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Die tödliche Gefahr Aquaplaning

Bregenz -  Nach dem Unfalldrama bei Hörbranz: Experten warnen vor Aquaplaning. Der Streckenabschnitt sei laut Polizei aber kein „Unfallhäufungspunkt“.
Verletzte nach Horror- Crash in Hörbranz stabil
Tödlicher Unfall auf der A14
Drei Tote nach Horror- Crash
Grafik: Aquaplaning

Die beiden Überlebenden des tragischen Verkehrsunfalls auf der Rheintalautobahn bei Hörbranz am vergangenen Montag sind mittlerweile außer Lebensgefahr. Die 33-jährige Mutter befinde sich nach einer Notoperation in stabilem Zustand, der achtjährige Sohn werde auf der Normalstation behandelt, hieß es gestern vonseiten der Krankenhausbetriebsgesellschaft.

Bei dem Unfall waren drei Personen – der Vater und zwei Töchter im Alter von 12 und 15 Jahren – ums Leben gekommen. Die Familie befand sich auf der Rückreise von einem Heimaturlaub in der Türkei. Laut Polizei kam das vollbesetzte Auto während eines Überholmanövers ins Schleudern und überschlug sich. Keiner der Insassen war angeschnallt. Nach Angaben eines Zeugen war der 38-jährige Lenker auf der regennassen Fahrbahn mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs. Wie lange der Mann bereits hinter dem Steuer saß, ist noch nicht bekannt. Weitere Erkenntnisse erhofft sich die Polizei von der Befragung der 33-jährigen Beifahrerin, die bis dato noch nicht ansprechbar war.

Unfallursache: Aquaplaning

Hinweise auf ein technisches Gebrechen am Unfallwagen gibt es laut Polizei nicht. Als mutmaßliche Unfallursache gilt nach wie vor Aquaplaning. „Dabei schiebt sich ein Wasserkeil unter die Reifen. Der Kontakt zur Fahrbahn geht verloren“, erklärt Martin Pfanner vom Kuratorium für Verkehrssicherheit. Die Folge kann die Unkontrollierbarkeit des Fahrzeugs sein, die eventuell zum Schleudern oder sogar zum kompletten Ausbrechen des Kfz führt. Daher rät der Experte allen Verkehrsteilnehmern, die in die unangenehme Situation des Aquaplanings geraten, Ruhe zu bewahren: „Das hört sich im ersten Moment einfach an, ist aber sehr schwer umzusetzen.“

Die Gefahr des übersteuerns des Fahrzeugs ist groß. Deshalb sollten keine hektischen Gegenlenkbewegungen ausgeführt werden. Motorrad- wie Pkw-Fahrer sollten stattdessen das Lenkrad gerade halten und auf den wieder einsetzenden Bodenkontakt warten. „Ganz wichtig ist auch, den Fuß vom Gas zu nehmen und die Geschwindigkeit vorsichtig zu drosseln“, weiß Pfanner. Bei Fahrzeugen mit ESP (Elektronisches Stabilisierungsprogramm) darf die Kupplung nicht getreten werden, da sich das ESP inaktiv schalten würde.

Unfallort ist bekannt

Der Unfallort ist der Verkehrspolizei wohlbekannt. Denn auf dem Straßenabschnitt zwischen dem Pfändertunnel und der Staatsgrenze haben sich heuer bereits 45 Verkehrsunfälle mit Sachschäden ereignet. „Das waren aber größtenteils leichte Unfälle“, relativiert Verkehrspolizei-Chef Rudolf Salzgeber. Schließlich würden der Vignettenverkauf und der Lkw-Sammelplatz sowie die damit verbundenen „Einfädel­aktionen“ für eine spezielle Verkehrssituation sorgen.

„Es gibt dort viele Auffahrunfälle durch Unachtsamkeit. Aber es handelt sich dennoch um keinen Unfallhäufungspunkt“, erörtert Salzgeber. Der tödliche Unfall am Montag war in diesem Jahr der erste seiner Art auf dieser Strecke. In den vergangenen acht Monaten gab es neben den leichten Unfällen ausschließlich einen Unfall mit Verletzten. Im Pfändertunnel selbst wurden hingegen acht Unfälle mit Verletzten verzeichnet. VN-HEY/STA

Unfallstatistik

  • 45 Verkehrsunfälle mit Sachschaden gab es heuer zwischen dem Pfändertunnel und der Staatsgrenze.
  • 18 Verkehrsunfälle mit Sachschaden haben sich heuer im Pfändertunnel ereignet.
  • 21 Verkehrsunfälle mit Sachschaden verzeichnete das Landespolizeikommando heuer vor dem Pfändertunnel in Fahrtrichtung Deutschland.

Stichwort Aquaplaning

Aquaplaning tritt bei nassen Straßenverhältnissen ein und führt zum vollständigen Kontrollverlust über das Fahrzeug. Die Reifen verlieren während der Fahrt aufgrund des Wasserfilms die Bodenhaftung, da sie bei zu hohem Tempo das stehende Wasser auf der Straße nicht mehr verdrängen können. Ein Wasserkeil schiebt sich unter die Reifen, sodass der Kontakt zur Fahrbahn verloren geht. Die Reifen „schwimmen auf“. Ab diesem Zeitpunkt kann es dem Fahrer nicht mehr möglich sein, die Spur zu halten. Lenken, Bremsen oder Beschleunigen werden unkontrollierbar.

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