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Erweiterter Suizid: Täter sind oft bereits zuvor psychisch krank

©VOL.AT/Steurer
Ein 38-jähriger Mann hat in der Nacht auf Sonntag in Hohenems in Vorarlberg seine Frau und seine beiden vier und sieben Jahre alten Töchter getötet.

Anschließend beging er Selbstmord, die Polizei sprach daher von einem erweiterten Suizid. “Oftmals ist es bei solch einem Tathergang so, dass es bereits eine psychische Auffälligkeit gab”, sagte der Psychologe Cornel Binder-Krieglstein zur APA.

Diese muss aber von außen nicht sichtbar sein, fügte der Experte vom Berufsverband Österreichischer Psychologen (BÖP) hinzu. Im Moment der Tat sei der Täter jedenfalls “in einer Ausnahmesituation. Er sieht ein Ziel, das er für sich umsetzen muss.” Das ziehe derjenige dann durch, erläuterte Binder-Krieglstein.

Häufig würden sich die späteren Täter in solchen Fällen ungerecht behandelt fühlen. Die Probleme könnten aber auch in den psychopathologischen Bereich gehen – etwa, dass der Betroffene vor der Tat eine Eingebung bekommen hat, sagte der Psychologe.

“Aus Verantwortung ziehen”

Erweiterter Suizid wird laut Binder-Krieglstein oft als Schlusspunkt gesehen, “um sich aus der Verantwortung zu ziehen”. Die “Idee” Recht zu haben oder sich durchsetzen zu wollen werde dabei so groß, dass der Täter etwa auch die eigenen Kinder tötet, bevor er Selbstmord begeht.

Der Fall zeigt, dass Wegweisungen und Betretungsverbote “nicht grundlos” ausgesprochen werden, betonte Binder-Krieglstein. Solche schweren Bluttaten seien aber “zum Glück Einzelfälle”. Eine zusätzliche Möglichkeit zur Abwendung von Gefahren wäre es, den potenziellen Gewalttätern niederschwellige psychologische Betreuung anzubieten – eventuell anonym oder kostenfrei, sagte der Experte. Die Täter hätten oft das Gefühl, sie sind allein. Die Betreuung müsste jedenfalls von Fachkräften übernommen werden, so Binder-Krieglstein

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