Die Katastrophenregion im Himalaya ist am Sonntag von einem starken Nachbeben erschüttert worden. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte hatte der Erdstoß eine Stärke von 6,7. Das Zentrum lag demnach südlich von Kodari in Nepal nahe der Grenze zu China in einer Tiefe von rund zehn Kilometern.
Wie die Polizei in Kathmandu am Sonntag mitteilte, wurden in Nepal inzwischen 1.953 Tote registriert. In Indien kamen nach offiziellen Angaben mindestens 53 Menschen ums Leben, 17 weitere Tote gab es chinesischen Staatsmedien in Tibet.
Erdbeben der Stärke 7,8
Das erste Beben der Stärke 7,8 hatte Nepal, Indien, China und Bangladesch am Samstag zur Mittagszeit erschüttert und schwere Zerstörungen angerichtet. Wie ein Reporter einer Nachrichtenagentur berichtete, stürzten Bewohner von Kathmandu ins Freie, während Häuser einbrachen. Die Erdstöße dauerten zwischen einer halben und zwei Minuten. Auch der Dharhara-Turm in der Altstadt stürzte ein.
Mindestens 18 Tote am Mount Everest
Im Basislager am Mount Everest wurden nach neuen Angaben mindestens 18 Menschen durch eine Lawine getötet. Damit starben am höchsten Berg der Welt mehr Menschen als im ganzen vergangenen Jahr.Wegen der schwierigen Kommunikation in dem gebirgigen Land trafen Informationen aus den entlegeneren Landesteilen erst allmählich in Kathmandu ein.
Die 18 Leichen wurden von einem Expeditions-Team der indischen Armee gefunden worden. “Und das sind nur diejenigen im Basislager. Es gibt auch noch Camp 1 und 2 darüber”, sagte ein Armeesprecher am Sonntag. “Wir wissen, dass 61 Menschen aus dem Basislager gerettet wurden”, erklärte Polizeisprecher Bhanubhakta Nepal. Zu den höheren Camps hätten sie derzeit keinen Zugang.
Weltweite Hilfe für Erdbebenopfer rollt an
Indes wurde weltweit Hilfe auf den Weg gebracht. Unterstützung sagten unter anderen die USA und die EU zu. Ähnlich äußerten sich Chinas Präsident Xi Jinping und seine Kollegen aus Frankreich und Russland, Francois Hollande und Wladimir Putin.
Länder aus aller Welt schickten Flugzeuge mit Hilfsgütern wie Nahrungsmitteln, Medikamente und Kommunikationsgeräten. Allein der große Nachbar Indien flog 43 Tonnen Material ein, darunter Zelte und Wasser. Auch mehrere Helikopter wurden zur Verfügung gestellt.
Auch Österreicher helfen vor Ort
Für das Österreichische Rote Kreuz starteten zwei Helfer am Sonntag nach Kathmandu. Eine österreichische Notfallsanitäterin fliegt mit einem fünfköpfigen Team der Johanniter von Frankfurt aus nach Nepal. Weitere Hilfsorganisationen, wie Caritas, Diakonie, World Vision, Ärzte ohne Grenzen und Jugend Eine Welt organisierten Unterstützung für ihre Partnerorganisationen in der Katastrophenregion und richteten Spendenkonten ein.
Das Außenministerium in Wien empfiehlt Reisenden, die sich bereits in der Gegend befinden, “die Region großräumig zu meiden und sich an die Anweisungen der lokalen Behörden zu halten”. Millionenbeträge verschiedener Regierungen und von Google sollen ebenfalls die Not lindern.
Lage im Katastrophengebiet nicht zu überblicken
Fast nirgendwo in Kathmandu gab es Strom, manche Menschen halfen sich mit Solarlampen. “Wir laden unsere Handys an Autobatterien auf”, sagte Alina Shrestha von World Vision, die selbst betroffen ist. Etwa 30 Nachbarn hätten die Nacht in Zelten in ihrem Hof verbracht. Sie höre Helikopter, aber Soldaten oder Polizisten habe sie in ihrem Stadtviertel noch nicht gesehen.
Wie es in vielen abgelegenen Städte und Dörfern in dem Himalaya-Land aussieht, war zunächst kaum zu überblicken. Das Dorf Barmak, unter dem das Epizentrum des Bebens lag, sei fast vollständig zerstört, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. “Ich habe meine Angehörigen und alle meine Nachbarn verloren”, sagte eine Frau auf Jaybageshwari einem örtlichen Radiosender. “Kann jemand, der überlebt hat, uns helfen? Wir haben weder Essen noch Kleidung. Alles ist weg.”
Augenzeugen berichteten, vielfach hätten die Menschen nur noch Kekse und Trockenfrüchte übrig. Hilfsorganisationen fürchten, dass bald auch das Wasser ausgeht. Auch die Ärzte sind an vielen Orten bereits überlastet. “Unter den Toten sind viele Kinder”, sagte Doktor Pratab Narayan aus dem Teaching-Krankenhaus. “Wir sind völlig überwältigt von der Zahl an Menschen.” (red/APA/dpa)