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Ein Toter bei Krawallen mit Salafisten in Tunesien

Bei den jüngsten Zusammenstößen zwischen radikal-islamischen Salafisten und der Polizei in Tunesien ist ein Mann erschossen worden. Wie ein Krankenhausarzt am Mittwoch erklärte, wurde er bei den Protesten am Vortag von einer Kugel in den Kopf getroffen. Unterdessen verurteilte ein tunesisches Gericht den früheren Präsidenten Ben Ali in Abwesenheit zu einer weiteren Haftstrafe von 20 Jahren.


Polizisten schießen in Tunesien nur noch in Ausnahmefällen mit scharfen Geschossen. Am Dienstag hatten Polizeibeamte vereinzelt Schüsse in die Luft abgegeben, um die Demonstranten auseinanderzutreiben.

Eineinhalb Jahre nach dem Sturz der tunesischen Staatsführung hatten sich Hunderte Salafisten Straßenschlachten mit der Polizei in der Hauptstadt Tunis geliefert. Aus Sorge vor weiteren Unruhen erhängten die Behörden eine nächtliche Ausgangssperre. Die Regelung gilt nach Angabe des Innen- und des Verteidigungsministeriums für Tunis und sieben weitere Ballungsgebiete.

Auslöser der Krawalle war eine Kunstausstellung in einem Vorort von Tunis, bei der nach Ansicht der Islamisten Muslime beleidigt werden. Salafisten legen den Islam besonders streng aus. Einige von ihnen sympathisieren mit dem Extremistennetz Al-Kaida. Auch deutsche Behörden haben vor einer Gefahr durch Salafisten gewarnt.

Die Richter befanden indes den im saudiarabischen Exil lebenden Ben Ali am Mittwoch der Anstiftung zur Gewalt im Zusammenhang mit einem Fluchtversuch seines Neffen während des Volksaufstandes 2011 schuldig. Der Ex-Staatschef wurde bereits wegen Korruptions- und Foltervorwürfen zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Weitere Prozesse gegen Ben Ali laufen oder werden vorbereitet. Es ist allerdings fraglich, ob der Ex-Präsident die Haft jemals antreten wird. Es gibt keine Hinweise, dass Saudi-Arabien ihn ausliefert.

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