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Alpine sorgt für größte Insolvenz in Österreich

Die Pleite des Bauunternehmens lässt 4.900 Österreicher um ihren Arbeitsplatz zittern.
Die Pleite des Bauunternehmens lässt 4.900 Österreicher um ihren Arbeitsplatz zittern. ©APA/Fohringer
Mit dem Fall des Bauriesen Alpine geht ein Beben durch das Land - mit Verbindlichkeiten von vorerst 2,6 Mrd. Euro legte der Konzern die größte Pleite der Zweiten Republik hin.

Bisher führte dieses unrühmliche Ranking die Insolvenz des Konsum aus dem Jahr 1995 mit Passiva von 1,9 Mrd. Euro an, gefolgt von der A-Tec-Gruppe 2010 mit über 1 Mrd. Euro. Die Alpine stellt nun beide in den Schatten. Angesichts der Aktiva von 661 Mio. Euro ist der Konzern mit 1,9 Mrd. Euro überschuldet.

4.900 Alpine-Mitarbeiter zittern

Tausende Mitarbeiter zittern um ihren Job. Konkret sind in Österreich rund 4.900 Arbeitnehmer betroffen – die Alpine beschäftigt hierzulande etwa 7.500 Beschäftigte, im Ausland sind es ebenso viele. Hinzu kommen weitere rund 7.500 mit der Alpine verquickte Arbeitsplätze alleine bei den jeweils 1.500 größeren Subunternehmen und Lieferanten, die mit der Alpine über 100.000 Euro jährlich abwickeln. Die kleineren Geschäftspartner sind in diesen Zahlen noch gar nicht erfasst.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) hat bereits Unterstützung in Form von Arbeitsstiftungen zugesagt. Jetzt wird an den Details gefeilt. Bei der Alpine gibt es Branchenkennern zufolge auch “gesunde Teile”. Für die finanziellen Schwierigkeiten sorgte vor allem das Auslandsgeschäft, so etwa nicht bezahlte, aber bereits abgearbeitete Aufträge in Osteuropa.

Bauunternehmen Alpine geht in Konkurs

Das Genick gebrochen hat der Alpine der von den Geldgebern nicht mehr geschluckte Mehrbedarf an 400 Mio. Euro, den das Unternehmen dieser Tage anmeldete. Vor allem die spanischen Banken sollen sich Beobachtern zufolge amDienstagnachmittag quergelegt haben. Erst im März hatten die über 50 österreichischen und internationalen Kreditinstitute 30 Prozent ihrer Forderungen (in Summe 150 Mio. Euro) nachgelassen und der spanische Eigentümer FCC (Fomento de Construcciones y Contratas) zugesagt, weitere 250 Mio. Euro an Liquidität in die Alpine einzuschießen. Jetzt wäre noch einmal ein Entgegenkommen in gleicher Höhe notwendig gewesen, um den Restrukturierungsplan halten zu können.

Geplant war, die Alpine bis 2015 wieder in die Gewinnzone zu führen. Dann sollte der zweitgrößte Baukonzern in Österreich (hinter der Strabag und vor der Porr) mit der Tilgung der noch verbliebenen Schulden beginnen. Doch auch schon diese außergerichtliche Sanierung hätte massive Einschnitte erfordert – der Personalstand (insgesamt 15.000 Mitarbeiter) sollte binnen zweier Jahre um ein Drittel gekürzt und der Umsatz auf rund 2 Mrd. Euro fast halbiert werden. Die Stellenstreichungen hätten sich allerdings fast zur Gänze auf das Ausland konzentriert – in Österreich hätte nur der eine oder andere Job wegfallen sollen.

Alpine: Schulden in Milliardenhöhe

2012 sank die Bauleistung der Alpine gegenüber dem Jahr davor von 3,62 auf 3,2 Mrd. Euro. Die Verluste vor Steuern beliefen sich vorläufigen Angaben zufolge auf knapp 450 Mio. Euro – eine endgültige Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr 2012 lag bis dato nicht vor. Im ersten Quartal 2013 erlitt das Unternehmen einen Verlust vor Steuern von 90 Mio. Euro – das Minus war damit fast doppelt so hoch wie im Restrukturierungsplan vorgesehen.

Zuletzt hatte der Baukonzern bei seinen rund 50 österreichischen und internationalen Gläubigerbanken Kredite im Ausmaß von rund 450 Mio. Euro offen. Hinzu kommen Leistungsgarantien in nicht genannter Höhe. Die Republik (und damit der Steuerzahler) haftet zu 50 Prozent für weitere Kredite in Höhe von 300 Mio. Euro, hängt also mit 150 Mio. Euro drin. Des weiteren hat die Alpine Verpflichtungen im Volumen von 290 Mio. Euro aus drei Unternehmensanleihen, die am Mittwoch vom Handel an der Wiener Börse ausgesetzt wurden. Macht in Summe schon einmal rund 1 Mrd. Euro.

Ostexpansion schuld an Verschuldung

Die hohe Verschuldung kommt früheren Angaben des Alpine-Chefs Arnold Schiefer zufolge aus der Expansion nach Südosteuropa und in andere Länder wie China, Singapur oder Kanada, an der man sich die Finger verbrannt hat. Das Unternehmen sei von den Strukturen her nicht darauf vorbereitet gewesen – das Gros der Schulden stamme von dort.

Die spanische Konzernmutter FCC hat in den vergangenen sieben Jahren bereits über 700 Mio. Euro in die Alpine gesteckt – inklusive Kaufpreis und Finanzspritzen. Mit dem dieser Tage adaptierten Sanierungsplan, der von den spanischen Banken abgelehnt wurde, wäre es 1 Milliarde geworden. (APA)

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