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Erstes Abfahrtstraining in Lake Louise abgesagt

Temperaturen ließen kein Training zu
Temperaturen ließen kein Training zu ©USA Today Sports
Die Alpinski-Herren müssen in Lake Louise voraussichtlich mit nur einem Training in die erste Saisonabfahrt des Olympia-Winters gehen.

Der erste Versuch wurde am Mittwoch frühzeitig abgesagt, weil nächtlicher Schneefall und milde Temperaturen die Piste in Kanada zu weich gemacht hatten. Für Donnerstag sind die Aussichten schlecht, damit bliebe der Freitag als einzige Option.

“Natürlich hätte jeder speziell am Saisonanfang lieber drei Trainings. Auch mir würde das nicht schaden. Aber jetzt müssen wir uns darauf einstellen, dass es nur eines geben wird”, bedauerte Olympiasieger Matthias Mayer die Absage.

Überraschung sei es letztlich aber keine gewesen. “Wir hatten in der Früh zwei Fahrten auf der Rennpiste und da war es schon so, als ob du auf Kartoffelpüree fahren würdest. Von dem her war die Absage berechtigt.” Mayer hofft aber: “Es wäre gut, wenn es bis dahin wieder richtig kalt wird, damit die Feuchtigkeit raus geht. Dann wird’s interessant.”

Das sieht Mayers Landsmann Max Franz ähnlich. “Es war einfach nicht sinnvoll, ein Training zu fahren. Ich hoffe, das Wetter spielt mit und am Donnerstag kommt nicht zu viel Niederschlag. Wenn es dann auch noch kälter wird, kann es hübsch knackig werden”, ist der Kärntner überzeugt.

Heikle Situation nach tödlichem Unfall

Die Situation ist freilich heikel. Nach dem Unfalltod des Franzosen David Poisson haben die FIS-Verantwortlichen die Abfahrtsstrecke in der Provinz Albert etwas einfacher gestaltet. Österreichs Nachwuchsfahrer müssten nun aber im einzigen Training Qualifikation fahren.

Routiniers wie Romed Baumann haben da weniger ein Problem. “Lieber nur ein Training als keines, weil sonst gibt es kein Rennen”, sagte der Tiroler. In Richtung seiner jungen Kollegen meinte Baumann. “Lake Louise ist zum Einstieg eine gute Abfahrt. Es ist ganz etwas anderes, als wenn in Kitzbühel kein Training ist.”

Tribut für Poisson

Durch die Absage waren die Abfahrer wieder früh zu Hause im Hotel am Lake Louise. Dort fand ein Nachmittag ein Tribut für Poisson statt, an dem sich praktisch alle Nationen beteiligten. “Wir sind am Ende eine Mannschaft, egal welcher Nation wir angehören. Wir halten zusammen, das gibt Kraft”, erklärte Vincent Kriechmayr die Teilnahme zur Ehrensache.

“So etwas wie dieser Unfall ist sehr tragisch”, gestand der Oberösterreicher. “Aber so blöd das klingt, irgendwann müssen wir das wieder tun und ich hoffe, auch die französischen Kollegen schaffen das wieder. Unsere Anteilnahme gilt in erster Linie der Familie und den Angehörigen Davids.”

Auch für Baumann war die Unfall-Nachricht zunächst ein “brutaler Schock” gewesen. “Wir wissen, dass Skifahren gefährlich ist. Aber der Tod ist nochmals eine ganz andere Geschichte”, zeigte sich der Hochfilzener nachdenklich. Ihm sei bewusst: “Im Starthaus darfst du daran keinen Gedanken verschwenden.”

“Ein unglaublicher Schock”

Ähnlich sieht das Max Franz. “Das ist alles ein Wahnsinn, ein unglaublicher Schock am Anfang”, erinnerte sich der Kärntner. “Jetzt müssen wir allesamt schauen, damit bestmöglich umzugehen.”

Ein Restrisiko bestehe immer, weiß auch der WM-Dritte. “Aber manchmal kann es eben auch ganz blöd zugehen. Über sowas darfst du nicht nachdenken, sonst musst du es lassen.”

Dem schloss sich auch Mayer an. “Es ist einerseits wichtig, darüber zu reden und es aufzuarbeiten. Ich weiß ja selbst von meinem Unfall, dass es auch in diese Richtung gehen kann. Ich hatte aber Glück damals”, erinnerte Mayer an seinen Sturz in Gröden, der mit einer schweren Rückenwirbelverletzung geendet hatte.

“Aber irgendwann”, so Mayer, “muss dann auch wieder einen Schlussstrich ziehen. Und sich eingestehen, dass es so ist wie es ist”, empfahl der Kärntner, der in Lake Louise für Adrien Theaux die Rolle des Athletenvertreters übernommen hat.

Ungewohnt frühlingshafte Temperaturen

Alle Abfahrer mussten sich am Mittwoch auf für Lake Louise ungewohnt frühlingshafte Temperaturen einstellen. “Normalerweise sind wir hier bei minus 35 Grad in mehrere Zwiebelschichten eingedeckt. Diesmal ist es halt anders”, meinte Mayer.

Dass der neue Abfahrtscoach Sepp Brunner für frischen Wind gesorgt hat, war praktisch den Aussagen aller ÖSV-Abfahrer zu entnehmen. “Ich denke, wir sind ganz gut drauf”, sagte Mayer. “Vielleicht sind einige anfangs der Saison wieder schneller als wir. Aber wir werden trotzdem alles geben.”

Kriechmayr gab sich da etwas forscher. “Wir haben mannschaftlich einen großen Schritt nach vorne gemacht und werden auf jeden Fall stärker sein, als in den vergangenen Jahren.”

(APA)

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