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Die Straßen von Hohenems und ihre Geschichte

VOL.AT stellt die Straßen Vorarlbergs in einer großen Serie vor.
VOL.AT stellt die Straßen Vorarlbergs in einer großen Serie vor. ©Emir T. Uysal
(60) VOL.AT stellt die Straßen Vorarlbergs in einer großen Serie vor.
Semmelweisstraße, Sohlstraße und Sonnwendstraße

 

Semmelweisstraße
1971 benannt. Abzweigung von der Rheinfähre. Sackstraße. Privatstraße.

Dr. Ignaz Philipp Semmelweis 1818-1865
Dr. Ignaz Semmelweis stellte als junger Assistenzarzt an einem Wiener Krankenhaus fest, dass in einer Abteilung für Geburtshilfe zeitweise mehr als die Hälfte aller Mütter an Kindbettfieber starb. Er vermutete, dass Unreinlichkeit bei der Behandlung der Wöchnerinnen diese Krankheit verursache. Semmelweis verlangte daher, dass sich Ärzte und Studenten gründlich die Hände reinigten, bevor sie die Patienten untersuchten. In den nächsten Monaten starben nur noch wenige Frauen an Kindbettfieber. Trotz dieses Erfolges schenkte man seinen Ansichten über Infektionen vorerst keinen Glauben. Man verspottete ihn sogar wegen seines “Reinlichkeitswahns”. Er musste schließlich Wien verlassen und wirkte in Budapest als Primararzt weiter. Allmählich setzten sich seine Methoden aber doch durch. Der “Retter der Mütter” starb an einer Blutvergiftung, der gleichen Krankheit, deren Erforschung und Verhütung er zu seiner Lebensaufgabe gemacht hatte.
Sohlstraße
1946 benannt. Verbindung von der Dr.-Steinach-Straße zum Landgrabenweg.
Die Sohlstraße, im Volksmund lange Zeit als “di nöu Stroß” bezeichnet, zeugt davon, dass die Anlegung einer Straße etwas Bedeutsames, nicht Alltägliches darstellt. So war es zumindest noch vor sechzig, siebzig Jahren. Die genannte Straße nimmt bei der Schweizer Straße unter der Bahn ihren Anfang, führt quer durchs “Emser Ried” und mündet als Landgrabenweg an der Gemeindegrenze in die Bahnäckerstraße. Das feuchte Sohl-Gebiet ist spät zum Wohngebiet erschlossen worden. Der Name Sohl wird wie Gsohl – von Lache, Nässe, “Suhle” abgeleitet; so sollen im Sohl die Haus- und Weidetiere, auf der Alpe Gsohl das Wild und das Alpvieh “gesuhlt”, sich in diesen Sumpflachen gewälzt haben. Wir verwenden im heutigen Sprachgebrauch – besonders Förster und Jäger – das Wort “Suhle” zum Beispiel “Hirschsuhle”.

Sonnwendstraße
1909 benannt. Verbindung von der Kaiser-Franz-Josef-Straße zur Spielerstraße.
Mit “Sonnenwende” wird sowohl Winter- (21./22. Dezember) wie Sommersonnenwende (21./22. Juni) bezeichnet. Der kürzeste und der längste Tag waren schon seit vorchristlicher Zeit mit Fruchtbarkeitsbräuchen und Abwehrzauber verbunden. Auch im christlichen Bereich erlangte das Brauchtum um die Johannisnacht (Sommersonnenwende) und um Weihnachten besondere Bedeutung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestand in Hohenems eine Südmark-Ortsgruppe, die zusammen mit den übrigen Südmark-Ortsgruppen Vorarlbergs den germanischen Brauch der Sonnwendfeier aufgriff. Entlang der ganzen Bergkette von Bregenz bis Feldkirch wurden zur Sommersonnenwende Feuer entzündet. Die Hohenemser Mitglieder wählten hierzu die Schillerwarte am Stein. Es wurde aber auch versucht, die gesamte Ortsbevölkerung in die Sonnwendfeiern einzubeziehen. Im Jahr 1912 luden beispielsweise die Leitungen der völkischen Vereine von Hohenems im Gasthaus zum “Einfirst”, “während auf den umliegenden Höhen die Sonnwendfeuer zum Himmel lodern”, zu einer “Sonnwend-Talfeier” ein. Angesprochen waren, wie es in der Einladung heißt, “alle volksbewussten Frauen, Mädchen und Männer, insbesondere sämtliche Mitglieder der Südmarkortsgruppe, des deutschen Schulvereines und des wackeren Turnvereines”. Als es im Jahr 1909 um die Straßenbenennung ging, wollten diese liberalen Kreise mit der Straßenbezeichnung “Sonnwendstraße” auf dieses Brauchtum wohl besonders.

Quelle: Kulturkreis Hohenems
(Buch: Hohenemser Straßen, herausgegeben 1984)

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