht einreisen dürfen. Ein Problem an der Situation in den USA sei weiters das HIV-Programm PEPFAR, dass für eine Finanzierung von NGOs eine Haltung gegen Prostitution und Menschenhandel verlange. “Sexarbeitern werden Kondome verweigert”, kritisierte die Inderin. Der Global Fund müsse die Sexarbeiter im Kampf gegen HIV endlich finanziell unterstützen.

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