Die Einhaltung von Tempolimits wird bei einspurigen mindestens ebenso streng exekutiert wie bei mehrspurigen Fahrzeugen. Und einzelne Ausreißer, die den genannten Vorwürfen entsprechen, tun das, was sie immer tun: umso mehr unangenehm auffallen. Den ersten beiden Kritikpunkten könnte mit der Elektrifizierung paroli geboten werden. Doch ist es bei Moped & Motorrad noch weniger einfach, einfach einen Elektromotor und einen Akku zu implantieren – solange leistungsfähige Batterien groß und – sehr – schwer sind. Denn der Faktor Gewicht ist bei einem zweirädrigen Gefährt noch entscheidender als bei einem vier- oder mehrrädrigen Fahrzeug. Er betrifft nicht nur das Beschleunigen und das Bremsen, auch das Rangieren.
Dennoch: In der motorisierten Zweiradwelt greift das Prinzip des lautlos überspringenden Zündfunkens im Sinne relativer Lautlosigkeit und lokaler Emissionsfreiheit über. Gleichzeitig verschwimmen die Grenzen zum Fahrrad, in Gestalt von Pedelecs, batteriestrom-unterstützten Bikes. Die dürfen allerdings nicht schneller fahren als 25 km/h. Alles, was darüber hinaus geht, ist führerschein-pflichtig und sei es auch „nur” ein Moped-Ausweis, sprich ein rosa Schein der Klasse AM.
In Punkto prüfungs-pflichtiger Roller und Motorräder ist eine Reihe von Kleinserien-Produkten bereits auf dem Markt. Die Hersteller-Bandbreite reicht von io E-Scootern über Quantya und Vectrix bis zu Zero sowie anderen. Peugeot hat ein E-Modell im Programm, und auch das klassische Velosolex gibt’s mit Strom-Antrieb, allerdings in erster Linie im Herstellerland Frankreich.
Motorsport findet auch in der Stadt statt
Zwei Großserien-Zweiradhersteller entwickeln gerade einspurige Elektro-Fahrzeuge zur Serienreife: Bei KTM steht eine Sport-Enduro vor dem Verkaufsstart. 2008 war die Freeride E erstmals als ZEM (Zero Emission Motorcylce), als damals bereits schon sehr serienreif wirkendes Konzeptfahrzeug präsentiert worden. Ihre Eckdaten: 10,2 PS Nenn-, 30 PS Spitzenleistung, 42 Nm Maximaldrehmoment, 95 kg Startgewicht, 30 Minuten Reichweite im sportlichen Offroad-Einsatz.
Mittlerweile hat sie ein Jahr lang einen Kunden-Testbetrieb durchlaufen, in drei KTM-E-Cross-Centern in Österreich, und zwar nahe am Stammsitz des Herstellers, in Munderfing, Oberösterreich, weiters im Ötztal, Tirol („Area 47″) und bei Zell am See, Salzburg („E-Freeride Center Schmitten). Der Marktstart der Freeride E ist für die kommende Zweiradsaison terminisiert. Der Preis ist noch nicht fixiert. Mit der Freeride E will KTM-Boss Stefan Pierer zwei der Hauptkritik-Punkte des Motorradfahrens an sich, siehe oben, und des motorisierten Zweirad-Sports überhaupt entkräften: Geräusch- und Abgas-Entwicklung. Damit will er Wettbewerbs-Action stadttauglich machen.
Darüber hinaus präsentierte KTM heuer im Frühjahr auf der Tokyo Motorcycle Show das Konzept eines Elektro-Rollers namens E-Speed – den ersten Scooter aus Mattighofen überhaupt. In weiterer Folge hatte der Stromer auf der „bike-austria” in Tulln, Niederösterreich, seine Österreich-Show-Premiere. Die vorläufigen Eckdaten: 15 PS Spitzenleistung, 36 Nm Maximaldrehmoment, ca. 140 Kilo Gewicht, 85 km/h Top-Speed, ca. 60 km Reichweite. Marktstart: 2015. Derzeit wird unter Hochdruck an der Entwicklung zur Serienreife gearbeitet.
Bei BMW steht mit dem C Evolution ein Elektriker-Erstling in den Startlöchern. Der Strom-Scooter basier im im Prinzip auf dem benzin-betriebenen hubraumstarken C-Modell. Der flüssigkeitsgekühlte Elektromotor entwickelt eine Nennleistung von 15, eine Spitzenleistung von 48 PS. Samt Bremsenerige-Rekuperation soll seine Reichweite an die hundert Kilometer herankommen. Beim Rangieren der doch recht satten 265 Kilogramm Gewicht unterstützt eine Rückfahrhilfe. Der Marktstart ist für die kommende Zweirad-Saison – 2014 – geplant. Der Preis ist noch nicht bekannt.
(KECKEIS)
Bildcredit: Hersteller (BMW, KTM)
BMW C Evolution: Der erste Elektro-Einspurige aus Bayern soll kommendes Jahr auf den Markt kommen.
Die Eckdaten: 15 PS Nenn-, 47,5 PS Spitzenleistung, 72 Nm, in 6,2 Sekunden von 0 auf 100, 120 km/h Top-Speed, 265 kg.
Großflächiges Info-Display im Cockpit, Rückfahrhilfe fürs Rangieren. Reichweite bis zu 100 Kilometer.
KTM E-Speed: Der Prototyp des Elektro-Rollers wurde im Frühjahr in Tokyo und in Tulln präsentiert.
Die vorläufigen Eckdaten: 15 PS, 36 Nm, 85 km/h Top-Speed, ca. 60 km Reichweite. Marktstart: 2015.
In Mattighofen wird derzeit auf Hochtouren an der Entwicklung des ersten KTM-Rollers überhaupt gearbeitet.
KTM Freeride E: Die 2008 präsentierte seriennahe Studie ist für die kommende Saison marktstart-reif.
Die Eckdaten: 10,2 PS Nenn-, 30 PS Spitzenleistung, 42 Nm, 95 kg, 30 Minuten Reichweite.
Mit der Elektro-Enduro will KTM – so gut wie lautlosen – Motorsport in die städtischen Ballungszentren bringen.