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Da staunst Du Bauklötzer: Lego Universe Online

Held oder Tüftler? In Lego Universe erfüllen sich Kindheitsträume.
Held oder Tüftler? In Lego Universe erfüllen sich Kindheitsträume. ©Waibel
World of Warcraft begründete mit ein neues Genre – das der einsteigerfreundlichen Online-Rollenspiele. Seitdem schießen die MMORPG´s aus dem Boden wie Schwammerln nach einem Gewitterregen. Nun möchte man mit Lego am großen Kuchen, oder zumindest an den Krümeln des Kuchens, den WoW noch übrig lässt, mitnaschen.
Lego Universe

Nach Action-Adventures wie Lego Star Wars oder auch Titel wie Lego Harry Potter oder Indiana Jones möchte man sich nun an die Herausforderung MMO wagen, beauftragt wurde mit der Entwicklung die Firma Netdevil, die derzeit selbst am von Fans sehnlichst erwarteten „Jumpgate Evolution“ werkelt. Aber offenbar war für die Entwicklung von Lego Universe mehr Geld vorhanden, denn obwohl Netdevil schon lange an Jumpgate arbeitet, wurde der Lego-Titel vorgezogen.

Lego Universe sieht sich als familientaugliche Alternative zu allem was derzeit an MMOs auf dem Markt ist, mit starkem Bezug zur Lego-Welt und der Möglichkeit, mit Legosteinen frei zu bauen. Was Fanherzen natürlich jubilieren lässt. Ansonsten bietet das Spiel ein wenig Rollenspiel, einen großen Mini-Spielanteil mit Jump-and-Run-Einlagen sowie dem stetigen Vergleich mit anderen Spielern in diversen Mini-Events. Das ganze wird in knuffiger Lego-Optik präsentiert, die super aussieht, und flüssig auch auf schwächeren Rechnern läuft.

Ganz entgegen der Tradition von MMOs gibt es hier keine Erfahrungspunkte und Legohelden steigen auch nicht im Level auf. Zu Beginn der Onlinekarriere in der kunterbunten Legowelt hat man die Wahl zwischen vier Fraktionen mit jeweils zwei Unterklassen, insgesamt eröffnet man sich so 8 spielbare Klassen. Die Verbesserung des Charakters, sowohl in optischer wie auch leistungsfähiger Hinsicht, erfolgt lediglich über die Ausrüstungsgegenstände. Wie in anderen Spielen üblich, verfügt der Held über einen begrenzten Lebensbalken, zudem über einen Rüstungsbalken und, hier neu, einem Fantasiebalken, was in etwa dem Manabalken in anderen Rollenspielen entspricht. Kurz gesagt: Ohne Fantasie keine Durchschlagskraft oder die Möglichkeit, Aktionen in der Spielwelt auszuführen. Diese Fantasiepunkte findet man in Kisten oder beim Erlegen von Gegnern.

Ein Wort zum Kampf und eigenem Ableben: Das ganze wurde sehr kindgerecht ausgeführt, wenn sich die eigene Lebensleiste oder die des Gegners gen Ende neigt, zerspringt die Spielfigur in einen Haufen verschiedener Lebenssteinchen, im Fall des Helden wird diese an einem festgelegten Punkt im Level wieder zusammengesetzt. Erledigte Feinde lassen neben Fantasiepunkten und Ausrüstungsgegenständen auch mehr oder minder seltene Legosteinchen fallen, mit denen in weiterer Folge dann gebaut werden kann.

Ein Wort zur Ausrüstung: Die Fraktionen bieten auch Ausrüstungssets an, für die aber einiges an Fraktionsmünzen erforderlich ist, die die Gegner fallen lassen. Somit ist leider in dieser Richtung ödes Grinding vonnöten, bis man sich über ein neues Schwert oder eine neue Rüstung freuen darf. 

Die kunterbunte Legowelt, die nur in Teilen vom Entwickler fix festgelegt ist, wird mit einer eigenen modifizierbaren Legorakete erforscht, so springt man quasi von Level zu Level, mit Ladepausen. So entsteht nicht gerade der Eindruck eines zusammenhängenden Ganzen. Allerdings wartet Lego Universe mit einem einzigartigen Feature auf: Die Welt erweitert sich Stück für Stück, sowohl von der Landmasse, als auch vom Spielerlebnis her. Denn bereits sehr früh erhält jeder Spieler ein eigenes kleines Grundstück, auf dem er nicht nur bauen kann, sondern auch ein Spielsetting kreieren kann, in dem sich auch andere Spieler austoben können. Eine clevere Idee, so sie funktioniert. Das hängt aber auch weitestgehend von der Kreativität der Spieler ab.   

Aber auch im Spielverlauf durch die Levels und Cluster der Welt ist oft Bauen und Zusammenarbeit vonnöten, etwa um Maschinen in Gang zu setzen oder Brücken zu bauen sowie Schalter zu platzieren, mittels derer wieder die gesamten im Level befindlichen Spieler im Level weiterkommen. In diesen Levels sind zudem Jump- and Run-Einlagen eingebaut.

Nebst Action (Welten-Cluster), Rüstungswettlauf für die Fraktionen, Housing (eigene Baubereiche für Gebäude und Settings) bietet Lego Universe ein putziges Pet-System für alle Spieler und einen großen Social-Bereich an. Mit den Pets, die man sich selbst zähmen kann, und die einem das Fortkommen in der Legowelt erst ermöglichen, gibt es viele Social-Levels, in denen man auf Bühnen steht und musiziert und auf viele andere Weisen mit Mitspielern interagieren kann. Das ganze ist sehr unblutig und kindgerecht angelegt, Spieler messen sich beispielsweise in Minispielen wie Autorennen. 

Überhaupt sieht sich Lego Universe in der vorliegenden Fassung als familientaugliche Social-Plattform und weniger als klassisches Online-Rollenspiel und kann und will auch nicht mit Größen wie WoW, Everquest, Herr der Ringe Online oder den vielen klassischen Free2Play-Vertretern des Genres konkurrieren. Dabei legen die Betreiber sehr knappe Bandagen an. So muss vieles im Spiel erst durch Gamemaster überprüft werden, angefangen von Namen für Pet und Charakter sowie den eigens kreierten Welten, die auch andere Spieler betreten können. Der Chat unterliegt auch einem sehr strengen Wortfilter. Das ist sehr lobenswert, schreckt aber sicher viele liberale Erwachsene, die das Lego-Setting ansonsten genießen, auf Dauer sicher ab.

Überhaupt stellt sich die Frage der Situierung des Spiels in der mittlerweile doch recht großen MMO-Welt. Denn neben den klassischen Genregrößen seine Nische zu finden, ist nicht einfach, zudem locken viele Free2Download/Free2Play Spiele interessierte Gamer. Lego-Universe richtet sich zum einen ganz klar an Erwachsene, die mit Lego groß geworden sind, und Kinder, die Lego lieben. Bezahlen müssen in jedem Fall die Erwachsenen, und ob auch ein geringes Salär, wie Lego Universe es voraussetzt, es schafft, Spieler zu binden, steht noch aus. Für viele langjährige MMOler bietet Lego Universe meiner Meinung nach einfach zu wenig Abwechslung. Und ob Kinder als direkte Zielgruppe für ein MMO, wenngleich pädogogisch gut angepasst, eine gute Idee sind, lassen wir an dieser Stelle einmal dahingestellt.

Fazit:

Ist die Idee eines Lego Onlinespiels gelungen? Ein dickes JA von meiner Seite. Die Welt ist stimmig, das Spiel glänzt mit eigenen Ideen, das Setting ist herrlich familientauglich, dazu kommt der tolle Baubereich, in dem man seine Fantasie schier unbegrenzt ausleben kann. Auch dass hier eigene Spielsettings für andere Spieler geschaffen werden können, ist eine fantastische Idee, die auch gut umgesetzt ist. Nervig ist für erwachsene Spieler die Gängelung durch unzählige Filter bei Namen, Chat und Spielinhalten. Auch muss einem die Bauerei liegen, ein unübersichtliches Inventar bei den Bausteinen legt einem zudem noch Steine, äh Klötzchen in den Weg. Ansonsten darf man sich nicht den Umfang eines WoW oder Everquest 2 erwarten, hier setzt Lego Universe mehr auf Social, als auf Inhalt. Nachdem die Entwickler aber für die Zukunft Erweiterungen angekündigt haben, bleibt hier noch Hoffnung. Insgesamt krankt das Spiel an der zielgruppenorientierten Ausrichtung. Kinder sollten, mit Verlaub, noch keine MMOs spielen, die, wie viele Gamer wissen, süchtig machen können. Und Erwachsene, die keine totalen Legofreaks sind, dürften sich im mageren Setting möglicherweise rasch langweilen. Summa summarum ist Lego Universe eine liebevolle Versoftung der bunten Steinewelt. Es wird sich aber noch zeigen müssen, wie viele Spieler sich nach Ablauf des inkludierten Freimonats zur Bezahlung monatlicher Gebühren aufraffen. Ich wünsche Lego Universe jedenfalls, dass die Betreiber die Nische finden, die das Spiel verdient.

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