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Anwälte von Rakhat Aliyev fordern eine Überprüfung der Obduktion

In der JA Josefstadt ist Aliyev tot aufgefunden worden.
In der JA Josefstadt ist Aliyev tot aufgefunden worden. ©APA
"Es war eindeutig Selbstmord", sagt die Leiterin der Justizanstalt Josefstadt über den Tod des ehemaligen kasachischen Botschafters Rakhat Aliyev. Dessen Anwälte bezweifeln dies und fordern eine Überprüfung der Obduktion.
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Tagebuch gibt Rätsel auf

Das vorläufige Obduktionsergebnis nahe, dass es sich um einen Selbstmord handelt. “Es gibt derzeit keinen Hinweis auf Fremdverschulden”, stellte Gerhard Jarosch, stellvertretender Leiter der Anklagebehörde, am Mittwoch fest.Anwälte fordern ÜberprüfungAnders sehen das die Rechtsanwälte Manfred und Klaus Ainedter, die Aliyev seit Jahren strafrechtlich vertreten haben. Die beiden fordern eine Überprüfung der Obduktion “durch einen internationalen Sachverständigen”, wie Klaus Ainedter gegenüber der APA erklärte. Sie haben daher namens der Witwe die Freigabe der Leiche beantragt, bestätigte Ainedter Junior am Mittwochabend einen entsprechenden Bericht des “Kurier” (Donnerstag-Ausgabe).

Tagebuch gibt Rätsel auf

Für Manfred Ainedter ist es schlicht nicht vorstellbar, dass Aliyev seinem Leben in der Nacht auf Dienstag in der Justizanstalt (JA) Josefstadt ein Ende gesetzt haben soll: “Er hat sich gerade neue Brillen bestellt gehabt. Am Dienstag hatte er noch einen Friseurtermin. Und da soll er sich umbringen?” Ainedter bestätigte der APA auch die Existenz eines Tagebuchs, das Aliyev im Gefängnis führte. An diesem Büchlein soll es zu Manipulationen gekommen sein, als der herzkranke Aliyev vorübergehend ins Krankenhaus der Barmherzigen Brüder verlegt wurde und seine privaten Aufzeichnungen im Gefängnis zurücklassen musste.

“Als er zurückgekommen ist, hat eine Seite gefehlt. Sie ist herausgerissen worden”, hielt Ainedter fest. Die Vollzugsdirektion, bei der eine Beschwerde gegen diesen angeblichen Eingriff in Aliyevs Eigentum ventiliert wurde, sah das allerdings anders. Sie wies die Beschwerde zurück und stellte fest, es habe nichts aus dem Notizbuch gefehlt.

Gerichtsmediziner wird Befangenheit unterstellt

Die Anklagebehörde verweist darauf, dass die Leiche von Daniele Risser, einem erfahrenen Gerichtsmediziner und zudem Leiter des Wiener Departments für Gerichtsmedizin, obduziert wurde. Dieser habe bei der Leichenbeschau keine Anzeichen für eine äußere Gewalteinwirkung gefunden. Aliyevs Anwälte sehen bei Risser allerdings einen möglichen Anschein von Befangenheit gegeben. Dieser wäre im Doppelmord-Prozess gegen Aliyev, der die Entführung und Ermordung zweier kasachischer Banker bewerkstelligt haben soll und der sich deswegen nach Ostern vor einem Schwurgericht zu verantworten gehabt hätte, als Gutachter und damit als “Belastungszeuge gegen Aliyev” aufgetreten.

An der Untersuchung der Zelle durch die Tatortgruppe des Wiener Landeskriminalamts sowie an der Auswertung der Videobänder aus der Justizanstalt – der Gang vor Aliyevs Haftraum war von einer Kamera überwacht worden – hätten sich ebenfalls keine Anzeichen ergeben, dass Aliyev von fremder Hand zu Tode gebracht wurde, betonte demgegenüber die Staatsanwaltschaft.

“Es war eindeutig Selbstmord”

“Für mich war es eindeutig Selbstmord”, meinte die Leiterin der JA Josefstadt, Helene Pigl. Die Türstandsanzeige belege, dass die Tür zur Einzelzelle Aliyevs am Montag um etwa 17.30 Uhr geschlossen wurde. Beim nächsten Öffnen am Dienstag um 7.20 Uhr wurde der Ex-Diplomat in seiner Zelle mit Mullbinden auf einem Kleiderbügel erhängt aufgefunden, erläuterte Pigl. Es sei also “eindeutig, dass er in dieser Zeit alleine war”.

Toxikologisches Gutachten steht noch aus

Offen ist noch das Ergebnis eines toxikologischen Gutachtens, das grundsätzlich fixer Bestandteil justizieller Obduktionsgutachten ist. Mit der Untersuchung des Blutes wäre nachweisbar, ob Aliyev neben den Medikamenten gegen seine Herzerkrankung, die er in der JA verschrieben bekommen hatte, zum Zeitpunkt seines Ablebens sonstige giftige Substanzen in sich hatte. Das Ergebnis dieser Untersuchung soll “in einigen Tagen” vorliegen, hieß es seitens der Staatsanwaltschaft. (APA)

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