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Chelsea Wolfe brachte die Düsternis in die Arena Wien

Im vergangenen Herbst musste die US-Musikerin Chelsea Wolfe ihren Österreichabstecher aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen. Aber: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben Am Dienstag gab es in der Wiener Arena die Wiedergutmachung, die die Fans mehr als zufrieden stellte.

Mit ihrer Band evozierte sie apokalyptische Soundwände und zog das Publikum trotz reduzierter Interaktion in ihren Bann.

Es braucht aber auch nicht viel, um in das von Metal, Folk und Gothic beeinflusste Klanguniversum von Wolfe einzutauchen. Oft mit minimalen Verschiebungen arbeitend, waren es vorwiegend die Songs der vor einem Jahr erschienen Platte “Abyss”, die den titelgebenden Abgrund nur zu deutlich spürbar machten. Dröhnende Riffs, monolithisches Schlagzeugspiel und ein entrückter Gesang waren die Zutaten, um Großtaten wie das tonnenschwere “Iron Moon” oder den mächtigen Konzertopener “Carrion Flowers” zum Blühen zu bringen.

Chelsea Wolf: “Tourleben ist anstrengend”

Und was – trotz der an den Tag gelegten Härte – so leicht wirkte, dürfte für die Sängerin und Gitarristin ein echtes Stück Arbeit sein. “Das Tourleben ist einfach anstrengend”, erzählte sie vor dem Auftritt. “Ich werde auch oft krank. Das liegt in erster Linie daran, dass man wenig Schlaf bekommt. Auch die neuen Songs tragen ihren Teil dazu bei, weil ich härter singe und es dadurch herausfordernder für mich wird. Aber mit der Zeit lernt man, damit umzugehen”, so Wolfe.

“So schiebe ich mittlerweile mehr spielfreie Tage ein oder rauche nicht auf Tour. Und davon abgesehen: Die Live-Shows sind einfach großartig. Nach einer zehnstündigen Busfahrt kommst du an einen neuen Ort und triffst großartige Menschen. Das entschädigt für den anderen Scheiß, den man durchmachen muss”, lachte die Sängerin.

Ausgewogenheit der Extreme in der Arena Wien

Die Zuneigung war in Wien jedenfalls auf beiden Seiten zu spüren: Während die vierköpfige Band auf der mit dezenter Lichtgebung bespielten und ansonsten völlig kahlen Bühne durch das rund eineinhalbstündige Set pflügte, waren in der gut gefüllten großen Halle der Arena viele geschlossene Augen und stoisch nickende Köpfe auszumachen. Es ist nicht der Exzess, den Wolfe herausfordert, sondern die nach innen gerichtete Meditation. Und doch gab es plötzliche Wechsel, wurde das Leise-Laut-Spiel in neue Richtungen gedeutet oder standen zarte Momente neben infernalischen Lärmattacken. Gerade die Ausgewogenheit der Extreme macht Wolfes Musik aus.

“Ich will mir keine Grenzen setzen”, betonte sie dementsprechend. “Jedes Album ist wie eine Instinkthandlung. Nur auf diese Weise kann ich in meinen Songs ehrlich sein.” Gegensätze hätten auch die Arbeit an “Abyss” geprägt, für das sich die Sängerin in eine ländliche Einöde zurückgezogen hat. “Am Anfang war es schwierig, nach der lauten Stadt mit dieser Abgeschiedenheit umzugehen. Aber dann wollte ich diese Stille einfach mit Lärm füllen.” Was ihr bestens gelungen ist. Dabei ist nicht alles todernst zu nehmen, was Wolfe auf die Beine stellt. “Viele glauben, dass ich eine unglaublich ernste Person bin. Und für meine Musik stimmt das großteils auch. Aber ich kann mich durchaus über mich selbst lustig machen. Es ist ein dunkler Humor, den einige Songs enthalten.”

Nun muss man zwar nicht loslachen, wenn elegische Stücke wie “House of Metal” oder “Feral Love” erklingen. Aber unterhalten wird man von Chelsea Wolfe in jedem Fall.

(APA)

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