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Die Straßen von Hohenems und ihre Geschichte (Teil 47)

Oberklien Felssturz am 7. Mai 1971
Oberklien Felssturz am 7. Mai 1971 ©Emir T. Uysal
VOL.AT stellt die Straßen Vorarlbergs in einer großen Serie vor. Obere-Kanal-Straße1953 benannt. Verbindung von der Rheinhofstraße entlang dem Koblacher Kanal zur Unteren-Kanal-Straße. Durch die Regelung des Rheins war wohl die größte Gefahr, die von Überschwemmungen, gebannt.
Obere Kanalstraße, Obere Sackstraße und Oberklienstraße

Die Durchstiche bei Diepoldsau und Fuß ach führten jedoch zwangsläufig zu neuen Einleitungen der Bäche und Flüsse, die früher direkt dem Rhein zugeflossen waren. Sie mussten nun getrennt in Richtung Bodensee neue Gerinne finden. Dadurch entstanden links und rechts des Rheins “Binnenkanäle”. Der Koblacher Kanal führt von Koblach über Hohenems bis an den Südrand des Lauteracher Riedes, worin die Dornbirner Ache mündet. Dieser geregelte Wasserablauf brachte in weiterer Folge die Möglichkeit, die Riedentwässerungen durchzuführen. Dadurch konnten landwirtschaftliche Nutzflächen gewonnen werden. Dass dies mit einer Reduzierung der Feuchtgebiete identisch war, nahm man in Kauf, ihre Tragweite wird jedoch erst in den kommenden Jahren erkannt werden.

 

Obere-Sack-Straße
1961 benannt. Verbindung von der Schollenstraße zum Landgrabenweg.

Zusammen mit der Unteren-Sack-Straße säumt sie das Flugplatzgelände ein. Die Gebiete Sack, Unterer Sack, Oberer Sack, Vorderer Sack und Hinterer Sack gehörten früher zur allgemeinen Viehweide.

 

Oberklienstraße
1909 benannt. Fortsetzung der Spitzeneckstraße bis zur Unterklienstraße.

Am Beginn der Oberklienstraße treffen mehrere Wege zusammen: Da ist der verlängerte “Tiergartenweg”, der dem Berg entlang, vorbei an den Steinbrüchen, von Hohenems hinunterführt; die uralte Verbindung über “d’Loatara” nach Emsreute und der Weg in die “Neue Welt”. Es mag den Eindruck erwecken, daß es sich um nichtssagende Wege handelt, doch beim näheren Betrachten stellt sich heraus, dass es sich um alte, eigentlich sehr bedeutsame Verbindungen handelt. Nimmt man den „Loataraweag” her, so stellt man fest, dass dieser in der nichtmotorisierten Zeit die kürzeste Verbindung zwischen Emsreute und dem Emser Ried für jene Bewohner darstellte, die einen Acker zu bestellen hatten. Es gehörte zum alltäglichen Bild, dass Männer und Frauen – eben “d’Rütner” – mit einem Sack über dem Rücken und einer “Haue” in der Hand auf diesem alten Weg zu Tal stiegen und am Abend wieder zurückgingen. Die Jungrodung “Neue Welt” – in den letzten Jahren durch einen riesigen “Walfischrücken” (Gletscherschliff) – wieder ins Gerede gekommen, ist eine schöne, ebene Terrasse. Sie wurde im 17. Jahrhundert gerodet und mit zwei Höfen versehen. Auf diesen beiden “Neuwelter Höfen” soll der erste Türke in Vorarlberg angebaut worden sein und einen guten Flächenertrag gebracht haben. Der bereits erwähnte verlängerte Tiergartenweg ist ebenfalls eine alte Verbindung zwischen Hohenems und dem “Unterberg”, besonders nach der von Josef II. erteilten Erlaubnis zum Kirchenbesuch in Hohenems. Oberklien, ein anmutiger kleiner Weiler, ist eine Aussiedlung des Unterkliens, ebenso wie die “Neue Welt” und ist in den letzten Jahren weithin sichtbar geworden, wie es in einem heimatkundlichen Bericht heißt: ” … von weit unten am Bodensee und von den Höhen des Schweizer Alpsteins fallen die Narben an den steilen Felsflanken schmerzlich auf … ” (Dabei fing es ganz harmlos an, mit einem Bruch für Wetzsteine, den Graf Kaspar kraft der vom Kaiser verliehenen Bergbaurechte betrieben hatte.)

Die Bewohner von Oberklien hatten in den Jahren des Rheintalautobahnbaues schwer unter den Materialabtragungen zu leiden. Eine einfache Schrift in der kleinen Kapelle erinnert an das “Wunder von Oberklien”, an jenen Tag, an dem die riesigen Felsbrocken vor den Wohnhäusern zum Stillstand kamen: ,,In Dankbarkeit für die Bewahrung unserer Parzelle vor dem Felssturz am 7. Mai 1971 erbaut, renoviert 1975″. In Oberklien war ein eigenartiges Wasserrecht in Kraft, ausgegraben vom Heimatforscher Franz Kalb: “Immer, wenn das Hochwasser nach einem sommerlichen Gewitter oder das Eis in grimmigen Wintern die Ableitung aus dem Neuwelterbach verstopfte, musste ein Hausvater ohne Zögern in die Neue Welt aufsteigen, um das Gerinne in Ordnung zu bringen. Anders als bei den aus der Literatur bekannten , Heiligen Wassern’ wurde die Reihenfolge nicht ausgelost, sondern nach einem Wasserbüchlein festgelegt. Wer das Büchlein im Haus hatte, war als nächster an der Reihe und hat dieses nach vollbrachter Arbeit ins nächste bestimmte Haus bringen lassen.”

 

Quelle: Kulturkreis Hohenems

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