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Andreas Gabalier mit "MTV Unplugged"-Tourneeauftakt im Wiener Konzerthaus

Andreas Gabalier unplugged im Wiener Musikverein.
Andreas Gabalier unplugged im Wiener Musikverein. ©APA/Hans Punz
"Volks-Rock'n'Roller" Andreas Gabalier hat am Dienstagabend im Wiener Musikverein den dreieinhalbstündigen Auftakt seiner Österreichtournee "MTV Unplugged" gefeiert. Dabei lässt sich der 32-Jährige keineswegs lumpen, könnte diese doch auch "Gabalier Symphonic" anstatt "Unplugged" heißen.
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Schließlich hat der Steirer nicht nur seine Band, sondern auch Allzweckwaffe Christian Kolonovits am Pult eines ganzen Orchesters im Rücken. An dieser Hinwendung zum symphonischen Format haben sich ja nicht nur zahlreiche Weltstars von Sting abwärts versucht. Auch Conchita, gleichsame die Antipode zu Gabalier im heimischen Musikzirkus, ist derzeit wieder mit Orchester zu hören. Da Gabalier jedoch Ende 2016 in der über ein Vierteljahrhundert zurückreichenden Geschichte der Konzertreihe “MTV Unplugged” der erste Österreicher war, der seine Songs in nicht elektronisch verstärkter Version darbieten durfte, läuft die Tournee unter selbigem Titel.

Andreas Gabalier im Wiener Musikverein

Nach neun Stationen in Deutschland und einer in der Schweiz, ist zum Abschluss nun die Heimat an der Reihe, und hier markierte mit dem Musikverein die “wohl ungewöhnlichste Konzertlocation in der Volks-Rock’n’Roll-Geschichte” den Auftakt. Dabei wirkte der eigentlich monumentale Rahmen für den Stadien gewohnten Gabalier beinahe intim. Der stellt aber auch bei den kommenden beiden Auftritten sein Licht nicht unter den Scheffel, folgt auf den Musikverein mit dem Großen Festspielhaus von Salzburg doch eine nicht minder renommierte Spielstätte, bevor es zum Abschluss in die Heimatstadt Graz geht.

“Volks-Rock’n’Roll” in vielen Facetten

Apropos Heimat. Ohne diese kommt auch kaum ein Lied des Abends aus: Von “Home sweet home” über “Vergiss die Heimat nie” bis zu “Sie”, die das leuchtende Licht der “Heimatsunn” in sich trägt. Diese Dahamigkeit stellt den Begriff der Heimat synonym mit dem Wahren, Schönen, Guten, das bei aller Herumtreiberei und der Jagd auf “Dirndalan” das eigentliche Endziel allen Seins darstellt. Wenn die Sennerin in “Bergbauernbuam” die “Heimatjodler” singt oder das “Edelweiß” aus dem Musicalklassiker “The Sound Of Music” die Heimat schützt, ist ein landromantisches Zeichensystem entworfen, das auf der reinen Begriffsebene verbleibt und diese mit wenig Konkretem ausfüllt. Wie die Anspielungen auf sexuelle Aktivitäten in den Liedtexten stets augenzwinkernd hinter Metaphern versteckt werden, wird auch die Weltsicht cachiert, angesprochen, ohne ausgesprochen zu werden.

Gabalier selbst scheint sein Bühnen-Alter-Ego mit stets verschmitztem Lächeln immer wieder selbst nicht ernst zu nehmen. Seinen markanten Sprachduktus des gehetzten Abstockens zwischen den einzelnen Worten könnte man als postmodernes Zitat deuten, als ironische Distanzierung von der eigenen Rolle. Zugleich wird damit aber ein bewusstes Fremdeln mit dem Hochdeutschen zelebriert, was im Subtext in sich wiederum eine augenzwinkernde Abgrenzung darstellt und das Publikum als Kollektiv vereinnahmt.

Dabei spielt Gabalier gerade im symphonischen Format mit seinem rauchigen, gehauchten Timbre auf der gesamten Klaviatur zwischen volkstümlicher Mir-san-mir-Selbstbespiegelung und Memphisblues, zwischen wuchtigen Gefühlsballaden im Dialekt bis zu einem Tribute an den verstorbenen Roger Cicero. Eine Klavierballade wie “Für mi bist du schön” könnte in der reduzierten Form auch von Leonard Cohen intoniert werden, während beim Bierzeltknaller “Hulapalu” die Wände wackeln (“Jetzt bricht der Musikverein fast auseinander”) und Lokalpatrioten bei “Wien, nur du allein” das Herz aufgeht. Entsprechend generationenverbindend ist die Musik des “Volks-Rock’n’Rollers” letztlich, weiß sie dank der Qualitäten des Entertainers doch in verschiedenen Genres zu bestehen.

Promis beim Unplugged-Konzert von Gabalier

Der Auftritt des Stars hatte dabei ungeachtet kalter Witterung einen großen Teil des Publikums in kurzen Lederhosen und Dirndl angelockt, und nur die wenigsten hatten nicht zumindest ein kleines Accessoire im Rot-Weiß-Karo am Körper. Auch einige Prominente ließen sich den Auftritt im ungewohnten Ambiente nicht entgehen, darunter Super-G-Weltmeisterin Nicole Schmidhofer oder Wiens FPÖ-Vizebürgermeister Johann Gudenus – und allesamt verließen nach knapp dreieinhalb Stunden nur widerwillig die musikalische Weihestätte, die nach dem Neujahrskonzert nun einem weiteren österreichischen Kulturschlager eine Heimat bot.

(APA)

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