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Aus für Basketball-Meister Güssing Knights nach Lizenzentzug

Von der Meisterschaft direkt in den Abgrund
Von der Meisterschaft direkt in den Abgrund
Die Ära der Güssing Knights in der Admiral Basketball Bundesliga (ABL) ist seit Freitag vorzeitig zu Ende. Den Südburgenländern wurde im Zusammenhang mit einem Konkursverfahren über die ökoStadt Güssing Sport GmbH, deren Gesellschafter der Verein ist, die Lizenz entzogen, gab ABL-Präsident Karl Schweitzer am Freitagvormittag in einer Pressekonferenz in Eisenstadt bekannt.


Die Knights scheiden “mit sofortiger Wirkung” – nach 33 von 36 Spieltagen der laufenden Saison – aus dem Bewerb aus. Sämtliche Ergebnisse des Spieljahres 2015/16 werden annulliert, sagte Schweitzer. Daraus ergibt sich auch eine neue Tabellensituation. Alle Teilnehmer am Play-off stehen fest, die Relegation (Letzter der ABL gegen den Meister der Zweiten Bundesliga) entfällt.

“Die seit geraumer Zeit im Mittelpunkt der Diskussion stehende ‘Causa Güssing’ ist endgültig beendet”, erklärte der sichtlich betroffene ABL-Präsident. Masseverwalter Michael Lentsch habe “auf Basis der Entwicklungen” noch am Donnerstag die Schließung der ökoStadt Güssing Sport GmbH beantragt, die laut Insolvenzdatei auch angeordnet wird. Für das Präsidium der ABL habe das “den Bestimmungen folgend” bedeutet, “dem Verein Güssing Knights die Lizenz zu entziehen”, sagte Schweitzer. Der entsprechende Rundlaufbeschluss sei “einstimmig erfolgt”.

Er habe “großen Respekt” vor dem, was in Güssing in den vergangenen Wochen und Monaten unternommen worden sei, um den Verein zu retten. Die Verbindlichkeiten würden sich jedoch auf “eine derart hohe Summe” (die nicht genannt wurde) belaufen, dass jegliche Unterstützung durch Fans, Sponsoren und vieler anderer nicht ausgereicht habe. Lentsch bezifferte die Verbindlichkeiten der ökoStadt Güssing Sport GmbH am Freitag auf Anfrage der APA – Austria Presse Agentur mit 250.000 bis 300.000 Euro. Die endgültige Summe werde man bei der Prüfungs- und Berichtstagsatzung am 6. Juni wissen.

Dem Masseverwalter seien in einem Gespräch am Mittwoch “zusätzliche Informationen” übermittelt worden, berichtete Schweitzer in der Pressekonferenz. Damit habe die Causa eine “deutliche Wendung” genommen. Laut dem ABL-Präsidenten haben die Knights bereits mitgeteilt, dass sie “eine negative Lizenzentscheidung zur Kenntnis nehmen” und “keine weiteren Maßnahmen” setzen würden. Das bedeute, dass der zweifache Meister, Cupsieger und erfolgreiche Europacup-Teilnehmer “mit heute Geschichte ist”, sagte Schweitzer.

“Die Lizenz war nicht haltbar”, ließ Lentsch die APA wissen. Die ökoStadt Güssing Sport GmbH werde liquidiert. Das Unternehmen wäre nicht zu führen gewesen, “ohne einen Verlust zu erleiden”. Reinhard Koch, Obmann der Knights und Geschäftsführer der Sport GmBH, habe “alles probiert” und “gekämpft”. Der Basketballclub Güssing bestehe weiter, auch die Jugendarbeit gehe weiter, betonte der Wiener Neustädter Rechtsanwalt. “Die Liga hat sich sehr sachlich verhalten”, sagte er zu den Gesprächen.

Es sei entschieden worden, “besser neu zu starten”, was laut Lentsch in der Zweiten Bundesliga der Fall sein soll. Prinzipiell müsste ein Neubeginn in der Landesliga erfolgen, erläuterte Schweitzer in der Pressekonferenz. Die Knights könnten jedoch um Aufnahme in die zweithöchste Spielklasse ersuchen. Der ABL-Präsident ließ anklingen, einem derartigen Antrag positiv gegenüberzustehen.

Das Aus des Titelverteidigers fiel übrigens genau auf den Geburtstag von Daniel Müllner. Der heute 34-Jährige hatte nach dem Abgang von Coach Matthias Zollner und von US-Legionären im Februar die dezimierte Mannschaft in den vergangenen Wochen höchst erfolgreich betreut und klar an der Tabellenspitze der ABL gehalten.

Die Knights waren 2006 in die oberste Spielklasse aufgestiegen und standen somit im zehnten Jahr. Von 354 Begegnungen gewannen die Südburgenländer 193 und verloren 161. 2014 wurden sie erstmals Meister, 2015 holten sie das Double aus Meisterschaft und Cup. In dieser Saison wäre ihnen trotz eines vorangegangenen Abzugs von neun Punkten – wegen Lizenzverstößen gab es im November 2015 zudem eine Geldstrafe von 10.000 Euro und eine Transfersperre für das laufende Spieljahr – Platz eins vor dem am 24. April beginnenden Play-off nicht mehr zu nehmen gewesen. Ihren letzten ABL-Auftritt absolvierte der Titelverteidiger am vergangenen Samstag mit einem 63:45 gegen die Traiskirchen Lions.

Das Konkursverfahren über die ökoStadt Güssing Sport GmbH wurde am Donnerstag der Vorwoche am Landesgericht Eisenstadt eröffnet. Beantragt wurde es von der Burgenländischen Gebietskrankenkasse (BGKK).

Sportlich Hauptbetroffener vom Güssinger Aus in der ABL ist der BC Vienna. Die Wiener, die den Titelverteidiger in der Meisterschaft zweimal geschlagen haben, verlieren drei Runden vor Ende des Grunddurchgangs vier Punkte. Für Manager Petar Stazic Strbac ist das ein “Skandal”. “Wir haben uns als einzige zweimal (inklusive Supercup sogar dreimal, Anm.) auf dem Feld durchgesetzt. Jetzt verlieren wir am meisten von allen Mannschaften”, klagte der Vienna-Manager am Freitag auf APA-Anfrage. Sein Team bleibt zwar auch in der neuen Tabelle auf Platz drei, rutschte jedoch hinter Traiskirchen ab. Je zwei Punkte weniger auf dem Konto haben die Bulls Kapfenberg und der UBSC Graz. Das Team aus der steirischen Landeshauptstadt war bereits vor dem Lizenzentzug für Güssing ohne Chance auf den Einzug ins Play-off, bleibt nunmehr jedoch erstklassig.

Für die Herren-Nationalmannschaft bedeutet das Knights-Ende in der ABL, dass Teamspieler wie Thomas Klepeisz und Moritz Lanegger, aber auch Sebastian Koch, der dem erweiterten Kader für die EM-Qualifikation im Spätsommer angehört, frühzeitig Saisonende haben. ÖBV-Präsident Hubert Schreiner bezeichnete das auf APA-Anfrage zwar als “nicht optimal”, er sehe darin aber auch “keine Dramatik”. Die Spieler hätten “die Chance zu regenerieren und sich gut für das Nationalteam vorzubereiten”. Für ÖBV-Legionäre, deren Teams das Play-off in den jeweiligen Ligen nicht erreichen, ende die Saison ebenfalls vorzeitig, merkte Schreiner an.

Mit wie vielen Teams sich die ABL 2016/17 präsentieren wird, werde das kommende Lizenzierungsverfahren zeigen, sagte Schweitzer. Als Termin dafür wurde am Freitag “Ende Mai” genannt. Aus der Zweiten Bundesliga haben nur die Raiders Villach um eine Lizenz angesucht. Die Kärntner liegen in der aktuell laufenden “Best of three”-Semifinalserie gegen St. Pölten 0:1 zurück.

Am späten Freitagnachmittag nahmen die Güssing Knights auf ihrer Website und auf Facebook Stellung zum ABL-Abschied. Dabei hielten sie fest, dass sie sich “von der Liga und den Vereinen mehr Bereitschaft für eine gemeinsame Lösung gewünscht” hätten. Aufgrund des Drucks einiger Clubs sei dies aber nicht möglich gewesen.

“Rechtlich gesehen hatten wir, aufgrund strittiger Statuten, so gut wie keine Möglichkeiten”, hieß es in der Stellungnahme weiter. Alle Verantwortlichen hätten alles getan, um das Ruder noch herum zu reißen. “Doch der Rucksack, den wir aufgrund nicht eingehaltener Sponsorenverträge mit uns getragen haben, wurde irgendwann zu schwer.”

Nächster Schritt sei es nun, die Zukunft des Vereins abzusichern. “Basketball in Güssing muss weitergehen”, zeigten sich die Knights kämpferisch und wollen “auf jeden Fall gestärkt zurückkommen”. “Höchstwahrscheinlich” werde es einen Neubeginn in der Zweiten Bundesliga geben, der zugleich die “Chance für einen Umbruch” biete.

Angekündigt wurde zudem eine “Meisterfeier”. Eine solche werde “wahrscheinlich im Zuge eines Landesliga-Play-off-Spieles” stattfinden. Denn, so die Knights in der Stellungnahme: “Wir fühlen uns auch in dieser Saison als Meister!”

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