AA

Andreas Beck bringt in seiner letzten Saison Musik ins Schauspielhaus Wien

Andreas Beck verlässt nach dieser Saison das Schauspielhaus Wien.
Andreas Beck verlässt nach dieser Saison das Schauspielhaus Wien. ©Schauspielhaus
Am 2. Oktober startet für Andreas Beck die letzte Saison als Direktor des Schauspielhauses Wien. "Da capo al fine" nennt er diese und fügt dem Programm auch Musikproduktionen bei.
Schauspielhaus sucht neue Leitung

Dass er dem Sprechtheater zum Abschluss drei musikalische Produktionen beimischt, habe nichts mit seinem bevorstehenden Wechsel nach Basel zu tun, wo er ein Dreisparten-Haus leiten wird, beteuert Beck im Interview: “Die Grundidee zur Saison hatte ich schon vorher.” “Es war eigentlich umgekehrt: Das Angebot aus Basel hat mich interessiert, weil ich mich schon länger mit Musik beschäftigt habe und Musik auch einen Teil meines Lebens ausmacht. Ich wollte am Schauspielhaus die Verbindung von neuen Texten und neuer Musik noch einmal vertiefen und Kompositionsaufträge vergeben.” Dies würde nämlich von den großen Opernhäusern Wiens schmählich vernachlässigt, so Beck.

Vom Burgtheater ans Schauspielhaus

Vor dem Schauspielhaus war Beck von 2002 bis 2007 Dramaturg am Burgtheater. Zu den jüngsten Vorgängen an seinem ehemaligen Haus findet er deutliche Worte: “Ich finde es bemerkenswert, dass ein künstlerischer Leiter dieses Haus grounden konnte. Das hat mich schockiert.” Man könne als Direktor sicher nicht alles im Detail kennen, müsse aber über sein Budget Bescheid wissen und auch wissen, was man sich leisten könne (“Und das ist am Burgtheater ganz viel.”). Und Richtung Matthias Hartmann: “Ich finde es nicht fair, wie er sich als Künstler jetzt als Rudi Ahnungslos inszeniert. Man muss auch wissen, wie das Haushaltsbuch aussieht.”

Andreas Beck ist zufrieden

Mit den Zahlen seines eigenen Haushaltsbuches ist Beck ganz zufrieden, wenn er auf 2013/14 zurückblickt. “Es war eine gute Saison. Da bin ich ganz fröhlich.” Mit 256 Vorstellungen habe man um rund 30 mehr angeboten als in der Saison davor, die 24.500 Zuschauer bedeuten ein Plus von 2.000. Leicht gesunken ist die Auslastung, nämlich auf 81 Prozent, die der Leiter noch immer “prima” findet. Vor allem die Stücke “Princip” und “Die Ereignisse” stießen auch im Ausland auf breite Resonanz.

Musik im Schauspielhaus Wien

Musik bringt Beck mit drei Positionen ins Haus: ein “revitalisiertes Melodram” (die Elektroband Mouse on Mars hat zu Anja Hillings Stück “Sinfonie des sonnigen Tages” Musik komponiert, Felicitas Bruckner inszeniert die am 2. Oktober stattfindende Uraufführung), eine “Revue, die keine ist, weil sie einen Handlungsfaden hat” (Thomas Arzt hat mit “Johnny Breitwieser” “eine Wiener Moritat, eine Verbrecher-Ballade” verfasst, zu der Jherek Bischoff die Songs geschrieben hat, UA am 28. November), und ein Singspiel. Letzteres haben Anne Habermehl (Libretto) und Gerald Resch (Komposition) aus dem Roman “Das Gemeindekind” von Marie von Ebner-Eschenbach gemacht. Die Uraufführung ist am 5. März.

“Wir bleiben uns treu”

Alles neu, doch “wir bleiben uns treu”, versichert Beck und verweist auf vier Sprechstücke, mit der man die Linie der Gegenwartsdramatik konsequent weiterführe. “Es sind alles Texte, die wir auch gefördert haben.” “Hunde Gottes” ist ein Melodram von Thiemo Strutzenberger (Regie: Barbara Weber, UA am 11. Oktober). “Was es bedeutet baden zu gehen” sei “ein Stück in der Tradition von Strindberg, Albee und Yasmina Reza, eine klassische Zimmerschlacht”, sagt der Direktor und freut sich darüber, das Bastian Sistig seine jedem jungen Autor nahegelegte Aufforderung “Schreib’ doch mal eine Komödie” beherzigt habe. Uraufführung ist am 14. November.

“Noch ein Lied vom Tod” von Juliane Stadelmann ist “ein Western, der im Osten spielt, also eigentlich ein Eastern” (UA voraussichtlich am 9.1.2015). Mit der Uraufführungs-Inszenierung von “Geronnene Interessenslage” von Clemens Mägde (das “Stück zwischen ‘Warten auf Godot’ und ‘Bartleby der Schreiber'” hat voraussichtlich am 12.2.2015 Premiere) kehrt der jüngst zum Theatertreffen eingeladene Regisseur Robert Borgmann ans Schauspielhaus zurück.

Beck nimmt Teammitglieder in die Schweiz mit

Gestrichen ist die traditionelle Serie, dafür gibt es zwei Inszenierungen von Regieassistenten in der Spielstätte “Nachbarhaus” und eine zehnte Produktion als Schlusspunkt, die Beck aber noch nicht verraten möchte, weil sie eine Koproduktion mit den Wiener Festwochen und dem Theater Basel ist. Inszenieren wird Nora Schlocker, die auch Hausregisseurin in Basel wird. Wie überhaupt Beck einige Mitglieder von Leitungsteam und Ensemble in die Schweiz mitnehmen möchte. “Wir gehen als Theaterfamilie.” Dass das Haus mit seinen 450 Mitarbeitern eine andere Dimension als das Schauspielhaus habe, schrecke ihn nicht. “Bammel habe ich nie, Respekt immer.” An Basel reize ihn besonders, “dass es ein Haus ist, dass die Grenzen aufhebt”, und dass er nun beweisen dürfe: “Ich kann auch was anderes als Autorentheater.”

Seinen Nachfolger Tomas Schweigen habe er einst selbst am Schauspielhaus engagiert. “Es wird unter ihm ein anderes Schauspielhaus sein, und das ist ganz gut.” Während er “das Schauspielhaus als kleines Stadttheater geführt” habe, komme sein Nachfolger aus der Freien Szene. Er fände es aber falsch, wenn man die beiden Fixpunkte “Gegenwart” und “Autoren”, die die “Marke Schauspielhaus” geprägt hätten, aufgeben würde. “Dieses Branding würde ich weiterverfolgen.” (APA)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Andreas Beck bringt in seiner letzten Saison Musik ins Schauspielhaus Wien
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen