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Altes in neuem Gewand

Hohenems - 20 Jahre Carla: Engelbert Grabherr leitet das Kleidersortierwerk in Hohenems.

Was die einen loswerden wollen, ist für andere Gold wert. Rund drei Millionen Kilo Altkleider landen jährlich in den etwa 400 Containern der Caritas. Ein Teil dieser Spenden wird im Sortierwerk in Hohenems wiederverwertet. Die besten Stücke finden sich in Carla-Shops wieder. Der Rest geht an ausgesuchte Händler. Gemeinsam haben die Projekte, dass sie Menschen helfen. Mit Arbeit und mit Geld. Und das seit 20 Jahren. Carla feiert das Jubiläum mit einer Show, die in den nächsten Wochen durch alle Bezirke des Landes tourt. Frei nach dem Motto: „Schenk mir ein zweites Leben“.

Balance gefunden

Das hat auch Engelbert Grabherr begonnen, als er sich 2007 um die Stelle eines Leiters des Kleidersortierwerkes in Hohenems bewarb und angenommen wurde. Die Suche nach der Balance zwischen Anspruch und sozialer Wirklichkeit zeitigte Erfolg. „Es ist eine tolle Aufgabe“, schwärmt Grabherr. Wiewohl der Anfang nicht ganz einfach war, wie er zugibt. Einer aus der Wirtschaft kommt zu Menschen, die an eben dieser gescheitert sind. Aber Engelbert Grabherr fand Zugang. Und noch ein bisschen mehr. Nämlich Zufriedenheit. Hautnah mitzuerleben, dass Armut und Arbeitslosigkeit auch in Vorarlberg allgegenwärtig sind, macht demütig für das, was man hat. Nein, er will nicht pathetisch werden. „Aber es ist tatsächlich so“, sagt der Vater von drei erwachsenen Söhnen.

Doppelte Wirkung

Tagtäglich steht er bei seinen Mitarbeitern in der riesigen Halle. Die 48 Frauen und Männer, die hier nach oft langer Arbeitslosigkeit wieder eine Beschäftigung gefunden haben, identifizieren sich ebenfalls mit ihrem Tun. Denn es wirkt in doppelter Hinsicht. Zum einen verschafft es ihnen selbst ein Einkommen, zum anderen bringt es Geld für Hilfsprojekte der Caritas im In- und Ausland. „Diesen Effekt spüren die Mitarbeiter und das ist wichtig, weil er ihnen den Sinn ihrer Arbeit vermittelt“, weiß Engelbert Grabherr. Doch der Kreislauf beginnt eigentlich bei jenen, die alte Klamotten entsorgen. Sie liefern den Rohstoff, aus dem die Carla-Arbeitsplätze sind. „Textil-Recycling lebt von der Qualität des Eingangsmaterials. Leider nimmt der Anteil an wirklich brauchbarem Gewand ab. Oft landen kaputte und zerrissene Dinge in den Containern. Nur noch jedes dritte Kleidungsstück lässt sich verwenden“, merkt Engelbert Grabherr bedauernd an. Dass manche Leute sogar Müll in die Säcke stecken, erwähnt er nur am Rande.

Arme-Leute-Image

Trotzdem wird alles einer Wiederverwertung zugeführt. Entweder als Modeartikel zum günstigen Preis, als Utensil für Fasching und andere Feste oder als Putzlappen für Industrie und Gewerbe. Egal, wie und wofür: Es entlastet die Umwelt und spült Geld in die Hilfskasse. Vorausgesetzt, der Kreislauf des zweiten Lebens schließt sich dort, wo die Produkte erstanden werden: in den verschiedenen Second-Hand-Läden. Engelbert Grabherr hat durchaus den Eindruck, dass die Geschäfte das Arme-Leute-Image langsam ablegen. Aber das ist wohl auch an der Zeit.

ZUR PERSON

Engelbert Grabherr

Geboren: 3. Februar 1955, Lustenau

Wohnort: Höchst

Beruf: Projektleiter Carla Tex Hohenems

Hobbys: Wandern, Sport, Fußballspiele

SHOW-TERMINE

  • Samstag, 17. September: Bregenz
  • Freitag, 23. September: Dornbirn
  • Samstag, 1. Oktober: Feldkirch
  • Samstag, 8. Oktober: Bludenz

(VN)

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