“Andere Engel” lautet der Titel der diesjährigen Ausstellung. Die geflügelten Wesen seien “die idealen Bewohner des Höhenrausches”, so Kulturquartier-Direktor Martin Sturm bei der Presseführung anlässlich der Eröffnung am Freitag. Von putzigen Putten für das Wohnzimmer über biblische Engel aus Altarräumen bis hin zu welchen aus anderen Kultur- und Religionskreisen ist alles vertreten.
In der Ursulinenkirche erhält man gleich einmal einen Eindruck von Höhe, wenn man auf einem Steg hoch über dem Hauptschiff steht. Am Boden des Gotteshauses hat das Künstlerpaar Ilya und Emilia Kabakov den “Gefallenen Engel” inszeniert – als Tatort. Am Boden liegt eine abgestürzte Gestalt mit Flügeln, teils abgedeckt und das Areal mit Absperrbändern umspannt. Im “Engelamt” kann man sich von der Vielzahl der Aufgaben, die ein Engel zu erledigen hat, überzeugen. Die To-do-Liste reicht von “Singen” über “Inspirieren” und “Trösten” bis hin zu “Tod bringen”, alles ablesbar an den Beamten-Kojen der diensthabenden Flügelwesen, vor denen man sich anstellen kann.
Die Installationen im Inneren der Gebäude nähern sich dem Engel-Thema teils über Hilfsmittel wie Spiegel, Schatten oder Doppelgänger an. Religiöse – christliche wie andere – Zugänge haben ebenfalls Platz gefunden. Dafür ist auch die Diözese Linz mit an Bord, die auf dem Dach des Kulturquartiers einen Kommunikationsplatz betreibt.
Ein Stück Linzer Geschichte ist die Nike der Gruppe Haus-Rucker-Co. Die 14 Meter hohe Nachbildung aus Aluminium und Stahl der antiken Nike von Samothrake, die im Pariser Louvre steht, schwebte in den 1970er-Jahren weithin sichtbar auf dem Dach der Kunstuniversität. Die moderne Gestaltung spaltete Politik und Bevölkerung und machte die Nike im Rückblick zu einem Symbol für die kulturelle (Nicht-)Öffnung in der Stadt. Nun fliegt sie wieder weithin sichtbar über Linz – zumindest einen Sommer lang.