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Explosion in Gasstation im Marchfeld: Mikl-Leitner am Unglücksort

(v.l.n.r.) Michael Sartori (Rotes Kreuz Niederösterreich), NÖ-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und NÖ-Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner bei einer PK zur Gasexplosion
(v.l.n.r.) Michael Sartori (Rotes Kreuz Niederösterreich), NÖ-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und NÖ-Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner bei einer PK zur Gasexplosion ©APA/HANS PUNZ
Am Dienstagnachmittag hat Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) den Unglücksort in Baumgarten a.d. March (Bezirk Gänserndorf) besucht. Sie sprach im Anschluss von einer herausfordernden und dramatischen Situation, die in der Früh zu bewältigen gewesen sei.
Ein Toter, zahlreiche Verletzte
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Gasstation explodiert: Bilder
Nach der Gasexplosion in NÖ

Bei einer Explosion in der Gasstation von Gas Connect in Baumgarten in Niederösterreich ist am Dienstag in der Früh eine Person ums Leben gekommen. 21 Menschen wurden verletzt, einer davon schwer. Ursache für den Unfall dürfte ein technisches Gebrechen gewesen sein. Die Anlage wurde im “kontrollierten Zustand” heruntergefahren und war am Nachmittag noch außer Betrieb.

Herausfordernder Einsatz nach Gas-Explosion im Marchfeld

Bei dem Toten handelt es sich laut Gas Connect-Geschäftsführer Stefan Wagenhofer um einen Mitarbeiter einer Fremdfirma. Die Ausdehnung der Explosion auf dem 17 Hektar großen Areal beschrieb Wagenhofer mit etwa 100 mal 100 Metern. Es handle sich um einen Bereich, wo es zuletzt eine Bautätigkeit gegeben habe. “Heute nicht”, fügte der Geschäftsführer hinzu.

Als herausfordernd beschrieb auch Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner den Einsatz. Erst gegen 15.30 Uhr habe es Brand aus gegeben. Nachlöscharbeiten dauerten an. Eine Brandwache sollte die gesamte Nacht auf Mittwoch aufrecht bleiben. Ein Drittel der Feuerwehren des Bezirks Gänserndorf seien aufgeboten gewesen, so Fahrafellner.

Explosion in Gasstation forderte einen Toten und 21 Verletzte

Das mit Verbrennungen schwerverletzte Opfer, das von “Christophorus 9” ins AKH Wien geflogen wurde, ist nach Angaben des Roten Kreuzes noch am Dienstag in häusliche Pflege entlassen worden. Weitere Verletzte wurden ins Wiener SMZ Ost und UKH Meidling sowie ins Landesklinikum Hainburg transportiert, teilte Kellner mit. Etwa 50 Personen wurden in der Folge von Kriseninterventionsteams (KIT) betreut. Die gewaltige Explosion war laut der Nachrichtenagentur TASR auch von slowakischer Seite sichtbar. Die Explosion hatte sich laut dem Sprecher im westlichen Bereich der Anlage ereignet.

Erst gegen 15.30 Uhr hat es schließlich Brand aus gegeben. Nachlöscharbeiten dauerten aber weiter an. Zudem sollte eine Brandwache die gesamte Nacht auf Mittwoch aufrecht bleiben. Wann die Gasstation den Betrieb wieder aufnehmen kann, wurde am Nachmittag von Experten beraten.

Großaufgebot an Einsatzkräften bei der Explosion

Die Explosion hatte ein Großaufgebot an Einsatzkräften gefordert. So wurden etwa 22 Feuerwehren mit 240 Mann alarmiert, wie Landeskommandant Dietmar Fahrafellner mitteilte. Das Rote Kreuz stellte 40 Mitarbeiter. Hinzu kamen noch vier Notärzte und drei Mediziner aus der unmittelbaren Region sowie zwei Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams (KIT). Seitens der Rettungskräfte waren zudem “Christophorus 3” und “Christophorus 9”, zwei Notarzteinsatzfahrzeuge und zwölf Rettungswägen aufgeboten. Die Polizei entsandte 14 Streifen und 41 Mann der Einsatzreserve. Zudem wurde die Feuerwehr vom Hubschrauber “Libelle” aus mit Live-Bildern bei der Findung des Brandherdes unterstützt.

Die Gasstation ist die größte Import- und Übernahmestation für Erdgas in Österreich. Erdgas aus Russland, Norwegen und anderen Ländern wird dort übernommen, gemessen, geprüft und für den Weitertransport verdichtet. Zudem wird vor allem der Osten Österreichs versorgt. Obwohl die Station heruntergefahren wurde, droht vorerst aber kein Engpass an Erdgas. Gas Connect Austria sagte zu, dass die nationale Erdgasversorgung auf “absehbare Zeit abgedeckt werden kann”. Der Transit durch Österreich Richtung Süden und Südosten sei allerdings bis auf Weiteres beeinträchtigt. Die Unternehmen der EAA Gruppe – Energie Burgenland, EVN und Wien Energie – haben nach eigenen Angaben vorsorglich “große Mengen Erdgas für ihre Kunden in leistungsfähigen Speichern gelagert”. “Über die sogenannte Westschiene, eine leistungsstarke Transportleitung von den Gasspeichern in Oberösterreich in den Osten, kann Erdgas zu den Kunden in Ostösterreich transportiert werden”, versicherte die Allianz in einer Aussendung.

OMV: Wiederherstellung wird Tage dauern

Die Wiederherstellung der regulären Gasversorgung nach der Explosion in Baumgarten wird nach Einschätzung der OMV “Tage, nicht Stunden” dauern. Die Gasversorgung Österreichs sei dennoch nicht gefährdet, weil man auf gut gefüllte Gasspeicher zugreifen könne, heißt es aus der Regulierungsbehörde E-Control. Die Gaskunden in Österreich würden derzeit aus den gut gefüllten Gasspeichern versorgt, erklärte der Leiter der Gas-Abteilung in der E-Control, Bernhard Painz, auf Anfrage der APA. “Die Versorgung der Endkunden leidet nicht”, sagte Painz.

Das nutzbare Speichervolumen der österreichischen Gasspeicher betrage rund 8 Mrd. Kubikmeter, aktuell seien die Speicher mit 6 Mrd. Kubikmetern Gas gefüllt, was ein für die Jahreszeit üblicher Wert sei. Der tägliche Gasverbrauch betrage derzeit etwa 28,8 Millionen Kubikmeter Gas. 2016 haben die österreichischen Haushalte sowie Gewerbe und Industrie 7,8 Mrd. Kubikmeter Erdgas verbraucht.

Rund 30 Prozent der Gasspeicher-Kapazität in Österreich gehören der OMV Gas Storage, 16 Prozent besitzt die EVN-Tochter RAG (Rohöl-Aufsuchungs-AG). Die Uniper Energy Storage und die Gazprom-Tochter GSA besitzen ungefähr je 21 Prozent und die deutsche Speichergesellschaft Astora etwa 11 Prozent. Was die Ursache des Unglücks war und wie lange die Wiederherstellung des Normalzustandes nach der Explosion und dem Großbrand dauern wird, lässt sich laut Painz derzeit nicht sagen, auf dem Gelände sei es noch sehr heiß.

Gaspreise stiegen nach der Explosion europaweit

Allerdings zogen nach der Explosion die Gaspreise in Europa scharf an. In Italien stieg der Day-ahead-Großhandelspreis um 87 Prozent auf 44,50 Euro je Megawattstunde (MWh). Der Preis für britisches Gas zur sofortigen Lieferung schnellte um 32 Prozent nach oben. Italien zeigte sich zwar besorgt. Es sei jedoch nicht mit Engpässen in den Gaslieferungen zu rechnen, da Italien auf Reserven zurückgreifen könne, hieß es in einer Presseerklärung des Wirtschaftsministeriums. Die Lage sei unter Kontrolle.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat auf Facebook seine Anteilnahme ausgedrückt: “Meine Gedanken sind bei der Familie, den Freunden und Arbeitskollegen des Mannes, der heute im Marchfeld ums Leben gekommen ist. Meine aufrichtige Anteilnahme sowie viel Kraft für die schweren Stunden der Trauer”.

Explosion in Gasstation: Russische Gasexporte nach Südeuropa gestört

Die Explosion in der Gasstation im niederösterreichischen Baumgarten bringt den russischen Gasexport nach Süd- und Südosteuropa empfindlich durcheinander. Die Gazprom-Tochter Gazprom Export teilte am Dienstag in Moskau mit, man arbeite daran, Umgehungsrouten zu finden, um Lieferengpässe zu vermeiden. In Österreich selbst heißt es, dass die Gasversorgung der Kunden derzeit nicht beeinträchtigt ist.

Aus der Ukraine, dem Haupttransitland für russisches Gas, floss nach slowakischen Angaben am Dienstag ein Drittel weniger Erdgas Richtung Westen als noch am Montag. Aufgrund der Situation in der EU werde es einen temporären Rückgang der Transitvolumina über die Ukraine in Richtung Slowakei geben, so der ukrainische Pipelinebetreiber Ukrtransgaz.

Von Österreich aus sei der Weitertransport nach Süden und Südosten bis auf weiteres unterbrochen, hieß es in einer Mitteilung der Gas Connect Austria GmbH, die zu 51 Prozent der OMV gehört. Das betrifft unter anderem die Slowakei, Slowenien, Ungarn und Kroatien.

Italien: Gasversorgung unterbrochen

Italien war als Empfängerland fast völlig abgeschnitten. Die täglichen Lieferungen seien von 113,5 Millionen auf 14 Millionen Kubikmeter Gas gesunken, teilte der örtliche Transporteur SNAM mit, der wesentlich an der Gas Connect beteiligt ist. Es sei jedoch nicht mit Engpässen bei der Gasversorgung zu rechnen, da Italien auf Reserven zurückgreifen könne, hieß es in einer Presseerklärung des Wirtschaftsministeriums. Die Lage sei unter Kontrolle. Die Sicherheit des italienischen Gasversorgungssystems sei mit Reserven garantiert, betonte auch SNAM. Auch die Gaslieferungen nach Slowenien sind beeinträchtigt, berichtet die slowenische Nachrichtenagentur STA. Der Netzbetreiber Plonovodi erklärte, dass man eine ungestörte Versorgung am slowenischen Gasmarkt sicherstellen wolle.

Die Lieferungen nach Deutschland sind nicht betroffen. Die entsprechende Leitung sei unversehrt geblieben, sagte ein Gas-Connect-Sprecher. Die Versorgung in Deutschland ist nicht gefährdet. Aktuell sei von keiner Beeinträchtigung auszugehen, teilte der Verband der deutschen Fernleitungsnetzbetreiber, FNB Gas, am Dienstag mit. Man verfolge die Situation aber weiterhin mit “höchster Aufmerksamkeit”.

In der Slowakei gebe weiterhin eine uneingeschränkte Versorgung von Industrie und Haushalten, so ein Sprecher des größten Gasversorgers des Landes, SPP, laut der Nachrichtenagentur TSAR. Der Gastransport Richtung Baumgarten sei vorerst aber aus Sicherheitsgründen unterbrochen worden, so der slowakischen Pipelinebetreiber Eustream.

(apa/red)

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