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Drei Millionen Flüchtlinge warten in Türkei auf Weiterreise

Flüchtlinge weichen auf kleinere Lager aus
Flüchtlinge weichen auf kleinere Lager aus
In der Türkei hoffen drei Millionen Menschen auf die Weiterreise nach Europa. Das sagte EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos am Montag bei einem Besuch in Athen. Die Vereinten Nationen haben aktuell gut 2,7 Millionen Schutzsuchende in der Türkei registriert.


Im Gespräch mit dem griechischen Staatspräsidenten Prokopis Pavlopoulos betonte Avramopoulos griechischen Medienberichten zufolge, die weitere Entwicklung der Flüchtlingskrise hänge sehr stark vom Gelingen des Flüchtlingspakts der EU mit der Türkei ab. Nicht zuletzt gehe es auch um den Zusammenhalt der EU, ergänzte Pavlopoulos.

Seit dem Inkrafttreten des EU-Türkei-Pakts am 22. März ist die Zahl der in Griechenland ankommenden Flüchtlinge stark zurückgegangen. Von Sonntag auf Montag erreichten nach Angaben des griechischen Stabs für die Flüchtlingskrise 100 Menschen die griechischen Inseln. Im Jänner und Februar waren es bis zu 3.000 Neuankünfte täglich gewesen.

Die Räumung des improvisierten Flüchtlingslagers von Idomeni hat unterdessen zur Entstehung zahlreicher kleinerer, inoffizieller Lager im Norden Griechenlands geführt. Tausende Flüchtlinge hielten sich weiterhin in Grenznähe zu Mazedonien auf, berichtete am Montag der griechische Fernsehsender “Skai”. Demnach zelten die Menschen im Freien in der Nähe von Tankstellen und Hotels sowie nahe der Ortschaft Polikastro. Der griechischen Polizei zufolge sollen sich noch etwas über 4.000 Migranten in der Region aufhalten.

“Im Grunde ist es jetzt schlimmer geworden – das Lager in Idomeni war im Laufe der Zeit wenigstens gut organisiert, nicht zuletzt dank der internationalen Hilfsorganisationen”, sagte ein Journalist des Senders. Nun gebe es Schwierigkeiten, die weit verstreuten Menschen angemessen zu versorgen; das gelte nicht nur für die “inoffiziellen” Camps, sondern auch für die neuen Unterkünfte, die von der griechischen Regierung bereitgestellt wurden. Dort mache den Menschen vor allem die Hitze zu schaffen. In den unklimatisierten Industriegebäuden näherten sich die Temperaturen tagsüber 40 Grad.

Zudem entsprechen sie nicht internationalen Mindeststandards. Zu diesem Schluss kommt eine Delegation des Europarats, die am Montag die neuen Lager Sindos, Oreokastro und Softex bei Thessaloniki besucht hat. Die Flüchtlinge hätten keinerlei Privatsphäre, es gebe kein Brandschutzsystem, keine Beleuchtung und keine Belüftungsanlagen, beschrieb die zuständige Berichterstatterin der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, die niederländische Sozialistin Tineke Strik, die Lage. Auch seien die Flüchtlinge im Unklaren über ihre Situation und ihre Perspektiven.

Es sei zwar “beeindruckend”, dass die griechischen Behörden in so kurzer Zeit neue Aufnahmemöglichkeiten für die Flüchtlinge des geräumten Lagers Idomeni geschaffen hätten, erklärte Strik. Sie hätten dabei aber eine “Chance verpasst”, um angemessene Einrichtungen zu schaffen, die den internationalen Normen entsprechen. Die Delegation will bis Dienstag mehrere Flüchtlingslager in Griechenland besuchen, unter anderem auch in Athen und auf der Insel Lesbos. Geleitet wird sie vom Präsidenten der Parlamentarischen Versammlung, dem Spanier Pedro Agramunt.

Ungarn begann nach der Räumung des Lagers mit der Verstärkung seiner Grenzanlagen zu Serbien. Einige Flüchtlinge hätten sich trotz der Grenzschließungen auf der Balkanroute auf den Weg gemacht, teilte die ungarische Regierung mit. “Nach der Schließung des Flüchtlingslagers Idomeni hat sich die Zahl der Migranten, die versuchen, den ungarischen Grenzzaun zu überwinden, erhöht”, sagte der Berater des ungarischen Regierungschefs Viktor Orban, György Bakondi, dem Radiosender Kossuth. Während vor der Schließung 70 bis 90 Menschen illegal die Grenze überquert hätten, seien es nun 100 bis 150, sagte Bakondi. Der Stacheldrahtzaun sei “nicht ausreichend” und werde durch “permanente Absperrungen” ersetzt.

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