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Das Burgenland hatte seit 1945 sechs rote und drei schwarze Landeshauptmänner

Hans Niessl ist seit 2000 Landeshauptmann.
Hans Niessl ist seit 2000 Landeshauptmann. ©APA
Seit 1945 standen neun Landeshauptmänner an der Spitze des Burgenlandes: Nach dem ersten ernannten SPÖ-Landeshauptmann wurden in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten ÖVP-Politiker vom Landtag an die Regierungsspitze gewählt, seit 1964 leiten Sozialdemokraten die Geschicke des Landes.
Seit 1964 ist das Land "rot"
Feilschen um Koalition

Erster Regierungschef war der Sozialdemokrat Ludwig Leser. Er wurde im September 1945 von der Provisorischen Staatsregierung ernannt und amtierte bis Jänner 1946.

ÖVP gewinnt erste freie Wahl

Die ersten freien Wahlen gewann die ÖVP; sie nominierte den Kroaten Lorenz Karall – der auch beim politischen Gegner höchstes Ansehen genoss – als Landeshauptmann. Karall war wie Leser führend an der Wiederrichtung des von den Nazis zerschlagenen Bundeslandes beteiligt. Mitte 1956 trat er nach schwerer Erkrankung zugunsten Johann Wagners zurück.

Wagner, ein Mann der Wirtschaft und von den Burgenländern liebevoll “Wagner-Schani” genannt, führte die Aufbauarbeit im Burgenland fort. 1961 trat er aus gesundheitlichen Gründen zurück.

Mit Josef Lentsch endete schwarze Ära

Mit seinem Nachfolger Josef Lentsch ging die Ära der ÖVP im Burgenland zu Ende. Mitten im Wahlkampf zur Landtagswahl 1964 erkrankte er schwer. Vom Krankenbett aus musste er den Verlust der ÖVP-Mehrheit und der Position des Landeshauptmannes miterleben.

1964 übernahm die SPÖ

Die SPÖ eroberte 1964 erstmals seit 1945 den erste Platz, der Sozialist Hans Bögl wurde Landeshauptmann. Er blieb nur zwei Jahre, im Sommer 1966 macht er Theodor Kery Platz.

Kery wurde zur Symbolfigur für das aufstrebende Burgenland. Er entwickelte ehrgeizige Programme, vor allem für Wohnbau und Schulwesen, für den wirtschaftlichen Anschluss des lange vernachlässigten Grenzlandes. Kery eilte von Wahlsieg zu Wahlsieg, doch in den 80er-Jahren begann sein Stern zu sinken. Bei der Landtagswahl 1987 verlor die SPÖ drei Mandate, der Langzeit-Landeshauptmann erklärte noch am Wahltag seinen Rücktritt.

Gespanntes Verhältnis zwischen den Parteien

Daraufhin versuchte die ÖVP, mit einem Pakt mit der FPÖ ihren Kandidaten Franz Sauerzopf zum Landeshauptmann küren zu lassen. Doch die Koalition platzte bereits in der konstituierenden Sitzung des Landtages. Zur Überraschung aller wurde der Sozialdemokrat Hans Sipötz Regierungschef. Er kam bei der Wahl im Landtag auf 18 Stimmen – vermutete wird, dass eine auch von der FPÖ kam. Das Verhältnis zwischen SPÖ und ÖVP blieb die ganze Periode hindurch gespannt.

Förderungen für das Burgenland

1991 rang man sich zu vorverlegten Wahlen durch. Die SPÖ hielt ihre 17 Mandate und war bei der Landeshauptmann-Wahl erneut auf die Hilfe einer anderen Partei angewiesen. Nach turbulenten Regierungsverhandlungen einigten sich SPÖ und ÖVP auf ein Arbeitsübereinkommen, der Finanz-Landesrat Karl Stix (S) wurde neuer Landeschef. In seine Zeit fiel die Anerkennung des Burgenlandes als Ziel 1-Gebiet durch die EU, die dem Land (Schilling)milliardenschwere Förderungen bescherte. 1997 wäre Stix von Bundeskanzler Viktor Klima (S) 1997 beinahe als Finanzminister in den Bund geholt worden. Der Wechsel scheiterte daran, dass die ÖVP keinen anderen SPÖ-Politiker zum Landeshauptmann wählen wollte. Das Ende der Ära Stix war überschattet vom Bank Burgenland-Kreditdebakel, das im Sommer 2000 aufflog und zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Regierungsparteien SPÖ und ÖVP führte.

Hans Niessl gewinnt im Jahr 2000 die Wahl

Bei den – von ÖVP und FPÖ beschlossenen – vorgezogenen Neuwahlen im Dezember 2000 fuhr die SPÖ mit Hans Niessl an der Spitze wider Erwarten einen Wahlsieg ein. ÖVP-Chef Gerhard Jellasitz erklärte noch am Wahlabend den Rücktritt. Die Grünen zogen erstmals in den Landtag ein – und die SPÖ schloss mit ihnen ein Arbeitsübereinkommen. Gemeinsam wählten SPÖ und Grüne Niessl zum Landeshauptmann. Im Landtag begann das von der SPÖ propagierte “Freie Spiel der Kräfte”.

Die Wahl 2005 brachte der SPÖ die 1987 verlorene Absolute zurück. Niessls zweite Amtsperiode begleiteten gröbere Auseinandersetzungen mit der ÖVP. Als Ende 2006 eine Geheimvereinbarung über eine rot-blaue Zusammenarbeit auftauchte, legte die ÖVP das Kooperationsabkommen auf Eis. 2008 versagte sie erstmals seit 1983 dem Landeshaushalt die Zustimmung. Heftig gestritten wurde auch über die neue Landesverfassung – die SPÖ lehnte die Abschaffung des Proporzes ab und damit wurde auch die Wahl 2010 vorverlegt, von Herbst auf Mai.

Rauer Ton im Wahlkampf

Dieser Urnengang bescherte Niessl den Verlust der absoluten Mehrheit. SPÖ und ÖVP schlugen wieder freundlichere Töne an, beschworen, das “Gemeinsame vor das Trennende” zu stellen und präsentierten ein Arbeitsübereinkommen. Darin vereinbart war die Rückkehr zu einem Budget ohne Neuverschuldung, wie dies für 2015 zumindest im Voranschlag – erstmals seit 2009 – erreicht wurde. Auch die Verfassungsreform wurde beschlossen – und damit der Abschied vom Proporzsystem. Erst im aufkommenden Wahlkampf wurde der Umgangston wieder rauer. (APA)

Alle Infos zur Burgenland-Wahl finden Sie in unserem Special.

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