AA

Der Eurovision Song Contest in Kopenhagen ist ein teures Vergnügen

Die Gewinner des 1. Halbfinales am Dienstag.
Die Gewinner des 1. Halbfinales am Dienstag. ©Andres Putting (EBU)
Nicht nur für das Gastgeberland Dänemark ist der Eurovision Song Contest ein teures Vergnügen - nicht alle Länder können und wollen sich die Teilnahme am Bewerb überhaupt leisten.
Gewinner des ersten Halbfinales
Alle Infos über Conchita Wurst
Der ESC in Zahlen

Für die Austragung des Eurovision Song Contest in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen greift der Gastgeber tief in die Tasche: Mindestens 25 Millionen Euro muss das Danmarks Radio (DR) zahlen – wenn nicht mehr. Das Megaevent könnte für den heurigen Host teurer werden als geplant. So kostet der Umbau der B&W-Hallen als Veranstaltungsort jetzt schon mindestens drei Millionen Euro mehr als veranschlagt.

Dies berichtet die Kulturredaktion von Danmarks Radio (DR). Der öffentlich-rechtliche Sender DR richtet den ESC 2014 aus. Für die Finanzierung des Hallenumbaus ist jedoch eine Projektgesellschaft zuständig, die unter anderem von der Stadt unterhalten wird. Die zusätzlichen Ausgaben seien für die Errichtung des Dachs, erhöhte Sicherheitsvorkehrungen und Arbeiten an Strom, Sanitäranlagen und Lüftung angefallen. Um das Loch zu füllen, sei Danmarks Radio kurzfristig eingesprungen, berichtete die DR-Kulturredaktion weiter.

Teilnahme am ECS ist teuer

Aber nicht nur für den Veranstalter ist der ESC teuer. Je nach Größe müssen auch die nationalen Sender einen Beitrag zahlen: 2014 muss der ESC deshalb ohne Songs aus Bulgarien, Serbien und Zypern auskommen. Die European Broadcasting Union (EBU) schreibt die Absagen den Ausläufern der Wirtschaftskrise zu und ist stolz auf 37 Teilnehmer. Immerhin sagte sogar das europäische Sorgenkind Griechenland zu: Das Techno-Pop-Trio Freaky Fortune feat. Risky Kidd bringt mit “Rise Up” einen zuversichtlichen Song mit nach Dänemark. Auch Polen (mit dem Youtube-Hit “My Slowianie – We Are Slavic” – Donatan & Cleo) und Portugal (“Quero Ser Tua” – Suzy) sind in diesem Jahr wieder dabei, nachdem die beiden Länder aus Sparzwang Pausen eingelegt hatten. Portugal ist allerdings im 1. Halbfinale schon wieder ausgeschieden.

Einige Länder wollen sich Teilnahme nicht leisten

Um auch die klammsten Sender zum Bardenfest nach Kopenhagen zu bringen, habe die EBU “erheblichen Aufwand” betrieben, sagt ESC-Direktor Jon Ola Sand der dpa. “Wir haben die Beitragsgebühren in den letzten Jahren auf demselben Level gehalten, also gar nicht oder kaum erhöht.” Außerdem helfe die EBU dabei, gute Hotelpreise herauszuschlagen und den Crews kürzere und damit günstigere Aufenthalte in der Gastgeberstadt zu ermöglichen.

Trotzdem sind die Sender in Bulgarien, Serbien und Zypern nicht die ersten, die am Song Contest sparen. Luxemburg zog sich schon 1993 aus finanziellen Gründen aus dem Wettbewerb zurück. Andere Länder wie Ungarn, Polen und Portugal machten Pause, kehrten aber später auf die Eurovisions-Bühne zurück. Bosnien-Herzegowina hatte beim Blick auf seine Finanzen schon 2013 Nein zum ESC gesagt. 2014 wollte der Sender BHRT wieder mitmachen – zog seine Teilnahme aber spontan doch zurück.

Kroatien und Slowakei nicht dabei

Bei anderen hat die Absage wohl eher mit dem Frust über die chronische Erfolglosigkeit zu tun. Kroatiens Sender setze aus, um “sein Auswahlverfahren zu überdenken”, sagt Sand. In den letzten Jahren hatten sich die kroatischen Kandidaten nie für das Finale qualifiziert. Die Slowaken hatten schon im vergangenen Jahr keine Lust mehr auf den ESC. Auch 2014 wollen sie laut Sand “andere Prioritäten” setzen. Zu tief sitzt vielleicht noch der Schmerz über den letzten Platz im zweiten Halbfinale in Baku 2012. Auch Österreich hatte in der Vergangenheit (2006, 2008 bis 2010) angesichts seiner mageren Bilanz auf eine Teilnahme verzichtet.

Kopenhagen freut sich über Werbung

Kopenhagen freut sich dagegen über die vielen ESC-Fans und die Werbung, die das internationale Event für Stadt und Land macht. “Dänemark ist als Touristenziel recht unbekannt”, sagt Anja Hartung Sfyrla von der dänischen Tourismuszentrale “VisitDenmark”: “Das wollen wir ändern.” Show-Chef Jan Lagermand Lundme glaubt, dass sich die Stadt beim ESC von ihrer Schokoladenseite zeigt: “Ich hoffe, dass das eine Menge Menschen anzieht, die Kopenhagen dadurch besser kennenlernen.”

Doch auch die Stadt kostet der ESC einen Batzen Geld. Müssen weniger wohlhabende Sender und Städte also bei dem Gedanken zittern, den Song Contest zu gewinnen und im nächsten Jahr ausrichten zu müssen? “Wir helfen dem Gastgeber, einen erschwinglichen ESC zu veranstalten”, verspricht Direktor Sand. “Jeder Sender kann das” – und ist theoretisch auch dazu verpflichtet. Denn wer teilnimmt, unterschreibt damit, die Show im Falle eines Siegs im Jahr darauf zu sich zu holen. (APA)

  • VIENNA.AT
  • Musik
  • Der Eurovision Song Contest in Kopenhagen ist ein teures Vergnügen
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen