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Dirigent Gergiev erwies Bruckner seine Reverenz

Mit zwei Konzerten gastierte dieses Wochenende das Mariinsky Orchester St. Petersburg unter seinem Chefdirigenten Valery Gergiev in Oberösterreich. Auf dem Weg zu einer Tournee durch die Schweiz und nach München legten die Musiker Zwischenstopps im Linzer Brucknerhaus und in der Stiftsbasilika St. Florian ein. Nur für diese beiden Konzerte hatten sie zwei Symphonien Anton Bruckners mit im Gepäck.


Dem Orchester – einem der ältesten und renommiertesten Russlands – und seinem Chef geht ein großer Ruf voraus. Für die Aufführung der Musik aus ihrem Heimatland und aus dem slawischen Raum ist dies hinlänglich bestätigt. Umso gespannter durfte man in der Heimat Anton Bruckners auf die Wiedergaben seiner 1. und 7. Symphonie sein.

Mit einer schlussendlich großartigen und heftig bejubelten Aufführung der 7. Symphonie E-Dur am Samstag in der Stiftsbasilika von St. Florian bei Linz bestätigte das Orchester auch für den Genius Loci – dessen Leichnam in der Krypta der Kirche ruht – seine Weltklasse. Die Tempowahl von Dirigent Gergiev bedurfte zunächst allerdings einer gewissen Gewöhnung. Im Gegensatz zur Vorgabe des Komponisten legte er den ersten Satz betont langsam an.

Vielleicht war es der Respekt vor der halligen Akustik des großen Kirchenraumes. Aber schon das von Bruckners Vorahnung des Todes von Richard Wagner gekennzeichnete Adagio entsprach dem vorgegebenen feierlichen Zeitmaß. Das Scherzo endete dann, wo bei anderen Dirigenten (beispielsweise Harnoncourt) bereits die gesamte Symphonie zu Ende ist. Im Finale glänzten vor allem die exzellenten Bläser, begleitet von den nicht minder ausdrucksstarken Streichern. Man hatte den Eindruck, dass Gergiev gerade für diese Symphonie Bruckners, und dazu an diesem Aufführungsort, alle künstlerische Konzentration gebündelt hat. Jedenfalls wurden Dirigent und Orchester mit Standing Ovations gefeiert.

Am Abend zuvor im Linzer Brucknerhaus klang alles noch etwas befremdlich. Bruckners erste Symphonie ist freilich – trotz ihrer auch in den späteren Symphonien folgenden “Marksteinen” – beim Publikum nicht so beliebt wie die Siebente. Aber auch Orchester und Dirigent hatten für den “Erstling” Bruckners nicht allzu viel übrig. Der Wiedergabe der 1. Symphonie fehlte das Geheimnisvolle, sie wirkte oberflächlich, martialisch, vor allem im eigentlich tänzerischen Scherzo.

Und auch in der Gestik des Dirigenten konnte man erkennen, dass ihm die nach der Pause folgenden Werke von Tschaikowsky und Prokofjew mehr liegen. Dabei erwiesen sich die Ouvertüre zu “Romeo und Julia”, aber noch mehr Sergej Prokofjews 7. Symphonie als wahre Gusto-Stücke aus dem russischen Musikarchiv. Das “Lohengrin”-Vorspiel von Richard Wagner beendete als Zugabe dieses fast dreistündige Konzert.

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