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Der Franken ist auf Rekordkurs

Die Verunsicherung an den Devisenmärkten beeinflusste vor allem den Schweizer Franken, der gegenüber dem Euro auf ein Allzeithoch kletterte. Der Euro fiel (Stand 11:30) auf ein Rekordtief von 1,0563 Franken.
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So teuer wie derzeit war der Schweizer Franken noch nie. Den eidgenössischen Exporteuren verdirbt der hohe Kurs ihrer Währung das Geschäft – doch die Schweizer an den Grenzen zu Deutschland und Frankreich freuen sich, denn sie können günstig in Euro-Land einkaufen gehen. Entsprechend reiben sich auch die Händler im Grenzgebiet die Hände. Zu Fuß sind es nur ein paar Meter vom Baseler Zoll zu den deutschen Geschäften im Dreiländereck.

“Die Zahl der Schweizer Kunden hat eindeutig zugenommen”, sagt Günther Merz, Leiter des Rhein-Centers in Weil am Rhein. “Hauptsächlich kaufen die Schweizer Fleisch, Gemüse und Obst, bei denen der Preisunterschied verhältnismäßig hoch ist.” Der Umsatz sei in den vergangenen Wochen um bis zu 15 Prozent gestiegen.

Immer schon waren Lebensmittel in der Schweiz deutlich teurer als bei den Nachbarn, denn die Händler schlagen die höheren Betriebskosten auf die Preise auf. Nachdem der Franken seit Jahresbeginn gegenüber dem Euro um 13 Prozent zugelegt hat, ist das Preisgefälle aber noch stärker geworden. Anlass für immer mehr Schweizer, ihre Einkäufe im nahegelegenen Ausland zu erledigen. In Frankreich beispielsweise kostet das Kilo Rindersteak nur halb so viel wie in der Schweiz, Rotwein ist für die Hälfte des Preises zu haben und auch Salat und Käse sind deutlich günstiger.

Nach Angaben des Wirtschafsforschungsinstituts BAK Basel werden die Schweizer dieses Jahr 310 Millionen Franken (248 Millionen Euro) zusätzlich allein für Einkäufe im Grenzgebiet ausgeben. Das sind trübe Aussichten für die Schweizer Geschäftsleute. “Der Einzelhandel im Lebensmittelbereich hat zum Teil bis zu 20 Prozent Umsatzverlust im ersten Quartal erlitten”, beklagt Peter Malama, der Chef des Mittelstandsverbandes im Kanton Basel-Stadt. Auch Hotels, Gaststätten, Freizeiteinrichtungen und das Baugewerbe seien von der Entwicklung betroffen.

Der Chef der Schweizer Handelskette Coop malt ebenfalls ein düsteres Bild. Allein für Lebensmittel würden zwei Milliarden Franken außerhalb der Eidgenossenschaft ausgegeben, zitierten Schweizer Zeitungen Hansueli Loosli kürzlich. “Das ist eine Gefahr für die Angestellten in der Schweiz.”

Monika Dusong, die Vorsitzende des Verbraucherverbandes in der französischen Schweiz, gibt dem Handel aber eine Mitschuld. Ihrer Meinung nach werden elektronische Geräte, Kleidung und Autos in der Schweiz viel zu teuer verkauft. Die Importeure profitierten schließlich vom starken Schweizer Franken. “Die Importeure sagen uns, dass sie nichts machen können”, sagt Dusong. “Aber sie sollten ihren Patriotismus unter Beweis stellen und ihren Preisvorteil an die Verbraucher weitergeben.”

Die Bank Credit Suisse rechnet damit, dass sich der Kurs des Schweizer Franken innerhalb eines Jahres wieder entspannt und bei 1,30 Schweizer Franken pro Euro statt derzeit 1,09 einpendeln wird. Das macht dem Chef des Rhein-Centers allerdings keine Sorgen: Merz ist überzeugt, dass der Ansturm der Schweizer Kunden anhalten wird – teurer wird das Einkaufen in der Schweiz in jedem Fall bleiben.

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