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Das, was andere wegwerfen

In der Euro-Sammlung von Friedl Wolaskowitz entdeckt man auch Ein-, Zwei- und Fünf-Cent-Münzen aus Finnland, die dort nie in Umlauf gekommen sind. Ebenso wie Drei-, Fünf- und Zehn-Euro-Münzen.
In der Euro-Sammlung von Friedl Wolaskowitz entdeckt man auch Ein-, Zwei- und Fünf-Cent-Münzen aus Finnland, die dort nie in Umlauf gekommen sind. Ebenso wie Drei-, Fünf- und Zehn-Euro-Münzen. ©VOL.at/Paulitsch

(VN) Höchst – Friedl Wolaskowitz ist überzeugter Sammler – auch zum Thema Euro findet sich bei ihm so einiges.

2012 wird in Höchst wieder der Schilling als Zahlungsmittel eingeführt. Zumindest für ein halbes Jahr und bei allen Veranstaltungen der Ephemera-Gesellschaft, Verein für Alltagsgrafik. Obmann Friedl Wolaskowitz ist zudem drauf und dran, die Kaufleute in der Gemeinde von seiner Schilling-Idee zu überzeugen. „In der Steiermark und in Kärnten machen das viele Geschäfte. Die verzeichnen damit große Umsätze“, erzählt der 60-Jährige. „Zehn Jahre Euro“ – unter diesem Motto steht dann auch die Herbstbörse des Vereins am 26. Oktober, wo unter anderem der Bus der Österreichischen Nationalbank vorfahren wird.

Alltagsgegenstände

Eigentlich sammelt Friedl Wolaskowitz Verpackungen, Werbung und Wegwerfprodukte. Ephemera, Kurzlebiges eben. Der Euro passt da irgendwie gar nicht dazu. „Aber wir können ihn im Verein auch nicht ausschließen“, begründet der pensionierte Lehrer. Der Euro allein sei zudem für echte Sammler viel zu wenig. „Es ist an sich ein abgeschlossenes Gebiet. Man hat das alles recht schnell zusammen.“ In seinem Haus sehe es aber nicht wie bei einem Sammler aus, sagt Wolaskowitz gleich am Telefon. Alles in Ordner und Schachteln verpackt – bis auf ein paar Emailschilder. Und so werden wir im Vereinslokal in der Mittelschule Höchst empfangen. Dort im Keller erwartet den Gast Nostalgie pur. In den Regalen ­stapeln sich Milchverpackungen, Adventkalender, Werbetafeln und andere Alltagsgegenstände aus diversen Epochen. Auf einem Tisch alles Mögliche rund um den Euro – von der Tischdecke angefangen über Münzen, Umrechnungstabellen, Kaffeerahm-Deckel, Sparbüchsen bis hin zu Euro-Starterpaketen und Geldtaschen. Seine ukrainische Frau wäre fast wieder abgereist, als sie die Sammlung, die damals noch im Wolaskowitzschen Heim untergebracht war, zum ersten Mal zu Gesicht bekam. „Für sie war das ein echter Schock. Ein Kulturschock.“ Angesichts der Fülle verwundert es nicht, dass dann und wann Anfragen von Filmemachern kommen, die wissen wollen, wie in den 1920er-Jahren der Zucker im Kaffeehaus serviert wurde. Oder er für „Schlafes Bruder“ alte Gebetsbücher ausfindig gemacht hat. Das mit der Sammlerei hat beim heute 60-Jährigen im Kindesalter begonnen. Mit Briefmarken. „Irgendwann ist mir das dann zu teuer geworden und ich habe mir etwas gesucht, das nichts kostet“, erinnert sich der praktizierende Buddhist. Und so ist er irgendwann zu Kaffeesahne-Deckeln gekommen. Die sammelt er noch immer und ist außerdem Herausgeber eines Europa-Katalogs mit einer Auflage von 30.000 Stück.

China-Zimmer

Im Weg stehe ihm sein Hobby nur manchmal. Zum Beispiel beim Verfassen seiner Dissertation zum Thema „Chinesische Migranten in Vorarlberg“. Da hatte er praktisch ein chinesisches Zimmer eingerichtet, bevor er mit der Arbeit überhaupt loslegte. Doch mit seinem Herzen hänge er nicht an den Dingen: „Ich könnte mich jederzeit von allem trennen – wenn es einen Grund gibt.“ Wieso er sammelt? „Weil es Spaß macht. So wie Tennis spielen auch.“

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