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Die Straßen von Hohenems und ihre Geschichte

VOL.AT stellt die Straßen Vorarlbergs in einer großen Serie vor.
VOL.AT stellt die Straßen Vorarlbergs in einer großen Serie vor. ©Emir T. Uysal
(61) VOL.AT stellt die Straßen Vorarlbergs in einer großen Serie vor.
Spielerstraße, Spitzeneckstraße und Stiftergasse

 

Spielerstraße
1909 benannt. Abzweigung von der Kaiser-Franz-Josef-Straße. Sie stellt, fast parallel zu B 190 verlaufend, die Verbindung zur Schwefelbadstraße her.

Familie Spieler, Postmeister in Hohenems von 1822 bis 1924
Die Anfänge des Postwesens in Hohenems sind mit 1771 zu datieren, als “zwischen Bregenz und Feldkirch zu Hohenems eine Poststation errichtet wurde”. Postmeister aus der Familie Waibel führten über fünf Jahrzehnte die Poststation.
Als Josef Alois Spieler (Spihler, Spiller, 1775-1828) im Jahr 1822 im Auftrag der Postverwaltung die Stelle des Posthalters in Hohenems antrat, war er 47 Jahre alt. Er wurde am 14. September 1775 in Buschwanden, Pfarre Röthenbach im Allgäu, wo diese Familie sich bis zum Jahr 1700 zurückverfolgen lässt, geboren. Von Josef Spieler ist bekannt, dass er als Braumeister in Dornbirn arbeitete. Er war seit 1803 mit Kreszentia, geborene Weber, aus Steinegaden bei Röthenbach verheiratet, die drei Kindern das Leben schenkte (zwei im Dornbirner Taufregister, ein Kind im Taufregister der Pfarre Hohenems eingetragen).
Im Jahr 1808 gründete er die Brauerei in Hohenems und übernahm das Gasthaus “Sonne”. Außerdem betrieb er eine Landwirtschaft. Dieser vielbeschäftigte Mann übernahm 1822 auch noch die Posthalterei in Hohenems und stellte Räume in der “Sonne” der Postverwaltung zur Verfügung.
Über die Aufgaben eines Postmeisters von damals schrieb Josef Giesinger anlässlich der Briefmarkenausstellung im September 1979 in Hohenems in seiner Abhandlung “Aus der Geschichte des Hohenemser Postamtes” folgendes: “Die Posthalterei bestand nicht nur in der Führung eines Postamtes im heutigen Sinne, sondern war für die Haltung der nötigen Pferde und Postwagen für die reitenden und fahrenden Postillone, war für deren Unterkünfte, war für Stallungen, Wagen und Wagenschuppen zuständig und verantwortlich. Darum ist es auch erklärlich, dass nur wohlhabende und entsprechend eingerichtete Bürger um die Posthalterei ansuchen und diese auch erhalten konnten. Dementsprechend groß waren Ansehen und gesellschaftliche Stellung der Postmeister von damals.” Nur wenige Jahre Amtstätigkeit waren Josef Spieler noch beschieden. Er starb am 17. Februar 1828.
Spitzeneckstraße
1967 benannt. Abzweigung von der Radetzkystraße, mündet in die Oberklienstraße.
Die Spitzeneckstraße mündet nach Überquerung des Ermenbaches, wo bis 1768 die “alte Landstraße” entlangführte, vorbei am Verkehrsübungsplatz, in die Oberklienstraße. An diesem Punkt führt rechts ein uralter Weg “d’Loatara” über steiles Felsgelände, vorbei am “Loataraloch”, wo einst Bergbau betrieben wurde, nach Emsreute. Die Parzelle Spitzeneck wird bereits 1622 “an der spitzigen Eckh”, nach der Form des Waldes, genannt. Der seinerzeit namengebende Wald ist mittlerweile schon recht dürftig geworden.
Auf dem sumpfigen Gelände beiderseits der heutigen Spitzeneckstraße sollen im Jahr 1809 jene Kämpfe stattgefunden haben, bei denen die Einheimischen die Franzosen unter Oberst Grouvel und die süddeutschen Verbündeten Napoleons zum Rückzug bis über die Laiblach zwangen. Das Gelände hatte sich mit den einheimischen Kämpfern unter den Majoren Nachbauer und Ellensohn verbündet, denn die Straßen waren aufgeweicht und mit Troß und Geschützen nicht benützbar. Ebenso bot der dichte Buchenwald den Verteidigern Schutz und Versteck. Und noch einmal waren es die Franzosen, die das “Spitzeneck” unsicher machten: nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sie im Spitzenecker Wald und beim “Streueguat” hinter dem “Valentins-Bildstäckle” – also “bim Kapellele” unter dem Steinbruch – ihren Schießübungsplatz. Noch Jahre später konnte im “Spitzenegger-Gebiet” Munition eingesammelt werden.

Stiftergasse
1958 benannt. Abzweigung von der Raseggetstraße. Sackgasse. Privatweg.

Adalbert Stifter 1805-1868
Als feinfühliger Erzähler und Landschaftsmaler verherrlicht er in der Novelle “Der Hochwald” die stille Schönheit seiner Heimat im Böhmerwald. Er schildert als Seelenmaler tiefsinnig und ehrfurchtsvoll das Geschick biederer Menschen, die durch Opferbereitschaft, Pflichterfüllung und Dienst für die Gemeinschaft den Weg für eine humane Welt ebnen und erhalten. “Die großen Taten der Menschen sind nicht die, welche lärmen … ein ganzes Leben voll Gerechtigkeit und Einfachheit halte ich für groß … ” In seiner Liebe zum Kleinen und Stillen entwirft er ein Weltbild, das sich unserer naturzerstörenden, zerrissenen, waffenstarrenden, lärm- und angsterfüllten Zeit entgegenstellt: “Das Wehen der Luft, das Rieseln des Wassers, das Wachsen des Getreides, das Grünen der Erde, das Wogen des Meeres, das Glänzen des Himmels, das Schimmern der Gestirne halte ich für groß … ” Seine Werke können uns heute die heilende Kraft von Ruhe und Einheit, Sammlung und Tiefe spenden: “Bunte Steine” (6 Erzählungen), “Der Nachsommer” (Erziehungsroman), “Witiko” (Geschichtsroman).

Quelle: Kulturkeis Hohenems
(Buch: Hohenemser Straßen – Stand 1884)

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