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Der Tod von Ludwig dem XIV. - Trailer und Kritik zum Film

"Niemand ist gegangen. Aus künstlerischer Sicht beschämt mich das." Der katalanische Independent-Regisseur Albert Serra erinnerte sich bei der Viennale-Vorführung im Oktober letzten Jahres von "La mort de Louis XIV" mit gemischten Gefühlen an die Reaktion des Publikums in Cannes auf sein neues Werk. Aber auch in Wien wurde der langsame Film über das Sterben des Sonnenkönigs bejubelt.

Dabei vereint Serra in gewohnter Manier das Banalste mit dem Großmächtigsten und zeigt exakt das, was er im Titel ankündigt: Die letzten Tage im Sterbebett des französischen Monarchen, die er als langsame Abblende zeigt. “Es ging mir auch um die Banalität des Todes. Sonst wird der Tod im Film immer dramatisch dargestellt, dabei ist er wie das Verlöschen einer Kerze”, so der 41-jährige Filmemacher.

Dieses Verdämmern zeigt Serra in extremen Nahaufnahmen bis hin zu Detailperspektiven, bleibt dabei ausschließlich im Schlafzimmer des Königs und schafft eine beinahe körperliche, klaustrophobe Beklemmung. Man ist gewissermaßen im Bett mit dem König, hautnah am körperlichen Verfall, am langsamen Abfaulen des Beines. Diesen sich über Tage ziehenden Niedergang kleidet Serra in die Farb- und Kadergestaltung barocker Gemälde, leuchtet wie Rembrandt die Szenerie mittels Kerzen aus.

Der Tod von Ludwig dem XIV. – Die Handlung und Kritik

Hierfür lässt sich der Filmemacher vor allem eines, das Louis XIV nicht mehr hat: Zeit. Im sich drehenden Stillstand, einer nicht voranschreitenden Bewegung werden in minutenlangen Sequenzen die letzten Versuche der Nahrungszufuhr oder die Gespräche der Mediziner rund um den Leibarzt Fagon am Totenbett geschildert. Die Grundidee für den Film geht dabei auf eine letztlich fallen gelassene Museumsperformance für das Centre Pompidou zurück, bei dem die Memoiren des Duc de Saint-Simons als Vorlage dienen sollten. Serra, der sich traditionell mit literarisch-historischen Figuren wie Don Quijote (“Honor de cavalleria”) oder Casanova und Dracula (“The Story of my Death”) beschäftigt, arbeitete auch in seinem neuesten Werk mit drei Kameraperspektiven gleichzeitig, vermied Proben ebenso wie Wiederholungen von Szenen.

Dass die potenzielle Fadesse der Realzeit dennoch eine eigene Kraft entfaltet, ist vor allem das Verdienst von Jean-Pierre Leaud, hat Serra doch anders als meist in seinem Oeuvre nicht auf Laien, sondern den einstigen Nouvelle-Vague-Star (“Sie küssten und sie schlugen ihn”) gesetzt, der in “La mort de Lous XIV” seine große Altersrolle gefunden hat. Zu Mozarts ahistorisch eingespielter Messe in c-Moll blickt Leaud etwa minutenlang direkt in die Kamera, sucht mit dem Zuschauer zeitenübergreifend den Kontakt, ohne damit im Kern die Filmrealität zu zerstören. So bleibt am Ende die Erkenntnis, dass auch der wichtigste Mann seiner Zeit vom demokratischsten Umstand aller Zeiten, dem Tod, eingeholt wird. Anders als sein Star bleibt der Regisseur jedoch weiterhin seiner kritischen Haltung gegenüber dem Schauspiel und der Künstlichkeit filmischer Realität treu. “Er hat zu mir gemeint, dass unser Film seinen eigenen Umgang mit dem Tod geändert hat”, erinnerte sich Serra an ein Gespräch mit dem 72-jährigen Leaud: “Für mich ist das ein Witz.”

>> Alle Filmstartzeiten zu “Der Tod von Ludwig dem XIV.”

(APA)

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