Dies teilte das Wiener AMS am Montag per Aussendung mit. In Summe bedeutet das einen Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Bundeshauptstadt um 7,8 Prozent.
Weniger AMS-Kurse – starker Rückgang
Grund für den starken Rückgang bei den Schulungsteilnehmern sei die geringere Zahl der Kurse, erklärte eine Sprecherin des Wiener AMS auf APA-Anfrage. Wie auch bundesweit habe man hier “den Sparstift ansetzen” müssen – in Wien mache sich das nun besonders bemerkbar.
Arbeitslosigkeit trifft mehr Ältere
Erfolge verzeichne man dagegen bei der Förderung von älteren Arbeitslosen: Im Jänner fanden im Jahresvergleich 11,1 Prozent mehr Menschen über 45 einen Job. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei den Über-50-Jährigen lag bei 19,3 Prozent – und damit nur leicht über dem Gesamtschnitt. Auch künftig soll diese Gruppe gefördert werden: Das Wiener AMS übernimmt bei Anstellung von Über-50-Jährigen, die mehr als ein halbes Jahr arbeitslos waren, drei Monate lang Lohn- und Lohnnebenkosten.
Arbeitsmarkt in Wien sehr dynamisch
Grundsätzlich bemerke man am Arbeitsmarkt der Bundeshauptstadt wie auch in den vergangenen Monaten eine große Dynamik: So seien 10,7 Prozent mehr offene Stellen gemeldet gewesen als noch im Jänner 2014. Einen besonderen Anstieg an Jobsuchenden gab es im Jänner in den Branchen Einzelhandel (plus 18,1 Prozent) und in Hotellerie und Gastronomie (17,4 Prozent). Unterdurchschnittlich war dagegen der Zuwachs in den Sparten Bau (plus 11,4 Prozent) und Warenproduktion (plus 12,3 Prozent).
Zahl der Schulungsteilnehmer sank
Die Zahl der Schulungsteilnehmer des Arbeitsmarktservice (AMS) ist im Jänner österreichweit um fast 17 Prozent auf 66.300 Personen drastisch zurückgegangen. Besonders stark war der Rückgang mit 28,5 Prozent in Wien, geht aus am Montag veröffentlichten Daten des Sozialministeriums hervor.
Das AMS begründet den Einbruch bei den Schulungsteilnehmern mit einem Strategiewechsel: Es würden nun Kurse mit längerer Laufzeit angeboten und bei gleichbleibendem AMS-Budget könnten dadurch weniger Arbeitslose in Schulungen geschickt werden, sagte AMS-Sprecherin Beate Sprenger zur APA. Auch werden die oftmals kritisierten Bewerbungstrainings – vor allem in Wien – deutlich zurückgefahren. Außerdem steckt das AMS etwas mehr in Beschäftigungsprogramme und damit sinken auch die Mittel für Kurse leicht. Das AMS-Budget für das Jahr 2015 liegt bei rund 1,14 Mrd. Euro und damit nahezu unverändert zum Vorjahr.
Arbeitslosigkeit nach Bundesländern
Im Bundesländervergleich war der Anstieg der Arbeitslosen in Wien mit 19,1 Prozent am höchsten, was zur Hälfte durch die sinkenden Schulungsteilnahmen zu erklären sei, so das Sozialministerium. Am geringsten stieg die Zahl der Arbeitslosen in Kärnten (+2,3 Prozent) und im Burgenland (+4,9 Prozent).
Je mehr Schulungsteilnehmer es gibt, umso niedriger ist die Zahl der als arbeitslos gemeldeten Personen. Ohne Schulungsteilnehmer waren im Jänner 406.239 Personen ohne Job, um 9,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Inklusive Schulungsteilnehmer betrug der Anstieg “nur” noch 5,1 Prozent.
Arbeitslose nach Branchen
Eine Überraschung gab es am Bausektor. Verglichen mit anderen Branchen stieg die Bauarbeitslosigkeit mit 2,6 Prozent unterdurchschnittlich, da der Winterbau gut laufe, erläutert das Ministerium. Auch die Beschäftigung am Bau wächst. Nichtsdestotrotz trägt die Bauwirtschaft am meisten zur Gesamtarbeitslosigkeit bei. 18,5 Prozent aller Arbeitslosen waren vorher am Bau beschäftigt.
Nach Branchen den mit 14,4 Prozent höchsten Anstieg der Arbeitslosen verzeichnete der Bereich Arbeitskräfteüberlassung (Leiharbeiter). Leicht überdurchschnittliche Zuwächse gab es im Handel (+10,3 Prozent) und im Tourismus (+9,9 Prozent).
Besonders benachteiligt am Arbeitsmarkt waren erneut ältere Menschen ab 50 Jahren (+13,7 Prozent), Ausländer (+18,9 Prozent) und behinderte Personen (+16,3 Prozent). Die Zahl der Langzeitarbeitslosen (über 12 Monate vorgemerkt) hat sich auf rund 20.200 Personen mehr als verdoppelt.
Jugendarbeitslosigkeit – ebenfalls Anstieg
Die Jugendarbeitslosigkeit stieg um 5,2 Prozent, wobei es bei den 15- bis 19-Jährigen sogar einen Rückgang von 2,5 Prozent gab. Allerdings waren auch Ende Jänner um 8,4 Prozent mehr Lehrstellensuchende vorgemerkt. Dem stand ein Anstieg von 7,3 Prozent beim Bestand an gemeldeten offenen Lehrstellen gegenüber. Damit ist die Lehrstellenlücke um 284 auf 3.328 angestiegen. Während die Zahl der offenen Lehrstellen die der Lehrstellensuchenden in Salzburg und Tirol übersteigt, kommen in Wien im Schnitt 6,5 Lehrstellensuchende auf eine offene Stelle.
Im europäischen Vergleich steht Österreich nach wie vor gut da. Mit einer Arbeitslosenquote von 4,9 Prozent (nach Eurostat) hat Österreich nach Deutschland die zweitniedrigste Arbeitslosigkeit in der EU. Die höchste Quote mit 25,8 Prozent hat derzeit übrigens Griechenland, dahinter folgt Spanien (23,7 Prozent).
Angestellte in Österreich
Insgesamt sind in Österreich 3,4 Millionen Menschen unselbstständig beschäftigt. Beim AMS gibt es derzeit fast 23.000 gemeldete offene Stellen, ein Plus von 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
(apa/red)