Seit dem Zugriff am Dienstagabend wird das Anwesen in Großpriel nahe Melk, wo sich der Amoklauf durchsucht. Die Polizei hatte direkt bei der Einfahrt zum Hof eine Sperre errichtet, auf Anordnung der Staatsanwaltschaft durften die dutzenden Medienvertreter, die vor dem Vierkanthof Stellung bezogen hatten, nicht auf das Areal.
Hinweise auf weitere Straftaten gefunden
Der Wilderer, dessen Leiche in der Nacht auf Mittwoch in einem Geheimbunker in seinem Anwesen in Großpriel nahe Melk gefunden worden ist, könnte weitere Straftaten begangen haben. “Es wurden Gegenstände im Haus sichergestellt, die auf vorangegangene Straftaten schließen lassen”, sagte ein Polizeisprecher. Ob es sich dabei ausschließlich um Wilderei handelt, konnte der Sprecher nicht sagen, dies “ist Gegenstand der Ermittlungen”.
Ebenfalls unklar blieb zunächst, welche Waffen im Vierkanthof des 55-Jährigen sichergestellt worden sind. Zahlreiche Ermittler des Landeskriminalamtes und der Tatortgruppe waren seit den Nachtstunden im Haus im Einsatz, “noch laufen in dem Gebäude die Ermittlungen”, so der Sprecher.
Verletzter Polizist nicht mehr im Krankenhaus
Nach dem Blutbad in Niederösterreich mit drei getöteten Polizisten und einem erschossenen Sanitäter befindet sich ein weiterer Polizist, der bei dem Einsatz am Dienstag verletzt worden war, auf dem Weg der Besserung. Das sagte Polizeisprecher Johann Baumschlager.
Der Mann war mit einem Rettungssanitäter mitgefahren, als der mutmaßliche Wilderer das Blaulichtfahrzeug unter Beschuss nahm. Der Sanitäter starb, der Polizist wurde von Splittern der zerschossenen Windschutzscheibe leicht verletzt, sagt Baumschlager. Psychisch sei er jedoch angeschlagen und wird auch psychologisch betreut, erklärte der Sprecher.
Wilderer begeht Amoklauf
Der als Wilderer verdächtigte Transportunternehmer hat am Dienstag drei Polizisten und einen Rot Kreuz-Sanitäter erschossen. Auf seiner Flucht verschanzte sich der 55-Jährige auf seinem Anwesen in Großpriel bei Melk, ein Großaufgebot von Einsatzkräften versuchte den Mann zum Aufgeben zu bringen.
Dienstagabend wurde der Bauernhof gestürmt, nach einer stundenlangen Durchsuchung des verwinkelten Gebäudes, wurde die verbrannte Leiche des 55-Jährigen in einem Geheimraum im Keller entdeckt.
Großeinsatz in NÖ
Insgesamt standen bei dem 24 Stunden andauernden Einsatz 135 Beamte der Cobra und 200 Exekutivkräfte im Einsatz. Nachdem der 55-Jährige bei einer Überwachungsaktion wegen Wilderei in der Nähe von Annaberg (Bezirk Lilienfeld) auffiel, wurden Straßensperren errichtet. Diese durchbrach der Mann bei der L101 mit seinem Wagen und flüchtete Richtung Äußere Schmelz. Dabei wurde ein Polizist getroffen, er starb später im Landeskrankenhaus St. Pölten. Nahe dem dort liegenden Sägewerk schoss der Mann auf eine zu Hilfe eilende Rettung, ein Sanitäter und ein Polizist wurden verletzt, der Rotkreuz-Mitarbeiter starb.
Polizeiauto gekapert – Geisel erschossen
Der Schütze flüchtete daraufhin zu Fuß in Richtung Lassinghof, wo er bei einer Straßensperre einen weiteren Polizisten erschoss. Er kaperte ein Polizeiauto mit einem Beamten als Geisel und raste zu seinem Wohnhaus in Großpriel nahe Melk. Ermittler fanden auf dem Anwesen nicht nur die tote Geisel, auch der Schütze lag tot im Keller des Vierkanthofs.
Beten für Opfer und Angehörige
Die Bischöfe Christoph Schönborn in Wien und Klaus Küng in St. Pölten haben sich am Mittwoch tief erschüttert über die Bluttat mit fünf Toten in Niederösterreich gezeigt. Die Geschehnisse zeigen laut Kardinal Schönborn, “wie aufopferungsvoll der Dienst an der Gesellschaft für Polizisten, aber auch für Sanitäter sein kann”.
Wenn sich auch deren Alltag weniger dramatisch abspiele, “trägt ihr Dienst doch immer die Bereitschaft in sich, für die Mitmenschen alles einzusetzen – bis hin zum eigenen Leben.” Dies nötige ihm tiefsten Respekt ab, sagte der Kardinal laut Kathpress.
(apa/red)