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Ballhausplatz-Schau: Vom "Wiener Kongress" zur Idee Europas

Ein Exemplar der Schlussakte des Wiener Kongress aus dem Jahr 1815
Ein Exemplar der Schlussakte des Wiener Kongress aus dem Jahr 1815
Begleitet von einem Text von Elias Canetti zum Brand des Justizpalastes 1927 sind bei den Stufen zum Kongresssaal des Bundeskanzleramtes die Namen derer zu lesen, die an den Verhandlungen des Wiener Kongresses 1814 teilnahmen. Die Ausstellung "Idee Europa - 200 Jahre Wiener Kongress" erweckt die Verhandlungen, die Europa so maßgeblich prägen sollten, mit vielen schriftlichen Zeitzeugen zum Leben.


Die morgen, Dienstag, eröffnende und bis zum 31. Oktober laufende Schau soll als Gesamterfahrung über mehrere Stationen hinweg wahrgenommen werden. Ausgegangen wird dabei vom Ballhausplatz 2, dem zentralen Schauplatz des Kongresses, wo die Teilnehmer der Verhandlungen näher gebracht werden und sich ein Blick auf viele verschiedene Originaldokumente erhaschen lässt.

Der Wiener Kongress, der morgen den 200. Jahrestag seiner Conclusio feiert, soll durch die Ausstellung “als Stätte der internationalen Begegnung und der Entwicklung Europas” in den Mittelpunkt gerückt werden, meinte der Historiker Wolfgang Maderthaner, der Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs, bei der heutigen Presseführung in Wien. Die Schau soll außerdem die Thematik einem jüngeren Publikum zugänglich machen, weswegen in Kooperation mit den Landesschulräten Wiens, Niederösterreichs und des Burgenlandes Führungen für Klassen ab der 8. Schulstufe geplant sind, so Maderthaner.

Das Österreichische Staatsarchiv stellte dafür nicht nur das gebundene Exemplar der österreichischen Schlussakte zur Verfügung, das im Kongresssaal hinter einer Vitrine begutachtet werden kann. Darüber hinaus finden sich auch Dokumente wie der Vertrag von Saint-Germaine-en-Laye (1919) sowie das Bundesverfassungsgesetz der 1. Republik Österreich (1920) in der Originalversion und sogar einige Protokolle der Metternich-Geheimpolizei, die 1927 beim Brand stark beschädigt wurden.

Auf einer Videowand wird über die Demonstrationen und das anschließend ausbrechende Feuer informiert, während auf einer anderen Leinwand durch eine von der Decke nach unten gerichtete Kamera gezeigt wird, wie viel die Geheimpolizei damals durch die Gitter an der Decke des Saales vom Kongress sehen konnte.

Die übrigen Teile der Ausstellung führen über den Ballhausplatz und durch den Inneren Burghof bis in die Hofburgkapelle und erzählen von dem Europa zur Zeit des Kongresses sowie seiner Entwicklung seither. Der Rundgang in die Vergangenheit schließt mit einem Blick auf das Werk Beethovens, dessen Musik, vor allem seine zu der Zeit sehr beliebte Oper “Fidelio”, die Festivitäten rund um den Kongress begleiteten.

Wer sich zusätzlich einen gesellschaftlichen und kulturellen Einblick auf den Wiener Kongress verschaffen möchte, hat noch bis zum 21. Juni die Möglichkeit, die Ausstellung “Europa in Wien. Der Wiener Kongress 1814/15” im Unteren Belvedere und der Orangerie des Belvedere zu besuchen. Dort gibt es übrigens ebenfalls ein Original der Schlussakte zu sehen. Als Ausrichter des Wiener Kongresses verfügt Österreich nämlich über deren zwei.

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