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Chefredakteur der Wiener Zeitung von Position enthoben

Der Chefredakteur der Wiener Zeitung wurde abberufen
Der Chefredakteur der Wiener Zeitung wurde abberufen ©APA
Reinhard Göweil, Chefredakteur der "Wiener Zeitung", wurde am Freitagabend von seiner Position überraschend abberufen.

Die Wiener Zeitung GmbH habe sich gezwungen gesehen, Göweil “wegen eines anlassbedingten Vertrauensverlustes mit sofortiger Wirkung” von der Funktion als Chefredakteur abzuberufen und das Dienstverhältnis mit ihm zu beenden, teilte Geschäftsführer Wolfgang Riedler mit.

Bis auf Weiteres übernehmen die stellvertretenden Chefredakteure die Leitung der Redaktion, hieß es in der Aussendung. Über die Hintergründe der Abberufung gab es vorerst keinerlei Informationen. Die Zeitung steht im Eigentum der Republik Österreich und untersteht dem Kanzleramt.

“Wiener Zeitung”: Chefredakteur Göweil spricht von Fehler

Reinhard Göweil, am Freitag abberufener Chefredakteur der staatlichen “Wiener Zeitung”, hat am Samstag gegenüber der “Presse am Sonntag” einen Fehler rund um seine Dienstfreistellung eingestanden. “Was ich gemacht habe, war falsch”, sagte Göweil der Tageszeitung. Er will aber rechtlich gegen seinen Abberufung vorgehen.

Der Chefredakteur der “Wiener Zeitung” wurde Freitagabend überraschend seiner Position enthoben. Man sehe sich gezwungen, Göweil “wegen eines anlassbedingten Vertrauensverlustes mit sofortiger Wirkung” von der Funktion als Chefredakteur abzuberufen und das Dienstverhältnis mit ihm zu beenden, teilte Geschäftsführer Wolfgang Riedler mit. Rasch tauchten in sozialen Netzwerken Vermutungen auf, Göweils Abgang könnte politische Gründe haben und er das Opfer einer Intrige sein.

Journalistin beschuldigt Chefredakteur der sexuellen Belästigung

Laut Medienberichten dürfte der Grund für die Abberufung aber ein ganz anderer sein: eine Journalistin soll Göweil der sexuellen Belästigung beschuldigt haben. Auch ein später wieder gelöschter Tweet eines Aufsichtsratsmitglieds der “Wiener Zeitung” legt dies nahe. Laut verschiedenen Medienberichten behauptet die Journalistin, schriftlich via Chat sexuelle Avancen im Gegenzug für ein mögliches Jobangebot erhalten zu haben. Die Frau habe sich danach an die Gleichbehandlungsanwaltschaft gewandt, die darin den Tatbestand der sexuellen Belästigung erkannt haben soll.

Danach wandte sich die Journalistin an die Eigentümervertreter der “Wiener Zeitung”, die der Republik Österreich gehört. Laut “Presse” sollen Beamte des Bundeskanzleramts Göweil vergangene Woche mit den Vorwürfen konfrontiert haben. Dieser bestritt den Vorfall zunächst und wehrte sich gegen die Darstellung, am Freitag erfolgte dann die sofortige Abberufung. “Die Entlassung erfolgte aus zwingenden arbeitsrechtlichen Gründen. Es gab dafür keinen politischen Anlass”, verlautbarte die “Wiener Zeitung”.

Dementi auf Twitter

Göweil selbst sah dies auf Twitter anders. “Das bestreite ich ganz entschieden. Jeder möge sich einen Reim darauf machen”, erklärte der Journalist. Auf Facebook sprach Göweil von einem bloßen Vorwand. “Es wurde kein dienstlicher Vorwurf gemacht. Im kommenden Prozess wird diese Begründung wohl nachgeliefert werden müssen.”

“Ich habe eine Trottel-Facebook-Nachricht geschickt”

Gegenüber der “Presse am Sonntag” erklärte Göweil nun, dass es den kolportierten Schriftverkehr mit der Journalistin auf Facebook tatsächlich gegeben habe. “Dass das ein schwerer persönlicher Fehler von mir war, das ist mir klar. Ich will da auch nichts beschönigen. Aber was da jetzt daraus gemacht wird, ist für mich schwierig zu verstehen”. Dieser “kurze, blöde Chat ist im Jänner passiert, warum das jetzt aufpoppt, ist mir ein Rätsel.”

Ihm sei wichtig zu betonen, dass er sich bei der Kollegin sofort in diesem Chat für seine verbale Entgleisung entschuldigt und seither nichts mehr von ihr gehört habe. Die Kollegin sei zu diesem Zeitpunkt nicht seine Mitarbeiterin gewesen, so Göweil. “Ich habe eine Trottel-Facebook-Nachricht geschickt und mich danach entschuldigt.” Trotzdem werde er rechtlich gegen seine Abberufung vorgehen und noch am Samstag eine Stellungnahme dazu in den sozialen Netzwerken abgeben. Zudem betonte Göweil: “Wer immer diesen Chat-Verlauf nachlesen möchte, möge sich bei mir melden.”

(APA/Red.)

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