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Captain Fantastic - Einmal Wildnis und zurück - Trailer und Kritik zum Film

Es ist ein universelles Thema, das Matt Ross in seinem zweiten Spielfilm verarbeitet: Was, wenn die eigenen Ideale und Lebensentwürfe von den heranwachsenden Kindern eines Tages nicht mehr mitgetragen werden?

Von einem Aussteigervater, gespielt vom unangepassten Hollywoodstar Viggo Mortensen, und seinen sechs Kindern auf aufschlussreichem Road Trip erzählt “Captain Fantastic” im Kino.

Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück – Die Handlung

In den Wäldern des Pazifischen Nordwesten Nordamerikas haben Ben Cash (Mortensen) und seine Ehefrau Leslie (Trin Miller) für sich und ihre “philosophischen Könige” ein kleines Paradies geschaffen. In einer autarken Behausung fernab der Zivilisation werden die sechs Kinder zu eigenständigen, selbstverantwortlichen Erwachsenen erzogen und unter Bens Anleitung intellektuell wie körperlich gefordert; sie lernen Selbstverteidigung und Klettern ebenso wie Literaturwissenschaft und Politik.

Als sich die Mutter nach drei Monaten in einer psychiatrischen Klinik das Leben nimmt, ist die eingeschworene Familie gezwungen, jene Welt zu betreten, die sie in all ihrem Konsumwahn verabscheut. In einem Kleinbus machen sie sich auf den Weg gen Südwesten, wo Leslies – von Ben freilich wenig angetane – Eltern (Frank Lagella und Ann Dowd) ihre einzige Tochter begraben möchten. Die gemeinsame Reise birgt einige Herausforderungen für die Sieben – und offenbart auch die Sehnsucht des einen oder anderen, sich vom Familienpatriarchen loszusagen und an der Außenwelt teilzuhaben.

Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück – Die Kritik

Um die (Neu-)Definition von Familie und die rigorose Weitergabe elterlicher Ideale und Lebensmodelle geht es in diesem so warmherzigen wie humorvollen Film von US-Schauspieler Matt Ross (bekannt aus der TV-Serie “Silicon Valley”), der damit nach dem romantischen Drama “28 Hotel Rooms” seinen zweiten Spielfilm schrieb und inszenierte. “Captain Fantastic” hat seine Wurzeln in Ross’ eigener Kindheit, ist der 46-Jährige doch teils in Kommunen in Kalifornien und Oregon aufgewachsen. Fernab moderner Technologie sei das sowohl ein großes Abenteuer als auch eine isolierende Erfahrung gewesen, sagt er in den Produktionsnotizen zum Film. “Besonders schwierig war es in der Pubertät. Als ich begonnen habe, mich für das andere Geschlecht zu interessieren, war ich von anderen Kindern meines Alters getrennt.”

Im Film ist der Älteste der Sippe, Bodevan, in diesem Stadium und bewirbt sich heimlich an Elite-Universitäten, um sich zu emanzipieren. Der 24-jährige britische Jungstar George MacKay spielt seine Rolle so eindringlich und authentisch wie die fünf weiteren Jungdarsteller. Ihnen zur Seite steht Viggo Mortensen in einer seiner wohl besten Rollen: Mit äußerlicher Verrohung und tiefsitzender Verletzlichkeit brilliert der 57-Jährige als so strenger wie idealistischer Patriarch, der seinen Lebensentwurf kompromisslos verfolgt, mit der ehrwürdigen Intention, seine Kinder zu Selbstbestimmung und Unabhängigkeit zu ermutigen.

Der gemeinsame Trip, die (kritische) Perspektive von außen und ein einschneidendes Erlebnis lassen ihn schließlich die eigene Vaterrolle hinterfragen. Das macht ihn zur Identifikationsfigur für jedes Elternteil, das früher oder später die eigenen Erziehungsmethoden infrage stellt. Aufnahmen aus der Vogelperspektive (Kamera: Stephane Fontaine) verorten das Geschehen in unendlichen Weiten, Aufnahmen mit Handkamera lassen einen hautnah am Familienleben teilhaben und geben dem Zuseher den Eindruck, dass nicht zwangsläufig Bens Lebensweise die eigenartige in unserer Gesellschaft ist. Den Vergleich mit dem nicht minder skurrilen wie herzlichen Familiendrama bzw. Roadmovie “Little Miss Sunshine” braucht “Captain Fantastic” nicht zu scheuen.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück”

(APA)

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