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Anno dazumal die Vierte: 1404

Nicht Lummerland, aber wunderschön: Anno 1404.
Nicht Lummerland, aber wunderschön: Anno 1404. ©Waibel
Häusle baue, Wirtschaftskreisläufe gestalten, Entdecken, ganz ohne Stress: Das war und ist die beliebte Anno Serie von Related Design. Neben den knuffigen Siedlern war die Anno-Serie immer schon die renommierte Aufbausim. Ab sofort steht 1404 für Inselhüpfer und Baumwollfarmer in den Startlöchern.  

Nicht nur hierzulande erfreut sich die Anno-Serie eines treuen Fankreises. Beginnend mit dem damals bahnbrechenden Anno 1602 über 1503 und 1701 stehen wir nun staunend vor dem schönsten Anno aller Zeiten. Anno 1404 bietet nicht nur eine überarbeitete Grafik, sondern eines der schönsten Anno-Spielerlebnisse aller Zeiten. Einzig Profis und Kenner der Serie könnten sich stellenweise unterfordert fühlen.

Eine Insel, da ist eine Insel! Wo denn? Wo denn? Ah jetzt ja… Selbst Jim Knopf und Lukas hätten ihre helle Freude an der Besiedlung der fruchtbaren Eilande in Anno 1404. Aber damit nicht genug, warten auf den begeisterten Häuslebauer nunmehr auch Aufträge wie in einem Rollenspiel, die es zu erledigen gilt und die mit wertvollen Belohnungen locken, die das Fortkommen komfortabler gestalten, jedoch nicht immer notwendig sind.

Los geht’s auf der Startinsel mit dem allseits bekannten Kontor, Kenner der Serie werden sich gleich zurecht finden. Die ersten Siedlerhütten hochgezogen, verbunden mit Freude über die erste Neuerung: Ein frei belegbares Siedlungskontextmenü erspart Mauswege auf dem Monitor, die Sehnenscheidenentzündung wird’s danken. Die Historie ist schnell zusammengefasst: Das vereinte Europas, ingame repräsentiert durch Guy Forcas samt Besatzung und dessen Anhänger Kardinal Lucius rüstet sich zum Kreuzzug gegen das Morgenland. So wird auch vom Spieler verlangt, sein Scherflein zur guten Sache beizutragen, das können friedliche Güter, im späteren Spielverlauf aber auch Truppen und militärisches Gerät sein. Bevor es jedoch gegen die Turbanträger geht, will die heimatliche Basis gestärkt und ausgebaut werden. Nach einer Weile geht es dann in den Orient, wo das Hauptaugenmerk vom friedlichen Aufbau der anfänglich bewirtschafteten Insel auf das neue offensivere Szenario gelenkt wird.

Der Weg dahin ist Aufbaustandardkost: Wie in den Vorgängern dreht sich im Grunde nach wie vor noch alles darum, eine Siedlung stufenweise aufzubauen. Zufriedenheit der Bewohner steht ganz oben auf der To Do Liste. Fordern die Bauern in der ersten Evolutionsstufe mit frischem Fisch und einer Mosterei lediglich wenig ein, stellen die nächsthöheren Bürger in den fortgeschrittenen Entwicklungsstufen immer weitere und vor allem kontinuierlich deutlich schwieriger zu erfüllende Forderungen. Startet die Besiedlung der Insel mit ein paar Hundert Dörflern, entstehen dank fortschreitender Entwicklung Städte mit Tausenden von Einwohnern, als Ziel gilt die Metropole. Hier steigt dann auch der Schwierigkeitsgrad steil an, und Profis kommen auf ihre Kosten. Denn zur Erfüllung der Bedürfnisse müssen immer rarere Rohstoffe herangekarrt werden, und nicht jedes Gut wächst auf der Stamminsel. Kolonien sind unumgänglich. So sticht man mit seinem Schiff in See, um neue Lande zu entdecken. Schätze zu heben und andere Abenteuer zu durchleben. Ist dann letztlich im Orient eine funktionierende Insel aufgebaut, springt man zwischen beiden Szenarien hin und her.

Bereits 1701 wusste die Massen durch eine Hammerpräsentation und ein stimmiges Setting zu begeistern. Aber 1404 legt noch eins drauf, und das auf ganzer Linie: Neu dabei ist die schönste Wassersimulation nicht nur im Aufbaustrategiegenre. Daneben protzen die Szenarien mit wunderschönen Animationen, scharfen Texturen mit allen technischen Schikanen wie Bump-Mapping, besonders in Seeschlachten zeigt die neue Grafikengine ihre Muskeln. Die malerische Hintergrundmusik hält sich wie von einer selbigen erwartet dezent im Hintergrund, die Atmosphäre ist stimmig mit Soundsamples vertont. Anno 1404 ist zum Loslegen und Wohlfühlen. Daneben verzücken Videos in Ingame-Grafik als Brücke zum nächsten Auftrag.

Fazit:

Es ist zwar nicht Lummerland, aber die schönste Aufbaustrategie-Inselwelt aller Zeiten. Selbst Jim Knopf hätte da nicht viel zu meckern. Anno 1404 ist somit nicht nur die Krönung der Serie selbst, sondern toppt in Sachen Technik, Spielbarkeit und Atmosphäre sogar das legendäre Anno 1602. Ein leichter Zugang mit sanfter Lernkurve, phantasievolle Aufträge, die man so eher in einem Rollenspiel erwartet, fetzige Seeschlachten und eine Grafikengine, die mit dem System skaliert. So sind die Grundvoraussetzungen für die niedrigste Detailstufe sehr moderat, wer Anno 1404 auf einem Top-System zockt, der vergisst ob dem Gebotenen zuweilen auf seine Aufgaben.   

An Anno 1404 herumzumeckern, fällt schwer. Selten habe ich in letzter Zeit ein so perfektes Stück Software in Händen gehabt. Technisch brillant, praktisch bugfrei, mit einem angenehmen Zugang, nicht ohne Profis im freien Spiel-Modus im Endgame auch ein paar Nüsse zu knacken zu geben. Kleinere Unregelmäßigkeiten in der KI und einen zu lockeren Schwierigkeitsgrad für Hardcore Aufbaustrategen, das wäre eigentlich alles, was es zu kritisieren gäbe. Aber das ist Gemoser auf höchstem Niveau. Wer für Strategie etwas übrig hat, kommt an diesem Sommerlochfüller nicht für verregnete Tage nicht vorbei. So schön haben Zuhause gebliebene Zocker noch nie ihren Sommer verlebt! – Wer braucht da schon Urlaub im Süden…

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