Chailly dirigierte Philharmoniker in St. Pölten

Die erstaunliche Erkenntnis der auf den ersten Blick wenig kontrastreichen Repertoirekombination: Bruckners Sechste, die nach wie vor als schwierig gilt und vom Komponisten als seine “keckste” bezeichnet wurde, übertrifft ohrenfällig den um eine Generation jüngeren Sibelius, dessen symphonische Dichtung “Finlandia” sowie das Violinkonzert zur Aufführung gelangten, an vorwegnehmender Modernität bei Weitem. Leonidas Kavakos als Solist brillierte mit stupender, ja lässiger, vielleicht um ein Spur zu lässiger Virtuosität.

Maestro Chailly ist ein Mann der großzügig gestalteten dramaturgischen Abläufe. Im “Finlandia”-Topf rührt er um, bis das kulinarische Resultat ansprechend, wohldosiert und bekömmlich erscheint. Beim dritten Satz des Violinkonzerts wählt er ein forsches Anfangstempo. Der Haken liegt im Detail, speziell bei Bruckner: Es mangelt schlicht an Akzentsetzungen und damit an Kontur.

Dennoch war der Abend insgesamt genussvoll, auch wenn das Publikum hörbar hustfreudig gestimmt war und nach dem ersten Satz des Violinkonzerts applaudierte, aus Missverständnis, nicht aus Begeisterung. Bei Bruckner hatte bereits Lernfähigkeit eingesetzt. Bemerkenswert ist auch der Umstand, dass doch etliche Sitze leer geblieben waren – St. Pölten ist eben anders. Wer den Einführungsvortrag von Gottfried Franz Kasparek besuchte, wurde mit einem kuriosen Vorfall belohnt: Eine Fledermaus stahl dem Referenten die Show und zog über der Zuhörerschaft ihre Kreise.

Noch bis 23. Jänner 2014 werden Anmeldungen zur Teilnahme an der Verlosung von Karten für die Philharmoniker-Konzerte zum Jahreswechsel 2014/15 entgegengenommen. Voraussetzung ist die Registrierung auf der Website der Wiener Philharmoniker.