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Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann legt Amt nieder

Hartmanns Ankündigung am Montag kam überraschend.
Hartmanns Ankündigung am Montag kam überraschend. ©APA
Zumindest vorübergehend legt Matthias Hartmann, Direktor des Wiener Burgtheaters, sein Amt nieder - bis "alle Sachverhalte" geklärt seien.
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Aufsichtsrat entlastet
Theater als "Opfer"

“Ich schlage vor, im Einvernehmen mit Bundesminister Dr. Josef Ostermayer und Bundestheaterholdingchef Dr. Georg Springer meine Funktion als Geschäftsführer des Burgtheaters bis zur Klärung aller Sachverhalte ruhen zu lassen”, teilte Hartmann am Montag in einer Aussendung mit.

Die beiden angesprochenen Instanzen zeigten sich allerdings überrascht vom Schritt des Theatermachers. Der Minister habe das Schreiben Hartmanns erst am Nachmittag erhalten, unterstrich ein Sprecher von Kulturminister Ostermayer gegenüber der APA. Auch bei den Bundestheatern betonte man, die Informationen parallel zur Presse erhalten zu haben: “Wir sind zeitgleich wie Sie informiert worden.” Hartmann hatte in seiner Aussendung gemeint, Ostermayer und Holding-Chef Georg Springer schriftlich “vorab” informiert zu haben.

Verantwortung Hartmanns wird geprüft

In jedem Falle will Ostermayer nun am Dienstag mit Hartmann zunächst das besagte Rechtsgutachten zu seiner Mitverantwortung erörtern. Dann seien in Folge Gespräche mit dem Aufsichtsrat, der Geschäftsführung und dem Ensemble angesetzt. Als fünften Schritt wolle man schließlich noch im Laufe des Dienstags an die Öffentlichkeit treten. Hartmann selbst erklärte in diesem Zusammenhang, dass er die ermittelnden Instanzen weiterhin unterstützen werde und “selbstverständlich” sowohl dem öffentlichen Kulturausschuss im Parlament am kommenden Donnerstag als auch dem Rechnungshof für alle Auskünfte zur Verfügung stehe.

Reaktionen auf die Entscheidung

Die Kulturausschuss-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger (NEOS) äußerte am Montag “Verständnis für diese persönliche Entscheidung”. Sie begrüße die Ankündigung, dass Hartmann dem Ausschuss am Donnerstag dennoch Rede und Antwort stehen wolle. Neben Hartmann sind auch Springer, der kaufmännische Geschäftsführer des Burgtheater, Thomas Königstorfer, sowie Martin Wagner von der Wirtschaftsprüfungskanzlei KPMG geladen. Zugleich zweifelte Meinl-Reisinger an der rechtlichen Zulässigkeit einer einstweiligen Ruhestellung: “Weder im Bundestheaterorganisationsgesetz noch gesellschaftsrechtlich ist es vorgesehen, eine Geschäftsführung ruhend zu stellen.”

Verständnis für den Schritt zum Rückzug kam auch von Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl: “Hartmann hat die Zeichen der Zeit erkannt.” Die Entscheidung zum Rückzug sei notwendig gewesen.

Hartmann lässt Amt vorerst ruhen

“Tief betroffen von den öffentlichen Anfeindungen und Kampagnen möchte ich den Weg für die Versachlichung der Diskussion ermöglichen”, so Hartmann weiter, der seinen Plan zuvor dem Ensemble mitgeteilt hatte. Es gehe ihm darum, Schaden durch die Verlängerung der medialen Schlammschlacht vom Haus abzuhalten und seine Familie zu schützen: “Meine Kinder werden bereits angepöbelt.” (APA)

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