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Alpine-Pleite: Gläubiger könnten komplett leer ausgehen

Ein langer Weg in die Insolvenz: Die Alpine.
Ein langer Weg in die Insolvenz: Die Alpine. ©APA/Gindl
Die Gläubiger des insolventen Bauriesen Alpine haben offenbar schlechte Karten, sie könnten sogar komplett leer ausgehen: Eine "Sanierung" der Alpine Bau GmbH sei ebenso ausgeschlossen wie die Auszahlung einer wirtschaftlich relevanten Quote, teilte Masseverwalter Stephan Riel am Dienstag, mit.

Auch ein Totalausfall der Insolvenzgläubiger bzw. der Eintritt der Masseunzulänglichkeit könnten “nicht ausgeschlossen” werden. “Die Befriedigungsaussichten der Gläubiger sind zusammenfassend äußerst schlecht”, hieß es aus der Rechtsanwaltskanzlei Jaksch Schoeller & Riel.

Mehr als 4,1 Mrd. Euro Forderungen

Bisher seien über 9.300 Forderungen über mehr als 4,1 Mrd. Euro angemeldet worden. Der endgültige Umfang könne “noch in keiner Weise beurteilt werden”. Wesentliche Forderungen wie etwa die Beendigungsansprüche der Mitarbeiter, die auf 225 Mio. Euro geschätzt werden, seien noch gar nicht angemeldet worden. Auch das Ausmaß der Schadenersatzansprüche der Alpine-Kunden sei “noch völlig offen”. Die für diesen Donnerstag anberaumte Prüfungstagsatzung werde jedenfalls erstreckt werden müssen – den zusätzlichen Termin muss das Handelsgericht Wien dann erst festsetzen.

Die Abwicklung des Unternehmens erfolgt dem Insolvenzverwalter zufolge “unter schwierigen rechtlichen und faktischen Umständen”. Die Verwertung der Masse habe bisher rund 95 Mio. Euro eingespielt – diese Summe sei zu einem wesentlichen Teil mit Pfandrechten zugunsten der beteiligten Kreditinstitute belastet.

„Beträchtliche Masseforderungen”

Gleichzeitig seien “beträchtliche Masseforderungen” angefallen, deren vollständige Bezahlung mangels ausreichender liquider Massemittel derzeit nicht möglich sei. Allein die Forderungen aus den inzwischen aufgelösten Arbeitsverhältnissen im Inland beliefen sich auf rund 30 Mio. Euro, hält die Rechtsanwaltskanzlei fest.

Die Schulden der Alpine wurden bei der Insolvenzeröffnung offenbar deutlich unterschätzt, die noch vorhandenen Aktiva überschätzt: Die Annahmen im Sanierungsantrag zur Vermögenssituation der Alpine Bau könnten “weder was die Werthaltigkeit des Massevermögens noch was den Umfang der Verbindlichkeiten betrifft” gehalten werden.

Die nach der Alpine-Schließung “wie erwartet eingeschränkt kontrollierbare Auflösung” der Unternehmensstrukturen und der operative Stillstand auf den Baustellen im In- und Ausland hätten sich zusätzlich negativ auf die Vermögenswerte der Alpine ausgewirkt. Eine “große Auffanglösung” war nicht möglich.

Doch immerhin hätten der Verkauf von Beteiligungen und “regionale Auffanglösungen” einen “Großteil der Arbeitsplätze im Inland” retten können. Die Alpine-Gruppe beschäftigt früheren Medienberichten zufolge rund 7.500 Mitarbeiter im Inland und ebenso viele im Ausland.

Genaue Angaben der Alpine am Donnerstag

Genauere Angaben zu Verschuldung der Alpine werden voraussichtlich auf der für diesen Donnerstag anberaumten ersten Prüfungs- und Berichtstagsatzung bekanntgegeben.

Gleich zu Beginn des Insolvenzverfahrens Mitte Juni wurden die geschätzten Passiva wegen der notwendig gewordenen Zerschlagung der Alpine jedenfalls gleich einmal von 2,6 Mrd. auf “mindestens 2,8 Mrd. Euro” hinaufgesetzt. Die Aktiva wurden damals noch grob auf rund 660 Mio. Euro geschätzt. Daraus ergäbe sich eine Überschuldung von zumindest 2,14 Mrd. Euro.

Den Vermögensverfall der Alpine Bau ausgelöst haben den bisherigen Erhebungen des Masseverwalters zufolge die “dramatischen Verluste im Projektgeschäft”, das überwiegend über ausländische Niederlassungen und Beteiligungsunternehmen abgewickelt worden sei. Für die verlustbringenden Auslandsprojekte habe die Alpine seit 2008 über 1 Mrd. Euro aufgewendet – im Wesentlichen über eine Ausweitung der Finanzverbindlichkeiten (einschließlich der von der Alpine Holding GmbH aufgenommenen Anleihen im Volumen von insgesamt 290 Mio. Euro). (APA)

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