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Ex-Roco-Eigentümer kämpft Jahre nach Pleite gegen Raiffeisen Salzburg

Ex-Roco-Eigentümer kämpft weiter gegen Raiffeisen Salzburg.
Ex-Roco-Eigentümer kämpft weiter gegen Raiffeisen Salzburg. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Der ehemalige Eigentümer und Chef des Salzburger Modelleisenbahnbauers Roco, Peter Maegdefrau, kämpft auch über zehn Jahre nach seiner Pleite gegen Raiffeisen Salzburg. Am Donnerstag gab er gemeinsam mit dem "Kreditopferverein" eine Pressekonferenz, bei der er seine Vorwürfe erneuerte: Raiffeisen habe ihn damals bewusst in Konkurs geschickt und einen Schaden von 83,5 Mio. Euro angerichtet.
Maegdefrau verurteilt

Ende 2014 hat Maegdefrau, der wegen der Pleite auch vor Gericht gestanden war, eine “Schadensrechnung” über diesen Betrag ausgestellt. Da der Raiffeisenverband Salzburg (RVS) nicht gezahlt hat, wandte er sich an das Amtsgericht Coburg in Bayern – Maegdefrau ist deutscher Staatsbürger. “Wenn jemand in Deutschland seine Rechnung nicht bezahlt, geht man zum Mahngericht”, erklärte er in Wien vor Journalisten.

Maegdefrau nicht in Privatinsolvenz

Dieses Mahnverfahren werde nie eröffnet werden, meinte dazu der RVS-Sprecher. Maedgefrau sei in Privatinsolvenz und bekäme keine Prozesskostenunterstützung. Außerdem seien alle Verfahren, die Maegdefrau gegen Raiffeisen angestrengt hat, beendet – allesamt zugunsten von Raiffeisen. Eingestellt seien auch sämtliche Verfahren, die ein früherer Roco-Betriebsrat ins Rollen gebracht hat, so der Raiffeisen-Sprecher auf APA-Anfrage.

“Der Pressesprecher des Raiffeisenverbandes Salzburg verbreitet eine Unwahrheit, wenn er behauptet, ich sei in Privatinsolvenz und dass somit das von mir angestrengte Mahnverfahren über ca. 83,5 Millionen keine Aussicht auf Erfolg habe”, sagte Maegdefrau am Donnerstag Abend zur APA. Tatsächlich habe das Amtsgericht Traunstein seine Privatinsolvenz per 28. Jänner 2016 beendet.

Amtsmissbrauchsanzeigen gegen Salzburger Staatsanwaltschaft?

Maegdefrau, der heute nach Eigenangaben mittellos ist und sich gerade einmal eine “klitzekleine” Übergangswohnung leisten kann, gibt trotzdem nicht auf. Jetzt denkt er über Amtsmissbrauchsanzeigen gegen frühere Verantwortliche der Salzburger Staatsanwaltschaft nach. Diese hätten umfangreiche Vorbringen stets nach kürzester Zeit als strafrechtlich irrelevant abgetan.

Die Behörden, beklagt er sich, nähmen ihn nicht ernst. “Ich werde weggeschickt, wenn ich bei der Staatsanwaltschaft oder beim Landeskriminalamt erscheine. Man tut alles, um zu vertuschen.” Raiffeisen sei eben “der größte Gegner, den man sich in Österreich vorstellen kann”, so seine Erklärung.

Maegdefrau sieht sich im Recht

Maegdefrau hat über die Jahre ein ganzes Konvolut an Unterlagen gesammelt, die beweisen sollen, dass er Recht hat. 2005 habe Raiffeisen Roco ein Darlehen über 26,1 Mio. Euro gewährt. Danach sei Roco in Konkurs geschickt worden – mit einer Masse von 62,3 Mio. Euro. Roco sei dann von einer Auffanggesellschaft übernommen worden, hinter der eine Raiffeisen-Privatstiftung gestanden sei. Diese habe die Kreditsumme von 26 Mio. Euro erhalten.

Die Bilanz der Roco-Gruppe habe im Jahr vor der Pleite, 2004, viel besser ausgesehen als zehn Jahre danach. Damals habe der Modelleisenbahnbauer bei einem Umsatz von 40,7 Mio. Euro und 26 Mio. Euro Kreditschulden einen Bilanzverlust von 1,7 Mio. Euro ausgewiesen. 2014 hätten die Schulden 53 Mio. Euro betragen, der Umsatz 49,5 Mio. Euro und der Bilanzverlust 12,4 Mio. Euro.

Vergleichsangebot 2011 von Raiffeisen

Dass ihm Raiffeisen Salzburg im Jahr 2011 ein Vergleichsangebot von 1 Mio. Euro gemacht habe, wertet Maedgefrau als Schuldeingeständnis. “Das konnte ich aber nicht annehmen”, so der frühere Unternehmer. Mit der Summe wäre er seine Schulden niemals losgeworden. Zustandegekommen sei das ganze, weil ihm der Finanzrechtsexperte Peter Doralt geholfen habe. Dieser habe einen ganzen Tag lang Maegdefraus Unterlagen geprüft und ein Schreiben an Raiffeisen verfasst.

Roco-Gruppe seit 2005 pleite

Die Roco-Gruppe hatte 40 Jahre lang der Gründerfamilie Rösler gehört, ehe sie 2002 Maedgefrau übernahm. 2005 schlitterte er in die Pleite: 800 Gläubiger mit 53 Mio. Euro an Forderungen blieben auf der Strecke. Danach wechselte Roco zahlreiche Male den Eigentümer. Zunächst gehörte das Unternehmen dem RVS, dann dem Münchner Bauunternehmer Franz Josef Haslberger, der die Firma wieder an Raiffeisen zurückverkaufte. 2011 nahm ein Sanierer-Trio Raiffeisen Roco und den Konkurrenten Fleischmann ab – Raiffeisen hatte die beiden Modelleisenbahnbauer in eine gemeinsame Holding gebracht. Heute gehört die Modelleisenbahn-Gruppe mehrheitlich dem deutschen Beteiligungsmanager Roland Edenhofer, einen kleinen Teil hält noch Johannes Steinparzer. 2014 fuhr die Modelleisenbahn GmbH laut Firmenbuch in den roten Zahlen: Bei einem Umsatz von 34,8 Mio. Euro gab es ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von -2,3 Mio. Euro und einen Jahresfehlbetrag von knapp 56.000 Euro.

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