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Air-Berlin-Schicksal entscheidet sich nach deutscher Wahl

Wohin geht die Reise für Air Berlin?
Wohin geht die Reise für Air Berlin? ©APA (AFP)
Die Zukunft der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin entscheidet sich nun erst nach der deutschen Bundestagswahl. "Der Plan ist, am 25. September die endgültigen Entscheidungen zu treffen", sagte ein Konzernsprecher am Donnerstag. Bisher hieß es, der Gläubigerausschuss werde am 21. September entscheiden, wer den Zuschlag für Teile der Airline bekommen wird, darunter für die Wiener Tochter Niki.

Nach Angaben aus informierten Kreisen tagt der Aufsichtsrat von Air Berlin ebenfalls am 25. September. Interessenten müssen ihre Angebote bis Freitag vorlegen. Die deutsche Bundestagswahl findet am 24. September statt. Der Verkauf von Air Berlin mit ihren rund 8.000 Beschäftigten gilt als politisch heikel – nicht zuletzt, weil die Fluggesellschaft seit ihrer Insolvenz Mitte August nur noch mit einem umstrittenen Staatskredit über 150 Mio. Euro weiterfliegen kann.

Lauda bietet mit

Kurz vor Ende der Bieterfrist für Air Berlin gibt es im Poker um die insolvente Fluggesellschaft eine neue Allianz. Der frühere Rennfahrer Niki Lauda will nach eigenen Aussagen gemeinsam mit einem Bündnis um den Ferienflieger Condor 100 Mio. Euro für die insolvente Air Berlin bieten. “Jetzt müssen wir mal schauen, ob wir den Zuschlag bekommen”, so Lauda im ORF. Genaueres hänge von den Details ab. Ein Sprecher des Reisekonzerns Thomas Cook wiederholte nur, man sei zusammen mit Condor bereit, eine aktive Rolle bei der Restrukturierung von Air Berlin und deren Tochter Niki zu spielen. Es würden alle Optionen geprüft. Mehrere Insider aus dem Umfeld von Condor sagten, dass man noch kein gemeinsames Angebot abgegeben habe.

Deutsche Regierungsmitglieder wie Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) und Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatten sich dafür ausgesprochen, dass die Lufthansa große Teile von Air Berlin übernehmen kann. Auch Berlins regierender Bürgermeister Michael Müller hatte sich für den deutschen AUA-Mutterkonzern starkgemacht und gegen eine Übernahme durch den irischen Rivalen Ryanair plädiert.

Auch Intersky-Chef Wöhrl interessiert

Zu den Interessenten für Air Berlin zählen neben der Lufthansa auch die britische Easyjet und der Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl. Wöhrl deutete unterdessen an, dass die zahlreichen Flugausfälle der vergangenen Tage Investoren verschreckt haben könnten.

Der frühere deutsche Energiemanager Utz Claassen habe mittlerweile ein 17-seitiges “Angebot zur Komplettübernahme und expansiven Sanierung der Air Berlin” vorgelegt, berichtete das “Handelsblatt” vorab aus seiner Freitagsausgabe. Demnach biete der Manager einen Kaufpreis von 100 Mio. Euro und wolle bis zu 600 Mio. Euro zusätzlich an Liquidität zur Verfügung stellen. Die Namen der beteiligten Investoren aus den USA, Großbritannien, Singapur und Deutschland benenne er darin nicht, so das Blatt weiter. Claassen verspreche die Übernahme der gesamten Belegschaft “unter der Voraussetzung angemessener wettbewerbsgerechter Vergütungsstrukturen”.

“Keine Rosinenpickerei”

Die deutsche Gewerkschaft Verdi warnte unterdessen vor Rosinenpickerei der Investoren. Kaufinteressenten für die Fluggesellschaft hätten sich bisher nicht zur Übernahme des Personals geäußert, kritisierte die Gewerkschaft. Daher werde befürchtet, dass sich Käufer gezielt einen Teil der Belegschaft heraussuchen und zu schlechteren Konditionen neu einstellen wollten. “Wir erteilen dieser Rosinenpickerei eine klare Absage und fordern die vertragliche Übernahme von Personal zu guten Bedingungen”, sagte Verdi-Bundesvorstand Christine Behle. Viele Beschäftigte aus den Bereichen Technik, Verwaltung und Kabine hätten Angst, ihren Job zu verlieren.

Verdi fordert den Erhalt der Arbeitsplätze und die Sicherung tariflicher Ansprüche der Beschäftigten. Die Interessenten müssten nicht nur Start- und Landerechte übernehmen, sondern auch die Beschäftigten. “Die Bedingungen der Übernahme müssen in fairen Tarifverträgen vereinbart werden”, betonte Behle. Doch genau das ist der Knackpunkt. Denn die Bieter wollen keine vergleichsweise teuren Mitarbeiter einstellen. “Der Betriebsübergang von Personal ist die giftige Pille, die Condor, Lufthansa und Easyjet nicht schlucken wollen”, sagte jüngst ein Insider.

(APA/dpa/ag.)

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