Denken über Ortsgrenzen hinaus

Auf politischer Ebene wurden bereits erfolgreich Gespräche geführt. Demnächst will man sich mit den Anbietern von Pflegeleistungen an einen Tisch setzen und sondieren, in welchen Bereichen noch Potenzial für eine weitere Zusammenarbeit liegt. Die Hofsteig-Gemeinden Buch, Bildstein, Wolfurt, Schwarzach und Kennelbach sind im Eiltempo auf dem Weg zu einer „Pflegeregion“, wie sie Land und Gemeindeverband propagieren. Als Motor fungieren die Sozialdienste Wolfurt. Hier funktioniert im Kleinen schon länger, was jetzt in Größerem enden soll.

Angebot wird angenommen

Die Weichen dazu stellte vor knapp zehn Jahren der damalige Bürgermeister Erwin Mohr. Es folgte ein Seniorenkonzept mit den Schwerpunkten Tagesbetreuung, Case- und Care-Management sowie gemeindeübergreifender Heimbetrieb. „Unsere Devise dabei war aber immer, kooperieren und nicht vereinnahmen“, erklärt der Geschäftsführer der Sozialdienste GmbH, Mag. Erich Gruber. Und Barbara Moser-Natter, Leiterin der zentralen Beratungsstelle, ergänzt: „Das Angebot ist da, es steht jedem frei, es anzunehmen.“ Die umliegenden Kommunen ließen sich da nicht lange bitten. So kommt das „Essen auf Rädern“ heute nicht nur zu den gemeindeeigenen Bürgern, sondern auch zu jenen nach Schwarzach, Kennelbach und Bildstein. Mit warmen Mahlzeiten werden zudem Kinderbetreuungseinrichtungen sowie Schulen in Wolfurt und Schwarzach versorgt. Die stark frequentierte Tagesbetreuung wird ebenso von Senioren aus Schwarzach und Kennelbach genützt, sofern Platz vorhanden. „Der Bedarf an dieser Betreuungsleistung steigt enorm. Wir haben phasenweise jeden Tag voll“, erzählt Moser-Natter, die zwischenzeitlich auch die Organisation der Babysitterkurse für Kennelbach, Buch, Bildstein und Schwarzach mit­übernommen hat. Für kleine Gemeinden seien gerade solche Dinge sehr aufwendig zu bewerkstelligen, weiß die Diplomsozialarbeiterin. Im Verbund läuft die Sache nun von selbst.

Mehr Möglichkeiten

Gemeinsam ist auch im Rahmen der „Aktion Demenz“ mehr möglich. Mit größeren und kleineren Gemeinden in der Nachbarschaft konnten verschiedenste und sogar große Veranstaltungen ausgerichtet werden. „Es muss ja nicht jeder selbst etwas erfinden“, denkt Barbara Moser-Natter diesbezüglich praktisch. Ein anderes erfolgreiches Beispiel von regionaler Kooperation stellt der Betrieb des Seniorenwohnheimes in Kennelbach durch die Sozialdienste Wolfurt dar. Es gibt dort elf Plätze für Menschen der Pflegestufen 1 bis 3, sieben sind derzeit belegt. „Für uns ist diese Form des ‚assistierten Wohnens‘ eine Ergänzung zum eigenen stationären Angebot und Kennelbach verfügt weiterhin über ein Pflegeheim“, skizziert Erich Gruber die Vorteile für beide Seiten. Letztlich, merkt er noch an, gehe es bei allen Überlegungen aber in erster Linie darum, dass die Pflegebedürftigen und deren Angehörige bekommen, was sie brauchen.

Offizielle Umsetzung

Das „Denken in Ortsgrenzen“ gehört innerhalb der Hofsteig-Gemeinden also der Vergangenheit an. Im Herbst soll die Umsetzung in Richtung offizieller Pflegeregion beginnen. Von Wolfurt zur Teilnahme eingeladen wurden Buch, Bildstein, Schwarzach und Kennelbach. „Das wären dann etwa 15.000 Einwohner“, sagt Gruber. Mit Lauterach und seinen 11.000 Bewohnern würde die Sache zu groß geraten. Daher die Eingrenzung. Als Träger einer „Pflegeregion Hofsteig“ empfiehlt sich die Sozialdienste GmbH. Barbara Moser Natter freut sich auf die neue Aufgabe. Denn: „Es ist eine spannende Herausforderung, Menschen zusammenzubringen.“

FAKTEN

(VN)