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„Crashkurs in Sachen EU“

Bgm. Florian Kasseroler, Dr. Franz Fischler, AK-Präsident Hubert Hämmerle und Franz Vallandro (AK).
Bgm. Florian Kasseroler, Dr. Franz Fischler, AK-Präsident Hubert Hämmerle und Franz Vallandro (AK). ©Elke Kager Meyer
Vortrag Fischler

Unter dem Titel „Heraus aus der Krise“ referierte der frühere EU-Kommissar Dr. Franz Fischler in Nenzing

 

„Eigentlich müsste der Titel dieses Vortrags `Heraus aus den Krisen´ und nicht in der Einzahl heißen. Übermäßige öffentliche Ausgaben – nicht nur in Griechenland, die politische Krise – Herausforderungen gibt es derzeit viele“, gab sich der frühere EU-Kommissar für Landwirtschaft, Dr. Franz Fischler, bei einem von der Arbeiterkammer und der Marktgemeinde Nenzing gemeinsam organisierten Vortrag ein Stück weit ernüchtert. Bei einem ähnlichen Vortrag, den er vor eineinhalb Jahren im Nenzinger Himmel hielt, wirkte Fischler weit enthusiastischer in Sachen EU. „Dennoch zeigt die Bilanz der EU großartige Leistungen auf: Die längste Friedensperiode und der größte Wohlstand in Europas Geschichte, zudem ist die EU der größte Binnenmarkt der Welt, weist das sozialste Gesellschaftssystem weltweit auf und gewährt dem Einzelnen die größtmögliche Freiheit.“

Gleichzeitig sei die EU auch das größte politische Experiment der Geschichte Europas. „Die EU ist aber nach wie vor eine Baustelle und ist krisenanfällig. Leider spielt sie weltweit keine adäquate Rolle, wir haben nicht einmal eine Stimme in der UNO.“ Dennoch: Um die Einigung voranzutreiben brauche es die Erweiterung, ist der Tiroler, der maßgeblich an den Beitrittsverhandlungen Österreichs zur EU beteiligt war und zwischenzeitlich ein Consulting-Unternehmen leitet, überzeugt. „Intelligentes Wachstum“ sei dabei gefordert. Dr. Franz Fischler ist überzeugt, dass die Türkei beispielsweise nie Mitglied der EU werde, da das Land die Grundvoraussetzungen für einen Beitritt nicht erfülle und so nicht die Zustimmung der Mitgliedsländer erhalte. Als sehr positiv beurteilt Fischler die Ziele, die sich die EU bis 2020 gesetzt hat: Ein intelligentes Wachstum – dazu zählt etwa die Senkung des  Anteils von Schulabbrechern auf zehn Prozent – ein Nachhaltiges Wachstum mit Berücksichtigung der Klimaschutzziele sowie ein integratives Wachstum. „Wenn man beispielsweise weiß, dass in Spanien die Jugendarbeitslosigkeit bei 55 Prozent liegt, dann weiß man auch wie viel sozialer Sprengstoff das in sich birgt.“ Patentrezept hat Dr. Franz Fischler auch keines bereit, aber: „Der Dialog mit den Menschen ist wichtig, nicht nur die Information.“

 

 

EU: Für die Wirtschaft

oder doch für die Menschen?

 

Dr. Franz Fischlers Meinung hat auch Jahre nach seinem politischen Rückzug viel Gewicht. Dem entsprechend war auch das Interesse beim Vortrag in Nenzing. Bürgermeister Florian Kasseroler konnte unter anderem den Landtagsabgeordneten Josef Türtscher, Dekan Hubert Lenz, Alt-Landtagspräsident Bertram Jäger, WIG-Walgau-Obmann Hanspeter Feuerstein, Agrar-Geschäftsführer Siegi Terzer, Gemeinderat Johannes Maier, Steuerberater Ronald Hepberger, Baumeister Philipp Tomaselli sowie Roswita und Wolfgang Hödl (Profit Management) begrüßen. In seiner Ansprache unterstrich Arbeiterkammer-Präsident Hubert Hämmerle, dass die menschliche Komponente in EU-Entscheidungen oft fehle:  „Die EU betreibt fast ausschließlich Wirtschaftspolitik und nicht Politik für die Menschen.“

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