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Cosima von Bonins "ermattetes Reich" im Kunsthaus Bregenz

Stoffskulpturen und -bilder, verfremdete Raumnachbauten und Holzfiguren bevölkern von 18. Juli bis 3. Oktober 2010 das von Cosima von Bonin gestaltete Ausstellungs-Reich im Kunsthaus Bregenz (KUB).
Unter dem Titel “The Fatigue Empire” wird eine breite Auswahl aus dem Schaffen der 1962 in Kenia geborenen und in Köln lebenden Künstlerin geboten. Eine Vielzahl der gezeigten 55 Werke und Werkgruppen entstanden eigens für das KUB.

Stoffhasen und -hummer lümmeln faul auf rosa Holztischen, sehen einen Film über Thomas Bernhard oder lauschen der Musik des Elektronikkünstlers Moritz von Oswald, der für jedes Stofftier einen eigenen Track schuf. Über Soundglocken oder Kopfhörer können die Besucher am Hörgenuss der Tiere teilhaben. Ein Einsiedlerkrebs macht es sich auf einem gefakten Stuhl des Designers Jean Royere gemütlich, auf einer Schulbank hockt ein Plüschküken, dem offensichtlich schlecht geworden ist – sie sind ein seltsames Völkchen, die Einwohner von Cosima von Bonins Reich.

Daneben sind verformte Laternen mit Neonlampen zu sehen, ein Kimono in rotem Karo und ein Pick-up, den Bonin über Nachbauten aus Karton, Sperrholz und Stoff zur Softie-Kutsche umwandelt. Verbindungen zur hiesigen Textilindustrie ergeben sich auch über zahlreiche Textilbilder, teils aus Vorarlberger Stoffen, mit aufgenähten Comic-Zitaten und aufgestickten Kritzeleien, anmutend wie Graffiti. Zudem wird die Fassade des KUB ab der Ausstellungseröffnung pink leuchten.

“Es gibt ganz viel zu entdecken”, kommentierte Kurator Rudolf Sagmeister die Schau. Cosima von Bonin sei eine “Finderin”, die sich auch im KUB zahlreicher Gegenstände bemächtigt habe. KUB-Direktor Yilmaz Dziewior plädierte dafür, sich nicht nur auf die vordergründig süßen Stofftiere zu konzentrieren, sondern sich auch Arrangement, Form und Material genau anzusehen. Viele der Skulpturen hätten etwas Abgründiges. Bonin trete auch in Bregenz mit ihrem “Hofstaat” auf, also mit ihr seelenverwandten Kunstschaffenden, die ihre Ausstellung mit ihren eigenen Produktionen ergänzten.

Unabhängig von der Ausstellung der Künstlerin interveniert im Erdgeschoß das Architektenkollektiv “raumlaborberlin” mit “Bye Bye Utopia” im Rahmen der von Eva Birkenstock kuratierten KUB-Arena. Christof Mayer und Benjamin Foerster-Baldenius zogen mit ihrem Team eine Stufenlandschaft aus Türen abrissreifer Plattenbauten ein und stellten ihre Konzepte zu neuen urbanen Raumformen sowie zur Nutzung von öffentlichem Raum in dem über den Hintereingang zugänglichen Unterraum aus. Man arbeite aus der Enttäuschung heraus, dass öffentlicher Raum durch Events banalisiert werde, so die beiden Architekten. “raumlaborberlin” glaube nicht, dass Räume “einfach so” funktionierten, sondern dass sie vielmehr aktiviert werden müssten. Das soll in Bregenz über verschiedene Veranstaltungen, etwa einem “Frühstück am Hang”, geschehen.

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