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Erste Zielpunkt-Betriebsversammlung: "Eine Sauerei jetzt vor Weihnachten"

Zielpunkt-Mitarbeiter sind wütend
Zielpunkt-Mitarbeiter sind wütend ©APA/HELMUT FOHRINGER
Die zielpunkt-Mitarbeiter sind wütend und schockiert. "Der Anlass ist scheiße." Mit diesen Worten hat Zielpunkt-Betriebsratschefin Snjezana Brajinovic am Montag, den 30. November  die erste von mehreren Betriebsversammlungen eingeleitet.
Gutscheine noch gültig
November-Löhne ausständig
2500 Mitarbeiter betroffen
Arbeitsmarkt unter Druck
Weitere Mitarbeiter betroffen
Rechtliche Schritte werden geprüft
Expansion nach Wien ausgeschlossen
Grüne wollen Klage unterstützen
Mitarbeiter sind wütend
Pleite offiziell

“Wir waren alle komplett geschockt. Das ist eine Sauerei jetzt vor Weihnachten”, sagte Brajinovic sichtlich bemüht, Tränen zu verbergen. Heute meldete die Lebensmittelkette offiziell Konkurs an. 2.708 Mitarbeiter verlieren ihren Job und sie sind wütend.

Erste Betriebsversammlung bei Zielpunkt

Ein Teil davon wurde am Vormittag bei der ersten Betriebsversammlung in Wien über die weiteren Schritte informiert. Weitere Veranstaltungen, auch in den Bundesländern, folgen am Nachmittag sowie in den nächsten Tagen. In erster Linie geht es zunächst darum, die Beschäftigten darüber zu informieren, wie sie zu ihrem Geld kommen. Zielpunkt zahlte die November-Gehälter sowie das Weihnachtsgeld nicht mehr aus. Das übernimmt nun der Insolvenzentgeltfonds (IEF).

Es sei wichtig, so rasch wie möglich alle erforderlichen Formulare auszufüllen, mahnte die Insolvenzexpertin der Arbeiterkammer, Karin Ristic, ein. Die Formulare würden vom Betriebsrat gesammelt eingereicht. “Wie lange müssen wir jetzt auf unser Geld warten?”, will eine Beschäftigte wissen. Ristic vermutet, dass es “eher Wochen als Monate” dauert. Aber genau könne sie es nicht sagen. Von den Banken gibt es die Zusicherung, dass alle Zielpunkt-Beschäftigten ihr Konto überziehen können, ohne Spesen zahlen zu müssen.

BETRIEBSVERSAMMLUNG ZIELPUNKT IN WIEN
BETRIEBSVERSAMMLUNG ZIELPUNKT IN WIEN

Auch wenn die Situation schrecklich sei, dürfe niemand eigenmächtig zu Hause bleiben, informierte die Gewerkschaft GPA-djp. “Keiner hört jetzt auf. Ihr dürft nicht einfach zu Hause bleiben”, betonte Betriebsrätin Brajinovic. Wer krank werde oder Urlaub habe, dürfe aber freilich auch jetzt daheimbleiben bzw. in den Urlaub fahren. Sollte die Filiale, in der man arbeitet, demnächst geschlossen werde, habe der Arbeitgeber das Recht, den Mitarbeiter in einer anderen Filiale einzusetzen. Welche Filialen wann schließen, dürfte der Masseverwalter in den nächsten Tagen bekanntgeben.

“Jetzt habt Ihr nix mehr zu verlieren”

Zur Zeit kursieren viele Gerüchte, die die Beschäftigten verunsichern. “Hört nicht auf das. Der Herr Pfeiffer (Chef des Zielpunkt-Eigentümers Pfeiffer, Anm.) hat schon viel gesagt. Fragt uns”, empfahl Mario Ferrari von der GPA-djp. So will Pfeiffer sich dafür einsetzen, dass den Mitarbeitern eine Prämie ausbezahlt wird, wenn sie bis zum Schluss arbeiten. “Das ist Blödsinn. Der Pfeiffer hat jetzt nichts mehr zu sagen. Das Sagen hat der Masseverwalter”, klärte Ferrari auf.

BETRIEBSVERSAMMLUNG ZIELPUNKT IN WIEN: BRAJINOVIC
BETRIEBSVERSAMMLUNG ZIELPUNKT IN WIEN: BRAJINOVIC

Für Aufregung sorgte auch die Aufzeichnungspraxis bei Zielpunkt. Laut Betriebsrätin kam es immer wieder zu Übertretungen der Ruhezeiten. Beschäftigte erzählten, dass nicht sie selbst die Stundenliste führten, sondern die jeweilige Filialleitung. Betriebsrat und Gewerkschaft forderten die Beschäftigen auf, ihre Stundenaufzeichnungen unbedingt selbst zu führen. “Jetzt habt Ihr nix mehr zu verlieren. Der Firma braucht Ihr nichts mehr zu schenken”, polterte Brajinovic.

Für schallendes Gelächter unter den rund 350 anwesenden Beschäftigten sorgte die Ankündigung der Betriebsrätin, dass ausgerechnet heute alle Mitarbeiter von Pfeiffer ein Weihnachtsgeschenk bekommen. Dieses enthalte auch einen 10-Euro-Einkaufsgutschein. “Wir würden die Gutscheine gerne an den Eigentümer schicken mit einem netten Brief”, sagte Brajinovic.

>> Zielpunkt-Konkurs ist offiziell

(APA)

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