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Farbenprächtige Uraufführung von Sulzers Neunter in Linz

Mit Standing Ovations feierte das Publikum Balduin Sulzer (82) nach der Uraufführung seiner 9. Symphonie Mittwoch Abend im Großen Saal des Linzer Brucknerhauses. Dem freundlichen, humorvollen Mönch und Musikerzieher (berühmtester Schüler: Franz Welser-Möst) gehören seit langem die Sympathien der oberösterreichischen Musikliebhaber.


Wie alle seiner rund 400 Kompositionen zeichnet sich auch sein jüngstes symphonisches Werk durch instrumentale Farbenpracht aus. Sulzer weiß mit der Kombination verschiedener Instrumente umzugehen und erzielt damit faszinierende Klänge. Man bedauert fast, dass die einsätzige Symphonie nach knapp 20 Minuten wieder zu Ende ist.

Sulzer nennt seine Neunte “Arbeitersymphonie”, was nicht zuletzt auch mit dem Auftraggeber, die Arbeiterkammer Oberösterreich, zu tun hat. In einer launigen Werkeinführung vor der Uraufführung verwies der Komponist auf seine familiäre Verbindung zur Welt der Arbeiter: “Mein Vater war Holzknecht im Ennstal.”

Ausgangspunkt für die Vertonung ist die Streitschrift von Stephane Hessel “Empört Euch”, mit der er zum gewaltfreien Widerstand und zivilen Ungehorsam gegen die Diktatur des Finanzkapitalismus, gegen die Missachtung der Menschenrechte und gegen die Umweltzerstörung aufruft. Dazu vertont Sulzer auch Zitate von Sophokles, Benedikt von Nursia, Marx, Bischof Ketteler, Lasalle und Brecht. Sie benennen die Kluft zwischen Arbeit und Kapital und die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich.

Die Texte werden von zwei Solostimmen (Anna Maria Pammer, Sopran – in adäquater roter Latzhose – und Dominik Nekel, Bass) in das orchestrale Klang- und Rhythmusgeflecht eingeworfen. Zentraler textlicher Appell ist der Aufruf das Heiligen Benedikt “Ora et labora – Bete und Arbeite!”. Für Sulzer bedeutet dies, dass der Mensch die Arbeit so gestalten soll, dass sie auch Freude macht.

Musikalisch weiß Sulzer das ihm zur Verfügung stehende Instrumentarium blendend einzusetzen. Eine wichtige Rolle kommt dabei den reich bestückten (virtuos gespielten) Röhrenglocken und einem vielfachen Schlagwerk zu. Streicher und Bläser sorgen dazu für scharfen vorwärtsdrängenden Rhythmus. Im Bruckner Orchester Linz unter seinem Chefdirigenten Dennis Russell Davies hatte der Komponist versierte und mit seinem Schaffen vertraute Interpreten.

Der Vollständigkeit halber ist zu ergänzen, dass das Konzert nicht nur aus 20 Minuten Sulzer bestand. Zuvor gab es noch Beethovens erste Leonore-Ouvertüre und die Frühlingssymphonie von Robert Schumann. Publikumsinteresse und Beifall gehörten aber Balduin Sulzer.

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